Marketing-Interview: Andreas Auth, Geschäftsführender Direktor der Wissenschaftlichen Buchgesellschaft

Die Interview-Reihe “Ich mach was mit Marketing” soll dazu dienen zu zeigen, wie interessante Menschen in interessanten Märkten die (z.T. neuen) Möglichkeiten des Marketings für sich und ihr Unternehmen nutzen. Wer Lust hat, auch ein Interview beizusteuern, kann mich einfach kontaktieren oder mir direkt die Antworten und ein Foto von sich zusenden. (Jedoch behalte ich mir vor, nicht alle Zusendungen zu veröffentlichen.) Die bisherigen Interviews finden Sie hier.

Heute stellt sich Andreas Auth vor:

Marketing-Interview: Andreas Auth, Geschäftsführender Direktor der Wissenschaftlichen Buchgesellschaft

Wer sind Sie und “was machen Sie mit Marketing”?

Ich bin Geschäftsführender Direktor der WBG (Wissenschaftlichen Buchgesellschaft), eines unabhängigen Verlags in der recht seltenen Rechtsform eines wirtschaftlichen Vereins mit rund 130.000 Mitgliedern. In dieser Position verantworte ich sowohl alle verlegerischen Aktivitäten als auch die betriebswirtschaftliche Entwicklung der WBG. Als Mitglied des Geschäftsführenden Vorstands der WBG hafte ich zudem persönlich für die Ergebnisse der WBG bzw. ihrer Tochterverlage, dem Konrad Theiss Verlag, dem Philipp von Zabern Verlag sowie dem Primus Verlag.

Die WBG selbst hat viele Facetten, was sie einzigartig im deutschsprachigen, vielleicht sogar im internationalen Markt macht: Sie ist auf der einen Seite ein ganz „normaler“ Verlag, der eine Vielzahl von gedruckten und elektronischen Werken herausgibt, mit einem starken Programm in den Geistes- und Geowissenschaften. Außerdem erscheinen Hörbücher im verlagseigenen Imprint-Hörbuchverlag auditorium maximum. Auf der anderen Seite ist sie eine Buchgemeinschaft, die ihren Mitgliedern neben den verlagseigenen Publikationen eine Vielzahl an Lizenzausgaben anderer renommierter Verlage anbietet, welche die Mitglieder deutlich günstiger beziehen können. Dafür müssen sie gemäß der dt. Buchpreisbindung einen jährlichen Mitgliedsbeitrag (€ 11,– bzw. 5,50) zahlen und pro Jahr einen Artikel beziehen. Außerdem bietet die WBG ihren Mitgliedern hochwertige Non-Book-Artikel an, wie z. B. Kunstgegenstände, Büchermöbel sowie ein ausgewähltes Musikprogramm. In den vergangenen Jahren hat sich die WBG zu einer mittelständischen Verlagsgruppe entwickelt, die unterschiedliche Tochterverlage und Imprintverlage unter ihrem Dach angesiedelt hat.

In meiner täglichen Arbeit achte ich darauf, dass sich die WBG sehr stark auf die inhaltlichen und vertrieblichen Bedürfnisse ihrer Kunden und Mitglieder einstellt, entsprechende Bücher realisiert und diese – vor allem im Rahmen des Versand- und Internethandels – anbietet. Da die WBG nicht kommerziell ausgerichtet ist und ihre Gewinne satzungsgemäß in die Förderung von Wissenschaft, Bildung und Kultur reinvestiert, ist dies immer wieder eine besondere, sehr schöne Herausforderung.

Was ist das Besondere an Ihrem Markt/Ihrer Zielgruppe?

Das Besondere ist, dass wir aufgrund der Programmbreite und -tiefe eine Vielzahl von Zielgruppen differenziert ansprechen. Die WBG hat mehr als 20 Programmbereiche, die schwerpunktmäßig in den Geisteswissenschaften angesiedelt sind, und über 4500 lieferbare Titel. Abhängig davon, welches Unterscheidungskriterium wir heranziehen, kommen wir zu ganz unterschiedlichen Sichtweisen: Wir sprechen Buchhandelskäufer oder Versandhandelskunden an; Mitglieder oder Nichtmitglieder; Buch-, Hörbuch- oder Non-Book-Käufer; Studenten, Fachwissenschaftler oder den berühmten „interessierten Laien“, um nur einige Merkmale zu nennen. In Abhängigkeit von der jeweiligen Zielgruppe müssen unsere Werke auf die dazugehörigen inhaltlichen, haptischen oder vertrieblichen Wünsche zugeschnitten sein. Allen Kunden ist gemein, dass sie einen sehr hohen Qualitätsanspruch haben und an qualifizierten Informationen bzw. fundiertem Wissen interessiert sind. WBG-Mitglieder sind zudem die wichtigsten Ideengeber bzw. Berater, wenn es um die Herausgabe neuer Publikationen geht. Ohne sie würde es einen Großteil unserer Publikationen nicht geben! Deshalb lautet unser Claim „Wissen verbindet“.

Was ist das Besondere an Ihren Marketing-Aktivitäten?

Ziel aller Marketingaktivitäten der WBG ist es, einen wirklichen Dialog mit dem Kunden aufzubauen und die Wünsche unserer Mitglieder zu 100% zu befriedigen. Nur dadurch gelingt es uns, sie langfristig an die WBG zu binden. Im Gegensatz zu den großen Marktteilnehmern, wie z. B. Weltbild oder dem Buchclub Bertelsmann, sind wir ein Nischenanbieter, der die vorhandenen Nischen sowohl in der Breite wie auch der Tiefe möglichst vollständig ausfüllen sollte. Aus diesem Grund kommt unseren Marketing- und Servicemitarbeitern eine sehr wichtige Aufgabe zu: Da sie schriftlich und mündlich im Dialog mit unseren Mitgliedern stehen, müssen sie auf die Wünsche adäquat reagieren und quasi herausfiltern, wo es inhaltliche, programmatische oder vertriebliche Defizite gibt bzw. neue Anforderungen vom Markt, die umgesetzt werden sollten.

Wie messen Sie Erfolg?

Natürlich nutzen auch wir die üblichen Kennzahlen, wie z. B. Umsatz und Deckungsbeiträge von Produkten oder Programmbereichen. Daneben arbeiten wir mit allen relevanten Kennzahlen aus dem Mailorder- bzw. Direktmarketingbereich. Da uns die Kundenbindung sehr wichtig ist, überprüfen wir u. a. die durchschnittliche Mitgliedsdauer unserer Mitglieder, die derzeit bei 17,6 Jahren liegt – ein vergleichsweise sehr hoher Wert. Regelmäßige Kundenumfragen zeigen, ob wir für unsere Kunden ein wichtiger Partner sind.

Welche Ihrer Marketing-Maßnahmen der jüngsten Zeit war besonders erfolgreich oder interessant?

Nachdem wir in den vergangen Jahren in vielen Fachbereichen unsere Studienliteratur stark ausgebaut haben, war es an der Zeit, Studenten verstärkt von unserem Angebot zu überzeugen. Ziel war es dabei, sie vorrangig für eine WBG-Mitgliedschaft zu begeistern. Für Studierende ist die WBG-Mitgliedschaft mit einem Jahresbeitrag von € 5,50 zudem besonders günstig. Mit Unterstützung verschiedener Partner war die WBG deshalb an allen einschlägigen Universitäten in Deutschland vor Ort präsent. Diese Aktionen wurden auf vielfältige Weise begleitet, sowohl mit unterschiedlichen Print- und Online-Medien, als auch durch persönliche Empfehlungen von Professoren, die seit Jahren Mitglied und/oder Autor der WBG sind. Die Resonanz war und ist überdurchschnittlich positiv. Cross-Media-Kampagnen bestimmen zunehmend den Alltag unserer Marketingarbeit im Mitglieder- und Produktbereich. Die bewusste Verzahnung von Print- und Onlinewerbung sowie Social-Media-Aktivitäten führt dazu, dass unsere Kunden die jeweiligen Botschaften auf ganz unterschiedliche Art und Weise aufnehmen und reagieren.

Wie sieht ein typischer Tag bei Ihnen aus?

Den typischen Arbeitstag mit einem ganz bestimmten Ablauf gibt es eigentlich nicht. Allerdings sind meine Arbeitswochen relativ stark durchgetaktet. Beim morgendlichen Kaffee lese ich Zeitung, checke meine Mails und schau mal bei Facebook vorbei. Um 9.00 Uhr bin ich dann im Büro. Wenn es die Zeit erlaubt, besuche ich unsere Versandabteilung und freue mich, wenn Novitäten angeliefert wurden und viele Kundenbestellungen versendet werden. Im Lauf des Tages habe ich verschiedene Sitzungen und Besprechungen, in denen ich mit den Beteiligten auf Augenhöhe Aufgaben und Ziele bespreche, kreative Lösungen erarbeite und natürlich Entscheidungen treffe. Ansonsten absolviere ich das normale Programm einer Führungskraft: motivieren, delegieren und überprüfen der Ergebnisse. Verschiedene repräsentative Verpflichtungen und Ehrenämter, u. a. beim Börsenverein, runden die Arbeitswochen ab.

Wo finden wir Sie im Internet?

Persönlich bin ich auf Facebook und XING unterwegs. Die WBG hat natürlich den obligatorischen Internetauftritt und ist auch auf Facebook aktiv.

Vielen Dank für Ihre Zeit!

Bildquelle: Andreas Auth

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