Heike Gfrereis: Ich bin Leiterin der Museumsabteilung im Deutschen Literaturarchiv Marbach

Wir mögen Menschen, die Menschen zusammenbringen. Solche Community-Profis und Menschenvernetzer*innen befragen wir in dieser Interviewreihe zu ihren Projekten.

Wer sind Sie und wie bringen Sie Menschen zusammen?

Heike Gfrereis

Ich heiße Heike Gfrereis und mein Nachname ist tatsächlich so selten, dass alle, die auch so heißen, mit mir verwandt sind. Aufgewachsen bin ich in Ludwigsburg bei Stuttgart. Studiert habe ich Germanistik und Kunstgeschichte und seitdem immer Menschen mit Texten und Dingen zusammengebracht: als Dozentin an der Universität, als „Inhaltler“ in einem auf Museen und Ausstellungen spezialisierten Architekturbüro, als freie Ausstellungskuratorin und als Leiterin der Museumsabteilung im Deutschen Literaturarchiv Marbach.

Was bedeutet für Sie Community bzw. Gemeinschaft?

Gemeinschaft bedeutet für mich, dass wir alle unterschiedlich sind und bleiben dürfen und dennoch versuchen, zusammen zu leben und zu denken und gemeinsam Projekte zu realisieren. Was voraussetzt, dass wir sorgsam miteinander umgehen und uns auch dazu ermutigen, unsere eigenen Wege zu finden, Dinge so zu tun, wie sie noch nie getan wurden, und Geschichten so zu erzählen, wie sie noch nie erzählt worden sind.

Welche Veranstaltung hat Sie zuletzt so richtig begeistert?

Erst vor kurzem, zwei Rundfunkgespräche mit den Schriftstellern Hanns-Josef Ortheil und Annette Pehnt: ohne Prätention haben sie aus ihrem Leben erzählt. So lebendig und klug, dass man ganz Ohr war.

Welche Sprecherinnen*, Moderatorinnen* oder Künstlerinnen* haben Sie zuletzt so richtig begeistert?

Der Dirigent Teodor Currentzis, weil er es schafft, die Musiker und die Musik bis ans Äußerste zu führen und tatsächlich an so etwas wie die Wahrheit der Seele zu rühren.

Welcher ist Ihr liebster Veranstaltungsraum/-ort?

Das Literaturmuseum der Moderne in Marbach am Neckar. Weil es akustisch zwar schwierig ist und aus konservatorischen Gründen kalt, aber dennoch eine einmalige Atmosphäre hat.

Welche Event- oder Begegnungsformate gibt es noch zu wenig?

Improvisationsausstellungen, bei denen tatsächlich die Kuratoren zu Kollaborateuren werden, weil sie Besucher, Dinge und Themen vernetzen und eine Möglichkeit schaffen, Gedanken während der Ausstellung zu entwickeln und zu formulieren und nicht nur schon Gedachtes zu reproduzieren.

Wie messen Sie den Erfolg von Veranstaltungen und wie könnte das noch besser gelingen?

Ich messe ihn am Begeisterungs- und Erkenntnisgrad: Wo hat tatsächlich so etwas wie der Funke gezündet? Wo geht man gedanken- und erfahrungsreicher hinaus als hinein? Das kann bei vollen Veranstaltungen ebenso passieren wie bei weniger gut besuchten, wobei es da noch besser gelingen würde, wenn die Zahlen nicht durch unsere Köpfe geistern würden und man sich als Veranstalter und selbst als Besucher dann doch immer leicht schuldig fühlen würde.

Wer sollte Sie ggf. kontaktieren? Welche Art von Kontakten wäre hilfreich?

Wir haben als Literaturarchiv naturgemäß eher mit älteren Schriftstellern zu tun, daher: junge Autorinnen und Autoren, Künstlerinnen und Künstler, Musikerinnen und Musiker, Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler.

Wo finden wir Sie im Internet?

facebook.com/LiteraturmuseenMarbach

Und zu guter Letzt: Wem sollten wir diese Fragen auch mal stellen – wer ist aus Ihrer Sicht eine großartige Menschenvernetzerin*?

Sandra Richter, seit 2019 Direktorin des Deutschen Literaturarchivs Marbach und damit meine Chefin.

 

Foto (c) privat

* Männer sind mitgemeint

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