Frank Krings: Post-Internet-Star – “Es hat mich 100 Dollar gekostet”

Frank Krings: Post-Internet-Star - "Es hat mich 100 Dollar gekostet"

Frank Krings arbeitet in der Kommunikationsabteilung der Frankfurter Buchmesse, Schwerpunkt Online-Redaktion / Social Media. Seine Artikel hier geben seine privaten Ansichten und nicht die der Frankfurter Buchmesse wieder.

Arm, aber mit Access. So laufen wohl heute Künstler-Karrieren dank des Web ab. Solche unsortierten Gedanken gingen mir nach dem Artikel über Grimes und ihre DIY-Karriere durch den Kopf. Und die Karriere ging etwa so: Die kanadische Musik-Nerdin Claire Boucher aka Grimes besitzt außer einem Internet-Anschluss nicht viel. Sie klickt sich durch einen seltsamen Musik-Kosmos aus Mariah Carey, Hildegard von Bingen und Apehx Twin. Dann bastelt Grimes mit der Apple-Software GarageBand eigene Tracks. Diese entsprechen ihrem sprunghaften, exzentrischen Medienkonsum im Long-Tail-Angebot des Web.

Sie lässt den Hörer in einem Meer von popkulturellen Andeutungen zwischen Science-Fiction, Videospielen und mittelalterlicher Mystik baden. Boucher selbst bezeichnet ihren Sound als »post-internet« und macht damit die unüberschaubare Vielzahl ihrer Einflüsse geltend.

Grimes Alben kosten sie in der Produktion weniger als 100 Dollar. Und sie sind als Free Download verfügbar, was das massenweise Verlinken und Sharen in Blogs beflügelt. Fan-driven Content sozusagen. Grimes wird “hip”. Die erste Anfrage nach einem Live-Gig führt zum netzwerk-extremistischen “South by Southwest”-Festival. Und da ihr Equipment in eine Laptoptasche passt und sie keine Mitmusiker hat, wird sie von unterbudgetierten Indie-Veranstaltern gerne gebucht.

Ich spiele auf vielen Festivals, weil es leicht ist, mich überall hinzubringen. Ich kenne viele Bands mit drei oder vier Leuten, bei denen das nicht geht, weil es finanziell nicht mehr zumutbar ist.

Der Weg von Grimes zum “post-internet”-Star hinterlässt bei mir ein zwiespältiges Gefühl. Einerseits fasziniert mich der “Instant Access” zur Musikerwelt, die Selbstermächtigung des Amateurs: Zugriff auf jede musikalische Nische dank des Web. (Super!) Billige Produktionsmittel wie GarageBand. (Yay!) Kostenlose Verbreitung & Netzwerkbildung durch Content Sharing in Social Media. (Awesome!) Andererseits ist so eine DIY-Karriere ohne Arbeitsteilung auch anstrengend. Als Dauerzustand jedenfalls. Aber die Faszination überwiegt, oder? Ach ja, und Grimes klingt wirklich ein bisschen wie Kate Bush

Textquelle: Crosspost dieses Original-Beitrags bei swing batta swing.
Bildquelle: NamensnennungKeine kommerzielle Nutzung Bestimmte Rechte vorbehalten von Kevin N. Murphy

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