Romana Grimm: Es ist eine wundervolle Sache, eine Anthologie zu erstellen

Romana Grimm
Romana Grimm

Wer sind Sie und was machen Sie mit Büchern?

Mein Name ist Romana Grimm und ich schreibe sie, aber im konkreten Fall habe ich mich der Herausforderung gestellt, selbst ein Buch herauszugeben. Anlass dafür war die Katastrophe in Japan und der Aufruf des Deutschen Bundespräsidenten, an das Deutsche Rote Kreuz zu spenden. Da ich selbst nicht über große Mittel verfüge, aber unbedingt etwas tun wollte, besprach ich mich mit einigen Autorenkollegen und zusammen beschlossen wir, eine Anthologie zu erstellen. Die Autorenerlöse sollen ausnahmslos dem Deutschen Roten Kreuz zugute kommen. In dieser Anthologie ist aber natürlich auch eine Geschichte von mir vertreten; nur herausgeben wäre für mich viel zu langweilig 😉

Wie sieht ein typischer Arbeitstag bei Ihnen aus?

Bezogen auf die Anthologie kann man nur schwer von typisch reden, da dies für mich alles Neuland war. Viele von uns haben einen Vollzeitjob, um den es herumzuarbeiten galt. Es stehen sehr viele Arbeitsschritte zwischen der Idee, ein Buch zu produzieren und dem fertigen, qualitativ hochwertigen Endprodukt. Das bedeutete Texte zu sammeln und zu korrigieren, Menschen zu finden, die sich mit der Erstellung eines professionellen Druckwerks auskennen und deren Bereitschaft zu gewinnen, ihre Arbeitskraft – natürlich kostenlos – für das Projekt zur Verfügung zu stellen.

Das Designen des Covers erwies sich als ebenso schwierig wie die Findung des Klappentexts, manchmal drehen sich lange Diskussionen um ein einziges Wort. Ich musste lernen, dass man bei so einem Projekt auch den zwischenmenschlichen Aspekten hohe Achtung zollen muss, aber auch, dass es wichtig ist, irgendwann eine Entscheidung zu fällen und dabei zu riskieren, dem ein oder anderen auf die Füße zu treten. Irgendwann will und muss man fertig werden, anders geht es leider nicht.

Insgesamt kann ich aber sagen, dass es eine wundervolle Sache ist, eine Anthologie zu erstellen und als professionelles Buch entstehen zu lassen. Man wächst an den Aufgaben und arbeitet mit Menschen zusammen, die einem Dinge vermitteln können, die man vorher nicht wusste. Eine win-win-Situation für alle, wenn man es richtig anpackt!

Wie hat sich Ihre Arbeit in den letzten Jahren bzw. in der letzten Zeit verändert?

Auf unser Projekt bezogen kann ich leider gar keine vorige Erfahrung vorweisen. Es war sozusagen ein Sprung ins kalte Wasser, aber einer, den ich wagen musste, wenn ich den Menschen in Japan helfen wollte. Die Arbeit an der Anthologie hat mir gezeigt, was alles zu beachten ist, wenn man ein gutes Buch präsentieren will, und so habe ich in den letzten Wochen sehr viel dazugelernt. All der Stress, den wir zeitweise hatten, die anregenden Diskussionen und ständig neuen Ideen haben nicht nur mir Impulse gegeben, die mir auf meinem weiteren Weg als Schriftstellerin (und vielleicht auch wieder als Herausgeberin) helfen werden.

Dazu kommt, dass ich in letzter Zeit viel Gutes von der “eBook-Revolution” in Amerika gehört habe. Die große, neue Vielfalt an Distributionsmöglichkeiten durch das Internet erfordert, dass man sich um viele Dinge selbst kümmert, an die ich zu Beginn meiner schreibenden Tätigkeit nicht mal zu denken wagte – aber das ist gleichzeitig auch eine unglaubliche Befreiung. Wir Autoren und Herausgeber haben unser Schicksal nun selbst in der Hand, vor allem, was das Zeitmanagement angeht. Wir können veröffentlichen, wenn wir fertig sind, nicht, wenn ein Verlag der Meinung ist, dass wir fertig sind. Das ist ein großer Unterschied! Wir müssen natürlich trotzdem gute, sogar sehr gute Arbeit liefern, aber nun hängt es vor allem am Marketing. Das kann man schaffen. Das *werden* wir schaffen.

Was ist ein typisches Problem bei Ihrer Arbeit, für das Sie eine Lösung suchen?

Beim Erstellen einer Anthologie hat man es mit vielen verschiedenen Persönlichkeiten zu tun. Schriftsteller sind Menschen mit einer ganz bestimmten Vorstellung von der Ausgestaltung ihres Werkes und diese Vorstellungen gehen manchmal sehr weit auseinander. Das Problem dabei ist, Wege zu finden, mit denen sowohl der Herausgeber als auch der Autor leben kann. Man muss bereit sein, Kompromisse zu schließen, und wenn es sein muss, auch mal ein Machtwort zu sprechen. Dabei darf man aber nie vergessen, dass die Autoren bei einem gemeinnützigen Projekt wie “Faltherzen” keinen Cent für ihre Arbeit bekommen und neben ihrem Text eine ganze Menge mehr geben, sei es die Bereitschaft, Worte oder ganze Passagen zu ändern oder Zugeständnisse an das Layout usf. Um ein einheitlich gestaltetes Produkt, das nicht nur inhaltlich, sondern auch optisch den Anforderungen des Lesers entspricht, zu erhalten, muss mit den beteiligten Autoren (und Gestaltern) viel kommuniziert und manchmal auch beschwichtigt werden. Das ist nicht immer ganz einfach, zumal ein harmonisches Miteinander für so ein Projekt das A und O ist, aber wir haben es hingekriegt.

Wo finden wir Sie im Internet?

Unser Projekt kann man bei facebook unter “Faltherzen” finden, ebenso wie mich und die restlichen Autoren, die daran mitgearbeitet haben. Bei Interesse kann man jeden von uns anschreiben und zum Projekt bzw. den Geschichten befragen. Wir bemühen uns sehr, transparent zu sein; die Verkäufe werden wir z.B. monatlich mit einem Screenshot belegen. Was wir nun brauchen, ist eine gute Mund-zu-Mund-Propaganda, deshalb laden wir alle herzlich ein, einen Blick auf unser Buch zu werfen und uns bei Gefallen weiterzuempfehlen. Wir und das DRK danken herzlich für die Unterstützung! 🙂

Bildquelle: Romana Grimm
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Diese fünf Fragen werden regelmäßig von interessanten Köpfen der Buchbranche beantwortet und die Interviews werden im Blog veröffentlicht. Dadurch entstehen Beiträge, die zum einen Aufmerksamkeit auf jene lenken, die “was mit Büchern machen”, und die zum anderen die Veränderungen und Herausforderungen in den verschiedenen Bereichen der Branche sichtbar werden lassen. Wenn Sie ebenfalls teilnehmen möchten, senden Sie Ihre Antworten und ein Bild von Ihnen bitte an Leander Wattig. Als Inspirationsquelle könnten Ihnen die bisherigen Interviews dienen.

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