Angelika Schulz-Parthu: Gründerin und Verlegerin des Leinpfad Verlags

Kurze Beschreibung der Persönlichkeit, die nominiert wird

Angelika Schulz-ParthuAngelika Schulz-Parthu hat vor 16 Jahren in Ingelheim den Leinpfad Verlag gegründet und veröffentlicht seitdem Regionalia: Koch- und Kinderbücher, Wander- und Ausflugsführer, Mundart, Regionalkrimis und Kulturanthropologisches für Rheinhessen und die Rhein-Main-Region.

Wer mit 49 einen Verlag gründet, es mit 59 nicht bereut, mit 64 nochmal mit leichter Hand fünf Jahre drauflegt „weil im Moment alles so spannend ist“, die hat sicher keine Mühe, „eine beneidenswerte Aufbruchstimmung“ (siehe unten) rüberzubringen.

Wie begann das alles? Mit Antje Kunstmann, der Mainzer Minipressen-Messe und anderen Beispielen aus der Alternativszene, aber ohne Businessplan oder gar Ausbildung – ein ausführliches Germanistikstudium musste reichen … In den 80er-Jahren gab es im Fernsehen dienstagnachmittags die Reihe „Frauengeschichten“ und einmal eine Folge über einen Frauenbuchverlag, dem damaligen Weismann-Verlag-Frauenbuchverlag, aus dem 1990 der Antje Kunstmann-Verlag hervorging. Da saßen Frauen um einen Tisch, haben geredet, dabei irgendwas kuvertiert und an Büchern gearbeitet – für mich sehr, sehr reizvoll! Auf der MMPM (Mainzer Minipressen-Messe) habe ich dann Verlage kennengelernt, in denen Bücher halbtags oder am Wochenende verlegt wurden – auch das waren doch mal lohnende Modelle!

In welcher Hinsicht hat die Persönlichkeit im letzten Jahr einen Unterschied gemacht?

Es kam einiges zusammen:

2012 haben wir nicht nur den bisher höchsten Umsatz eingefahren, sondern auch den höchsten Gewinn und (Triumph! Triumph!): Ich habe zum ersten Mal mehr verdient als mein Mann! Kurz: So ein Geschäftsergebnis beschwingt mächtig.

Ich habe sofort ein paar dieser Euro in die Hand genommen und mich entschlossen, eine Mitarbeiterin einzustellen, die sich nur ums Marketing und hier besonders ums Online-Marketing kümmern soll – ein kühner Schritt! Aber jetzt endlich bekommen wir diejenige Regelmäßigkeit beim Bewerben unserer Neuerscheinungen oder Lesungen bei Facebook, Twitter, Wer-kennt-wen, auf unserer Website, in unserem Blog oder mit dem Newsletter, von der ich immer geträumt habe.

Dann gab es zwei kleinere, aber wichtige Veröffentlichungen in Bezug auf unsere Außenwahrnehmung, die ihrerseits die Innenwahrnehmung stark beeinflussten: 🙂

  • Der Leinpfad Verlag und sein Marketing waren zum ersten Mal Gegenstand einer Hausarbeit:
    „Ist das hier vorgestellte Modell [des Leinpfad Verlags] also ein allgemeines „Erfolgsrezept“ für Marketing in der regionalen Nische? Nein. Es ist zwar zweifelsohne von Erfolg gekrönt, hängt aber letztendlich entscheidend von der Persönlichkeit der Verlegerin ab. Ohne den Sinn für Öffentlichkeitsarbeit und das Engagement von Angelika Schulz-Parthu lässt sich die Erfolgsgeschichte des Leinpfad Verlages nur schwerlich vorstellen. Nähe und persönlicher Kontakt zu den Lesern können zwar systematisch angestrebt werden, wenn aber die Chemie nicht stimmt, bleibt es bei dem Wunsch; […]“
    (Owena Reinke, Marketing & Leserwerbung im Leinpfad Verlag, Institut für Buchwissenschaft der Johannes Gutenberg-Universität Mainz 2013, unveröffentlichte Hausarbeit, S. 10)
  • Und in einem Verlagsporträt, das am 21.9.2013 in der Allgemeinen Zeitung Mainz erschien, heißt es:
    „[Das Unternehmen] wird immer noch von einer beneidenswerten Aufbruchstimmung getragen.“

So ist es wirklich: Mir gefallen die neuen Möglichkeiten, die in E-Books, im Web 2.0-Marketing stecken, sie reizen mich unendlich und ich denke, wir haben noch lange nicht alles ausgeschöpft. Weiterhin sehe ich voller Freude, dass sich meine 16-jährige Erfahrung auch im Programm niederschlägt: Es fällt mir leichter, das Potential eines Titels zu erkennen, zum Beispiel unseres Spitzentitels des letzten Jahres „Rheinhessische Tapas“. Und ich erkenne auch immer besser, wenn ein Titel eigentlich gar kein Potential hat …

Wie hat die Persönlichkeit es geschafft, andere anzustecken?

„Mehr so mental“, würde Boris Becker sicher sagen. Also durch Engagement, offenbar auch durch Ausstrahlung, durch Präsenz und durch eine eigene Handschrift.

Wir nutzen die Marketingchancen, die sich aus der Regionalität des Programms ergeben, sind so oft wie möglich vor Ort und damit ganz nah dran an den LeserInnen. Jeder dieser im Folgenden genannten Punkte ist für sich genommen natürlich nicht sensationell, aber in der Gesamtheit und Kontinuität machen solche Veranstaltungen den Leinpfad Verlag in der Region zu einer Marke und sichern eine ungewöhnliche enge Kundenbindung. Hier ein paar zeitnahe Beispiele:

Angelika Schulz-Parthu: Gründerin und Verlegerin des Leinpfad Verlags

  • Am 25.9. wird Johannes Gerster in Mainz im Osteiner Hof vor 150 Leuten aus seinem neuen Krimi Bombenstimmung am Rosenmontag lesen; der Osteiner Hof ist ein wichtiger Schauplatz in seinem Buch.
    Für beide Veranstaltungen gibt es wahre Anmelderekorde und Wartelisten – auch weil die beiden Veranstaltungsorte etwas ganz Besonderes sind.
  • Am 3.10. führen zwei Autoren unseres Wanderführers Wandern in Wiesbaden und im Rheingau eine ca. 3-stündige Rheingau-Wanderung (in Zusammenarbeit mit dem „Wiesbadener Kurier“).
  • Ende Oktober führt der Autor Thomas Ehlke in Oppenheim zu den Schauplätzen seines dort spielenden Krimis Der Tote in der Ruine; an drei Tatorten wird Wein verkostet (in Zusammenarbeit mit der „Allgemeinen Zeitung“).
  • Weiterhin gibt es auch in diesem Winter wieder zwei Lesereihen, eine in Mainz, „Krimis in der Kasematte“, eine in der Vinothek Kaisergarten in Alzey: Also fahre ich an zwölf Abenden mit einer klappernden Geldkassette, einem Roll up und einigen Büchern im Kofferraum über Land, verkaufe Eintrittskarten und Bücher und mache eine kleine Einführung.
  • Wir haben Stände bei regionalen wie überregionalen Messen: Bei der Buchmesse in Frankfurt, wo wir an den Publikumstagen eifrigst von unseren Leserinnen und Lesern aus der Region besucht werden, bei der Mainzer Büchermesse Mitte November und einem lokalen Ereignis, Lichtblicke im November. Martinstage in Ober-Ingelheim. Diese Stände und Messen stehe ich (im wahrsten Sinne des Wortes) fast immer allein durch, aber ich habe gemerkt: Ich bin der Verlag. Und: Es ist richtig und wichtig, die Nähe zu unseren Leserinnen und Lesern gezielt zu suchen.

AutorInnen stecke ich wahrscheinlich durch meine Begeisterungsfähigkeit an. Weiterhin überzeugen wir als Verlag durch gute Arbeit, gutes Lektorat und die Aussicht auf ein tolles Marketing.

Last but not least: die Mitarbeiterinnen. Wir sind ein kleines Team und können mühelos herzlich und zugewandt miteinander umgehen: Es gibt die legendären Kuchenfeste, die Montagmorgenberichte ‚Wie war das Wochenende?’, allerflexibelste Arbeitszeiten, die allen zugute kommen, und größtmögliche Transparenz.

Wer reicht den Vorschlag ein?

Angelika Schulz-Parthu,
Leinpfad Verlag

Foto Angelika Schulz-Parthu: © Andrea Enderlein
Foto Andreas Wagner: © Christian Wagner

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