Gedanken zur Leipziger Autorenrunde

Die von Leander Wattig organisierte Leipziger Autorenrunde zur dortigen Buchmesse ist eine dieser Veranstaltungen, die ökonomisch auf den ersten Blick überhaupt keinen Sinn machen. Ziemlich hochkarätige Autorinnen und Autoren sowie Verlagsmenschen, mitunter richtige Stars, reisen für ein eher symbolisches Honorar an, das im günstigsten Fall die Fahrtkosten deckt und sprechen jeweils zu einer kleinen Gruppe meist wenig bekannter Autorinnen und Autoren. Es finden also in mehreren Runden und zwei Blocks gleichzeitig viele einzelne Tischgespräche statt.

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Isabel Bogdan und Zoë Beck zuhören (2014)

Warum die Besucher die Autorenrunde so gut annehmen, liegt auf der Hand: Sie bekommen für relativ wenig Geld sehr viel geboten: Wissen, Kontakte, Spaß, sogar Catering. Warum aber sind die Referenten so gern dabei, einmal und meist auch wieder? Wo sie doch zur selben Zeit in einem anderen Rahmen ungleich mehr Menschen erreichen und Geld verdienen könnten.

Dafür gibt es mehrere Gründe:

  1. Autoren und Verlagsleute möchten sowieso gern zur Leipziger Buchmesse fahren und haben in Gestalt der Autorenrunde den konkreten Anlass dafür.
  2. Man trifft bei der Autorenrunde auf einen Schlag einen ganzen Pulk interessanter Kollegen, Bekannter und Freunde, mit denen man sich in den Pausen sowie vorher und nachher austauscht. – Wir alle verstehen früher oder später, dass die spannendsten Gespräche meist außerhalb offizieller Programme stattfinden, gleichzeitig aber ohne diese nicht zustande kämen.
  3. Man sagt nicht gern Nein zu Leander Wattig.
  4. Der wichtigste Grund aber ist, dass die Autorenrunde ein extrem überzeugendes Veranstaltungsformat ist, man kann förmlich spüren, wie mit allen Beteiligten etwas passiert. Und es ist eben nicht so, dass man nur in eine Richtung sein kostbares Wissen in fremde Menschen hinein füttert, sondern es kommt auch etwas zurück, sei es in Form von konkreten Hinweisen, kritischen Nachfragen, neu hergestellten Kontexten oder auch reiner Affirmation.

Bei der Autorenrunde entstehen komplexe Wirkungsschleifen, die alle Beteiligten mit nach draußen nehmen, wo sie weiterwirken. So etwas ist ökonomisch extrem schwierig zu skalieren,– gefühlt ist es unbezahlbar. Wenn ich jemals so etwas wie ein positives Verlagsbranchengefühl in mir spüre, dann ist es an diesem einen Tag im Jahr.

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Vorbereitung zum Meme-Workshop (2014)

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Was nur Leipzig kann (2015)

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