Literaturgesellschaften als Vorbild für Bücher 2.0

Literaturgesellschaften als Vorbild für Bücher 2.0

Seit 2003 engagiere ich mich in der Theodor Fontane Gesellschaft. Nun habe ich mir überlegt, dass Literaturgesellschaften eigentlich viel gemein haben mit der Zukunft von Büchern und der Buchbranche.

Wozu gibt es Literaturgesellschaften?

Zu den Zielen und Vorhaben der Fontane-Gesellschaft gehört u.a.:

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Fontanes Werk und das Andenken an seine Persönlichkeit der Nachwelt zu erhalten und einer weiten, interessierten Öffentlichkeit näherzubringen
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Organisation von Veranstaltungen, die der Erforschung von Fontanes Werk und seiner Zeit ein Forum schaffen und Wissenschaftler aus aller Welt zu Diskussionen und kritischer Auseinandersetzung zusammenführen
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Nutzung der vielfältigen kommunikativen Möglichkeiten einer literarischen Gesellschaft, um Menschen aus aller Welt, die sich dem Schaffen Theodor Fontanes verbunden fühlen, Begegnungen und Gedankenaustausch zu vermitteln und so Verständigung und Toleranz zu fördern.
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Was hat das mit der Zukunft von Büchern zu tun?

Literaturgesellschaften dienen dazu, rund um das Leben und Werk eines Schriftstellers oder Dichters Menschen zur versammeln, die sich dafür begeistern. Diesen wird eine Plattform geboten, auf der sie sich mit anderen vernetzen und austauschen können. Die Werke und Taten des Schriftstellers sind also nur der Ausgangspunkt für die Interaktion von “Fans”.

Literaturgesellschaften wurden bisher natürlich nur “großen” Dichtern gewidmet, die entsprechendes Potenzial bieten, viele Menschen zu aktivieren. Schließlich ist es sehr aufwendig, solch eine Literaturgesellschaft klassischer Prägung zu organisieren und zu unterhalten. Dank der durch das Internet gesunkenen Transaktionskosten ist es heute aber sehr leicht möglich, mit nur geringem Aufwand alle möglichen Menschengruppen zu organisieren. So kann heute jeder Schriftsteller seine eigene kleine Literaturgesellschaft bekommen.

Ich denke, dass Bücher künftig in vielen Fällen nur der Ausgangspunkt für die Kommunikation von “Fans” sein werden. Diese Vernetzung von Anhängern und deren Aktivitäten werden einen ganz eigenen Wert darstellen. Ohne diese Vernetzung werden Bücher nur wenig attraktiv sein und sie werden neue potenzielle Leser nur schwer erreichen können. Denn der kombinierte Social Graph aller Beteiligten dient auch hier als Inhaltefilter und somit als wichtigster Vertriebskanal. Daher stellt sich auch die Frage, ob man den reinen Inhalt bspw. von belletristischen Werken künftig noch verkaufen wollen wird. Denn schließlich bedeutet das, dass die Kommunikation den Inhalt betreffend erschwert wird. Viele gerade junge Autoren werden ihre Bücher (großenteils) verschenken, gerade um erst einmal Reichweite und einen Stamm an Fans aufzubauen.

Zur Gegenwart

Bei den Neuentwicklungen im Buchmarkt fällt auf, dass dieser Vernetzungsgedanke häufig noch zu kurz kommt. So ist es sicherlich ein Fortschritt, dass Bücher zunehmend als Widgets mobil gemacht werden. Allerdings sind die Vernetzungsmöglichkeiten hierbei meist recht gering. Daher hat mir der Ansatz von BookGlutton schon immer sehr gut gefallen, die rund um den mobil gemachten Buchinhalt Kommunikation in Form eines Chats und einer Art Marginalien-Funktion erlauben. Gerade bei den eReadern fehlen die Vernetzungsmöglichkeiten bisher großenteils, was ich kritischer finde als das Fehlen bspw. von Farbdisplays im E-Ink-Bereich. Besser gefällt mir da schon der Ansatz von Textunes, die inzwischen für Bücher auf iPhones die Möglichkeit bieten, Inhalte sehr einfach über soziale Netzwerke zu verbreiten. Vor Monaten schon hat Seth Godin 9 Vorschläge gemacht, wie eReader aus seiner Sicht das Potenzial von Büchern besser ausschöpfen könnten.

Bildquelle: runneralan2004 (CC-Lizenz)

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