Die folgenden fünf Fragen werden regelmäßig von den unterschiedlichsten Köpfen der Buchbranche beantwortet und die Interviews werden hier im Blog veröffentlicht. Dadurch entstehen Beiträge, die zum einen Aufmerksamkeit auf jene lenken, die “was mit Büchern machen”, und die zum anderen die Veränderungen und Herausforderungen in den verschiedenen Bereichen der Branche sichtbar werden lassen. Wenn Sie ebenfalls teilnehmen möchten, senden Sie Ihre Antworten und ein Bild von Ihnen bitte an Leander Wattig. Als Inspirationsquelle könnten Ihnen die bisherigen Interviews dienen. (Jedoch behalte ich mir vor, nicht alle Zusendungen zu veröffentlichen.)
Wer sind Sie und was machen Sie mit Büchern?
Manche sagen, ich bin die Bücherschau. In der Tat ist mir dieses Projekt sehr ans Herz gewachsen. Ich habe 2007 die Organisation der Buchausstellung und des Veranstaltungsprogramms übernommen. Da war die Bücherschau schon 48. Zwei Jahre später haben wir ein großes Jubiläumsprogramm auf die Beine gestellt und gerade gerade beginnt der Vorbereitungs-Endspurt für die 53. Münchner Bücherschau. Thomas Kraft und Edith Offermann haben das Lesungsprogramm für Erwachsene, Kinder und Jugendliche zusammen gestellt. Jetzt geht es daran jede einzelne Lesung zu planen. Hotelzimmer müssen gebucht werden, Technik organisiert und die Werbemittel gemacht werden. Und was ich mit Büchern mache? Jedes Jahr stellen rund 300 Verlage ihre Bücher auf der Münchner Bücherschau aus. Sie melden sich bei mir an, ich plane die Stände, bin beim Aufbau dabei und organisiere die Lesungen vor Ort. Wenn man mit Büchern zu tun hat, heißt das ja in der Regel auch, dass man mit Menschen zu tun hat.
Wie sieht ein typischer Arbeitstag bei Ihnen aus?
Was ist jetzt typisch? Ein Büro-Tag unterscheidet sich natürlich sehr von einem Tag auf der Bücherschau. Ich möchte Ihnen einen der 18 Bücherschau-Tage beschreiben. Um 8.00 Uhr morgens öffnet die Buchausstellung. Und schon in der ersten Stunde treffen die Schulklassen ein, die einen Platz im Schulklassenprogramm bekommen haben. Rund 120 Klassen kommen jährlich auf die Bücherschau. 13 Autoren lesen dieses Jahr im Schulklassenprogramm. Gleichzeitig startet die Lesereise, eine Buch-Rallye für Schulklassen, und auch die Kollegen von Kultur & Spielraum e.V. haben dann bereits ihre Buchwerkstatt geöffnet und mit den Workshops begonnen. Um 11.00 Uhr beginnt die zweite Lesung. Immer öfter bieten wir im Vormittagsprogramm auch Lesungen für Kindergärten an. Vormittags sind natürlich auch die ganz „normalen“ Besucher in der Ausstellung. Viele verbringen ihre Mittagspause zwischen den Regalen. Spätestens um 17.00 Uhr wird es noch voller, denn um 18.00 Uhr präsentiert Bayern 2 auf dem Bayern 2-Diwan Autoren im Gespräch mit Radio-Redakteuren. In der Regel sind dann auch schon die Autoren vor Ort, die am Abend lesen und die möchte man optimal betreuen. Ich verfolge den Einlass mit und schaue, ob die Veranstaltung gut startet. Leider kann ich dann oft nicht bleiben und zuhören, weil es andere Sachen zu regeln gibt, aber manchmal versuche ich das schon. Nach der Lesung ist die Buchausstellung noch bis 23.00 Uhr geöffnet. Dann geht es nach Hause und am nächsten Tag weiter. Ich kann natürlich nicht rund um die Uhr präsent sein, deshalb hilft immer ein großes Team vor Ort mit. Und die Helfer bekommen am späteren Abend, wenn die meisten Besucher gegangen und die Veranstaltungen zu Ende sind, nochmals richtig viel zu tun. Dann gilt es die Bücherstände aufzuräumen und die Titel wieder auf die richtigen Plätze zurückzustellen, das Prospektmaterial der Verlage nachzulegen etc., eben den nächsten Ausstellungstag vorzubereiten. Die Wochenenden sind ein bisschen anders, aber so einen Tag kann man schon typisch nennen.
Wie hat sich Ihre Arbeit in den letzten Jahren bzw. in der letzten Zeit verändert?
Vor drei Jahren wurde das Literaturfest München aus der Taufe gehoben und das bedeutet, dass der Kollegenkreis größer geworden ist. Die Münchner Bücherschau stellt einen Teil des Programms. Wenn man wächst, ist mehr Abstimmung nötig und bei einer großen Veranstaltung mehr Organisation. Die Sache an sich hat sich nicht verändert. Wir geben immer noch Verlagen die Möglichkeit, Ihre Titel auszustellen. Die Lesungen dürfen nicht fehlen und wir haben immer ganz verschiedene Autoren und Autorinnen da. Die Produkte verändern sich ein wenig, aber auch das können wir abbilden. Es gibt schon lange nicht mehr nur Bücher in der Ausstellung. Hörstationen für Hörbücher, Kalender und E-Reader sind fester Bestandteil. Trotzdem sind es die Bücher, die die Münchner Bücherschau ausmachen.
Was ist ein typisches Problem bei Ihrer Arbeit, für das Sie eine Lösung suchen?
Lange war unser Problem, dass unsere Stände sehr unflexibel waren. Aber das hat sich letztes Jahr gelöst! Auf unseren neuen Ständen können wir die Bücher in verschieden hohen Regalen frontal präsentieren und haben Ablageflächen für Informationen der Verlage. Wenn die Bücherschau läuft gibt es natürlich täglich kleine „Katastrophen“: Autoren konnten schon nicht kommen, weil ihr Flieger im Schnee steckte oder Schulklassen, die eine Lesung gebucht hat, steckten in den öffentlichen Verkehrsmitteln, es wird einer der 20.000 ausgestellten Titel gesucht, mit dem sich ein Leser gerade gemütlich in eine Ecke gesetzt hat …oder Aushilfen werden krank. Dann muss man eben eine Lösung finden.
Wo finden wir Sie im Internet?
www.muenchner-buecherschau.de
www.facebook.com/Buecherschau
Vielen Dank für Ihre Zeit!
Bildquelle: Sabine Hahn