Ulrike Schimming: Ich bin literarische Übersetzerin aus dem Italienischen, mit Schwerpunkt im Kinder- und Jugendbuch

Die folgenden fünf Fragen werden regelmäßig von den unterschiedlichsten Köpfen der Buchbranche beantwortet und die Interviews werden hier im Blog veröffentlicht. Dadurch entstehen Beiträge, die zum einen Aufmerksamkeit auf jene lenken, die “was mit Büchern machen”, und die zum anderen die Veränderungen und Herausforderungen in den verschiedenen Bereichen der Branche sichtbar werden lassen. Wenn Sie ebenfalls teilnehmen möchten, senden Sie Ihre Antworten und ein Bild von Ihnen bitte an Leander Wattig. Als Inspirationsquelle könnten Ihnen die bisherigen Interviews dienen. (Jedoch behalte ich mir vor, nicht alle Zusendungen zu veröffentlichen.)

Ulrike Schimming: Ich bin literarische Übersetzerin aus dem Italienischen, mit Schwerpunkt im Kinder- und Jugendbuch Wer sind Sie und was machen Sie mit Büchern?

Ich bin literarische Übersetzerin aus dem Italienischen, mit Schwerpunkt im Kinder- und Jugendbuch. Darüber hinaus übersetze ich Comics oder auch mal populäre Sachbücher. Studiert habe ich italienische Literatur, Germanistik und Philosophie in Hamburg, Florenz und Stuttgart. Nach dem Magister habe ich über italienische Fotoromane promoviert. Wenn ich nicht übersetze, lektoriere ich Belletristik-Übersetzungen (die auch aus dem Italienischen übertragen wurden). Seit gut einem Jahr betreibe ich zudem den Blog letteraturen, wo ich über Kinder- und Jugendbücher schreibe.

All diese Teile des „Büchermachens“ haben sich in den vergangenen Jahren fast von selbst ergeben, nachdem ich nach dem Studium eigentlich nicht genau wusste, was ich machen wollte. So hat eins ins andere gegriffen und sich immer mehr ergänzt. Aber bis jetzt habe ich es nicht bereut und freue mich immer wieder, dass das alles so gut zusammenpasst.

Wie sieht ein typischer Arbeitstag bei Ihnen aus?

Eigentlich fängt der schon morgens um halb acht beim Frühstück an. Dabei lese ich meist eines der Kinder- oder Jugendbücher, die ich auf meinem Blog vorstellen werde. Dann laufe ich zu Fuß in mein Büro (ca. 50 Minuten quer durch Berlin) und lege los, mit dem, was gerade am dringendsten ist – Mails checken, übersetzen, lektorieren, Branchenpresse lesen, netzwerken, mit den Kolleginnen diskutieren … Langeweile oder Routine gibt es eigentlich nicht. Dafür ist das alles viel zu abwechslungsreich, was aber auch an den vielen Büchern liegt, die jeden Tag auf meinem Schreibtisch landen. Darin gibt es dann natürlich immer Neues, Faszinierendes und Anregendes zu entdecken. Je nach Tagesform endet der Tag mal früher, mal später, meisten wieder mit einem Spaziergang nach Hause.

Abends schreibe und redigiere ich dann die nächsten Blogeinträge. Zum Glück hat sich momentan ein gewisser „Stehsatz“ angesammelt, sodass ich mit meinem Anspruch, einmal die Woche ein neues Buch vorzustellen, nicht in Verzug gerate. Ich hoffe, dass ich das auf Dauer durchhalten kann.

Wie hat sich Ihre Arbeit in den letzten Jahren bzw. in der letzten Zeit verändert?

Ich habe das große Glück, dass ich in jüngster Zeit keine Kalt-Akquise mehr betreiben musste. Viele Aufträge wurden mir angetragen, und das ist schon ein schönes Gefühl und für mich ein kleiner Luxus. Aber es steckt auch jede Menge Vorarbeit, Fortbildung und Kontaktpflege darin. In Berlin sind die Bücherfrauen für mich zu einem wichtigen Netzwerk geworden, die dort sehr aktiv sind und wunderbare Ausflüge, Vorträge und Veranstaltungen organisieren. Die Verlagsszene Berlins habe ich so auf jeden Fall besser kennengelernt.

Was natürlich immer wieder auftaucht, aber noch keine richtigen Konsequenzen für mein Arbeiten hat, ist die Digitalisierung. Manche Manuskripte lese ich jetzt auf dem E-Reader und nicht mehr auf Papier. Aber das Übersetzen und Lektorieren ist davon im täglichen Tun noch nicht betroffen. Ich bin gespannt, wann es mal soweit sein wird …

Was ist ein typisches Problem bei Ihrer Arbeit, für das Sie eine Lösung suchen?

Das größte Problem ist eigentlich immer noch die eher mäßige Bezahlung von Übersetzungen. Nur vom Übersetzen könnte ich nicht leben (obwohl ich das gerne würde). Daher habe ich noch einen Brot-Job in einer Hamburg Zeitschriftenredaktion. Das ist generell okay, heißt aber für mich, dass ich sehr genau planen muss, was Abgabetermine angeht, und sehr diszipliniert arbeiten muss, um keine Nachtschichten zu schieben, falls sich Termine doch mal überschneiden. Da mein Herz eher am Übersetzen hängt, werde ich leider regelmäßig aus dieser Arbeit herausgerissen. Dann muss ich mich gedanklich ganz rasch auf völlig andere Texte und Anforderungen einstellen … (aber das ist zugegebenermaßen Jammern auf hohem Niveau).

Wo finden wir Sie im Internet?

Auf meiner Website: www.letterata.de

Auf meinem Blog: http://letteraturen.letterata.de

Auf facebook: https://www.facebook.com/ulrike.schimming

Vielen Dank für Ihre Zeit!

Bildquelle: Ulrike Schimming

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