Sean O’Connell: Die kleineren Verlage beweisen mehr Mut mit ihren Programmen als die großen Publikumsverlage

Sean O’Connell
Sean O’Connell

Wer sind Sie und was machen Sie mit Büchern?

Hallo, ich bin Sean O’Connell. Ich schreibe phantastische Romane jenseits der Genreschubladen, „Crossover“-Romane sozusagen. Das heißt im Klartext, ich mache mir mein Leben nicht leicht, denn die großen Publikumsverlage in Deutschland scheuen nichts mehr, als neue Konzepte, die nicht konkret ins vorgegebene Schema passen. Ich glaube jedoch, wir Autoren sind es den Lesern schuldig, dafür Risiken einzugehen und ausgetretene Pfade zu verlassen. Auch wenn das erhöhte Überzeugungsarbeit beim Lektor bedeutet. Glücklicherweise beweisen die kleineren Verlage mehr Mut mit ihren Programmen. Mein Verleger Andy Lettau (Action-Verlag) hatte überhaupt kein Problem in „Tír na nÓg“ genau das zu sehen, was es ist: eine phantastische Reise durch eine ferne, zukünftige Welt, wo glücklicherweise keine Zwerge, Orks, Elfen, Engeln und bluttrinkende urbane Vampirweiber auftauchen. Normalerweise wäre das schon ein „No go“.

Wie verändern die digitalen Medien bzw. das Internet Ihre Arbeit?

Vor mehr als zwanzig Jahren haben wir schreibmaschinengeschriebene Geschichten und Beiträge mit Klebstoff von Hand in die Magazinseiten der Fanzines montiert. Die Kommunikation lief damals über Briefverkehr. Heutzutage haben wir Programme wie WORD, InDesign, Quark XPress oder Photoshop, arbeiten in Echtzeit: tauschen Bilder, Vektorgrafikdateien, Videos, Texte und sonstige Daten über http, ftp oder webDAV aus. Und es verändert sich weiter. Geschlossene Autorenforen verlieren bereits wieder ihre Mitglieder, weil immer mehr Kreative zu Facebook abwandern und dort miteinander in Verbindung treten, weil es ein offenes und skalierbares System ist. Doch ich glaube, auch Facebook ist nur eine Momentaufnahme. Andere Social Networks werden entstehen und andere Dienste bieten. Wir leben in einer sehr spannenden Zeit und für Autoren gibt es hier viele Chancen, wenn wir bereit sind, sie zu nutzen.

Was ist ein typisches Problem bei Ihrer Arbeit, für das Sie eine Lösung suchen?

Mehr Offenheit bei den Lektoren für neue Strömungen. Im Amerika und England ist man trotz Verlagskrise mutiger und setzt bereitwilliger auf neue Trends (z. B. Steampunk), während man hierzulande zögerlich abwartet und schaut, wer den ersten Schritt macht. Wir haben jetzt im Phantastischen Bereich eine wirklich gute deutsche Szene, wir sollten darauf achten, dass sie uns erhalten bleibt.

Wo finden wir Sie im Internet?

Auf meiner Verlagsseite, meinem Blog sowie auf Facebook (#1 und #2)

Bildquelle: Sean O’Connell
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Diese vier Fragen werden regelmäßig von Leuten aus der Buchbranche beantwortet und die Interviews werden hier im Blog veröffentlicht. Dadurch entstehen Beiträge, die zum einen Aufmerksamkeit auf jene lenken, die “was mit Büchern machen”, und die zum anderen die Veränderungen und Probleme in den verschiedenen Bereichen der Branche sichtbar werden lassen. Wenn Sie ebenfalls teilnehmen möchten, senden Sie Ihre Antworten und ein Bild von Ihnen in Ihrer Bucharbeits-Umgebung bitte an Leander Wattig. Als Inspirationsquelle könnten Ihnen die bisherigen Interviews dienen.

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