Trends im Social Web

Jedem, der sich für die aktuellen Entwicklungen im Internet interessiert, kann ich TheSocialWeb.tv sehr empfehlen. Dort wird in regelmäßigen Videobeiträgen darüber informiert, wie Online-Plattformen heute auf Basis gemeinsamer Standards immer stärker zusammenarbeiten, offene Schnittstellen anbieten und dem Nutzer zunehmend die Kontrolle über seine Daten lassen. Das Team um John McCrea, Joseph Smarr, David Recordon und Chris Messina tritt dabei in wechselnden Besetzungen auf und lädt auch gern weitere Gäste aus der Web-Szene ein.

In einem Vortrag bei Google I/O hat Joseph Smarr im Mai dieses Jahres die aktuellen Trends im Social Web sehr gut und verständlich zusammengefasst und auf den Punkt gebracht. Der Vortrag dauert eine Stunde, die zu investieren sich aber lohnt:

A number of emerging technologies will soon collectively enable an open social web in which users control their information and it can flow between multiple sites and services. OpenID, OAuth, microformats, OpenSocial, the Social Graph API, friends-list portability, and more will be discussed, as well as a coherent vision for how the pieces fit together and how developers can start taking advantage of them now.

Die Präsentation zum Vortrag kann hier heruntergeladen werden.

Besonders spannend ist, dass Joseph Smarr wirklich ein Gesamtbild entwirft, das zeigt, wohin sich das Social Web entwickeln könnte. Er verknüpft viele der Trends und Entwicklungen, von denen man täglich in der Blogosphäre liest. Eines seiner Kerncharts zeigt dabei auf, wie die Nutzung des Social Web künftig aussehen könnte. Demzufolge werden wir immer stärker Hilfsdienste nutzen, um uns im Internet zu bewegen. Konkret handelt es sich dabei um (1) Identity Providers, (2) Social Graph Providers und (3) Content Aggregators:

Trends im Social Web

Doch was sind das nun für Dienste?

  1. Identity Providers sind bspw. Anbieter von OpenID. Eine erfolgreiche Plattform am Markt ist myOpenID. Mit deren Hilfe kann man sich schon heute bei vielen Seiten wie Plaxo oder blogoscoop anmelden. Der Social-Bookmarking-Dienst Ma.gnolia erlaubt sogar nur noch Neuanmeldungen über solche Dienste. Der Vorteil bei der ganzen Sache ist, dass man vor der Nutzung neuer Plattformen im Internet nicht jedes Mal wieder all seine Daten in ein Profil eingeben und immer wieder das eigene Nutzerbild hochladen muss. Dadurch sinkt der Aufwand erheblich, wenn man auf vielen verschiedenen Plattformen im Netz aktiv sein möchte.
  2. Social Graph Providers sind solche Anbieter wie bspw. Facebook, die dem Nutzer das umfassende Management der eigenen Kontakte und auch die Nutzung des eigenen Kontaktnetzwerks auf externen Seiten ermöglichen. So kann man heute bereits auf Plattformen wie The Insider oder in Deutschland seit kurzem bei amiando (von Mark Zuckerberg in München vorgestellt) auf seine Facebook-Daten zugreifen. Schließlich ist es überaus mühsam, auf jeder neuen Seite immer wieder sein Freundesnetzwerk aufbauen zu müssen. Zudem macht die Nutzung vieler Seiten erst Spaß, wenn man dies gemeinsam mit seinen Freunden tun kann.
  3. Ein bekannter Content Aggregator ist FriendFeed. Solche Dienste aggregieren den auf verschiedenen Social-Web-Plattformen erstellten Content und listen ihn auf einer Seite auf. Dadurch müssen die eigenen Freunde nicht all die Seiten aufsuchen, auf denen man Inhalte erstellt, um am eigenen virtuellen Leben teilhaben zu können.

In der Summe werden diese drei Arten von Online-Diensten sicherlich eine immer größere Rolle spielen und die heutige Web-Welt stark beeinflussen und verändern. Für Medienunternehmer haben sie daher eine große Bedeutung. Wer heute Web-Plattformen plant und umsetzt, sollte diese Trends kennen und berücksichtigen, um auch langfristig gut aufgestellt zu sein.

Um nur eine Konsequenz zu nennen: Wenn Internetnutzer auf jeder beliebigen Web-Plattform mit wenigen Klicks ihren gesamten Social Graph importieren können, verlieren die Netzwerkeffekte heutiger Art ein Gutteil ihrer Bedeutung. Dadurch werden auch große und bekannte Angebote nicht mehr dagegen gefeit sein, schnell Nutzer an neue Wettbewerber zu verlieren. Der Erfolg im Social Web wird also künftig umso stärker von der Produktqualität und dem Marketing abhängen.

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