Nikola Richter: Ich habe Anfang 2013 den Ebookverlag mikrotext für kurze digitale Lektüren gegründet

Die folgenden sechs Fragen unserer Interview-Reihe werden regelmäßig von den unterschiedlichsten Köpfen der Buchbranche beantwortet und die Interviews werden hier im Blog veröffentlicht. Dadurch entstehen Beiträge, die zum einen Aufmerksamkeit auf jene lenken, die “was mit Büchern machen”, und die zum anderen die Veränderungen und Herausforderungen in den verschiedenen Bereichen der Branche sichtbar werden lassen. Wenn Sie ebenfalls teilnehmen möchten, senden Sie Ihre Antworten und ein Bild von Ihnen bitte an Leander Wattig. Als Inspirationsquelle könnten Ihnen die bisherigen Interviews dienen. (Jedoch behalte ich mir vor, nicht alle Zusendungen zu veröffentlichen.)

Nikola Richter Wer sind Sie und was machen Sie mit Büchern?

Ich bin Nikola Richter und ich habe Anfang 2013 den Ebookverlag mikrotext für kurze digitale Lektüren gegründet, der mit einem Essay von Alexander Kluge und den Facebook-Posts eines jungen syrischen Autors gestartet ist. Außerdem entwickle ich seit 2009 Blogprojekte, eines davon ist Litaffin, das Studierende der Angewandten Literaturwissenschaft an der FU Berlin betrieben. Ich bin Autorin mit einigen eigenen Büchern und habe auch schon verschiedentliche Literaturveranstaltungen organisiert, so etwa den Hinterzimmersalon in Berlin.

Wie sieht ein typischer Arbeitstag bei Ihnen aus?

Normalerweise schaue ich schon gleich nach dem Aufwachen in mein Emailkonto auf dem Smartphone, überfliege die Mails, schaue kurz bei Facebook hinein und bereite mich mental darauf vor, was anliegt. Nach dem Frühstück fahre ich entweder sofort in mein Gemeinschaftsbüro Glas+Bild am Halleschen Tor in Berlin – à propos: wir haben seit April 2013 zwei Schreibtische frei – oder ich bringe meine Tochter in die Kita und arbeite ein paar Stunden von zu Hause aus. Typisch ist an meinen Arbeitstagen eigentlich gar nicht so viel, denn jeder Tag ist anders, seitdem ich mich 2009 selbstständig gemacht habe, Projektmanagement-Wahnsinn trifft auf Socia-Media-Zirkus und Parallellektüren. Um den Überblick zu behalten, habe ich einen klassischen 1-Woche-auf-zwei-Seiten-Kalender, in den ich alle Termine, auch wichtige Telefonate oder Abgaben eintrage. Und ich versuche, das Wochenende freizuhalten von Arbeit.

Wie hat sich Ihre Arbeit über die Zeit verändert?

Bis vor ein paar Jahren hatte ich zu Hause kein Internet, sondern war immer nur im Büro online. Oder ein Besucher des Internetcafés um die Ecke. Durch das Dauer-Wlan, selbst das Telefon ist nun immer online, hat sich viel verändert. Die Phasen, in denen der Rechner zugeklappt ist, in denen ich etwas mache, das länger als das Schreiben einer Mail dauert, sind rar geworden. Weil alles schneller geworden ist, erwarte ich auch von mir selbst, dass ich alles immer schnell abarbeite. Aber wenn ich mir meine To-Do-Listen anschaue, sind sie am Abend oft noch lang, dafür sind andere Sachen erledigt, die gar nicht draufstanden. Es ist also wichtiger geworden, die Prioritäten beim Arbeiten ständig anzupassen und zu hinterfragen, zu wissen, was liegenbleiben kann und was nicht. Manche Dinge, die von einer Liste auf die andere wandern, erledigen sich übrigens mit der Zeit meist von selbst. So gehts ja anderen auch, siehe.

Was ist ein Problem bei Ihrer Arbeit, für das Sie eine Lösung suchen?

Die größte Frage, die ich mir gerade stelle, ist, wie man Ebooks verkaufen kann, also an den Leser und die Leserin bringen kann, weil die klassische “Verkaufsfläche” und der persönliche Kontakt fehlt. Eine Facebookgruppe, die mikrotext natürlich hat, und ein Twitterkanal sind zwar wichtig, reichen aber nicht so weit und dort kommuniziere ich dann immer mit einer ähnlichen Gruppe. Wie kann also der Buchhandel Ebooks verkaufen? Mit Libreka bin ich natürlich im Kontakt, weil jeder, der im VLB gemeldet ist, auch dort seine Ebooks hochladen und anbieten kann. Aber leider brauche ich ein neues Konto, es geht nicht automatisch mit dem VLB-Konto, und einen neuen Vertrag, es dauert… Mmh. Toll finde ich die Idee nextbookstop, eines der vier Projekte, die derzeit bei ProtoTYPE, einer Initiative des Forum Zukunft und des AKEP im Börsenverein des Deutschen Buchhandels, entwickelt werden: ein einfaches Shopsystem, das zwischen Buchhändlerwebseiten und Lesern vermittelt, wenn ich es richtig verstanden habe. Ich bin mit einem der Projektmacher, Daniel Bräuer, über ein Blog in Kontakt gekommen, wir tauschen uns derzeit aus.

Wer sollte Sie ggf. kontaktieren – welche Art von Kontakten wäre zurzeit hilfreich für Sie?

Alle Blogger/Literaturwebseiten, die Lust haben, eine Rezension über einen mikrotext zu schreiben!

Ich würde gerne mit Buchhandlungen Kontakt aufnehmen, die Lust haben, die mikrotexte in ihren Webshops anzubieten. Vielleicht gibt es ja auch andere Händlerinnen und Händler, die so etwas probieren wie Ocelot in Berlin, wo man Ebooks anschauen und direkt kaufen kann. Kurze Manuskripte von zukünftigen Weltbestsellerautoren suche ich natürlich auch!

Wo finden wir Sie im Internet?

Auf Facebook, auf Twitter auf der Verlagswebseite oder auch auf nikolarichter.de. Und natürlich die Ebooks in allen Shops – von Amazon über epubli und iBookstore zu Kobo.

Vielen Dank für Ihre Zeit!

Bildquelle: Carsten Meltendorf

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