Rene Anour: Ich möchte die Tür zur „Alpenfantasy“ aufstoßen, die die heimische Mythologie thematisiert

Die folgenden sechs Fragen unserer Interview-Reihe werden regelmäßig von den unterschiedlichsten Köpfen der Buchbranche beantwortet und die Interviews werden hier im Blog veröffentlicht. Dadurch entstehen Beiträge, die zum einen Aufmerksamkeit auf jene lenken, die “was mit Büchern machen”, und die zum anderen die Veränderungen und Herausforderungen in den verschiedenen Bereichen der Branche sichtbar werden lassen. Wenn Sie ebenfalls teilnehmen möchten, senden Sie Ihre Antworten und ein Bild von Ihnen bitte an Leander Wattig. Als Inspirationsquelle könnten Ihnen die bisherigen Interviews dienen. (Jedoch behalte ich mir vor, nicht alle Zusendungen zu veröffentlichen.)

Rene Anour

Wer sind Sie und was machen Sie mit Büchern?

Mein Name ist René Anour, und ich bin in drei ganz unterschiedlichen Sparten am Schreiben.

Als Fantasyautor:

Hier erschien kürzlich mein Debütroman „Die Wanifen“ im Bookshouse Verlag. Mehr ist in Arbeit. Ich möchte mit dem Roman gerne die Tür zu einem Subgenre, der sog. „Alpenfantasy“ aufstoßen, die statt Vampiren, Elfen und Werwölfen heimische Mythologie thematisiert, was bisher nie gemacht wurde. „Ich habe immer gern gelesen“, ein Satz, den man oft von Autoren hört, die erzählen, warum sie zu schreiben angefangen haben. Bei mir war es eher so, dass ich mir schon in meiner Kindheit die wildesten Geschichten ausgedacht habe, die natürlich niemand außer mir je kennen durfte. Irgendwann dachte ich dann in einem Anflug von Naivität, schreib sie doch mal auf, und schau zu was passiert. Gleichzeitig habe ich begonnen, gewisse Sachen selbst auszuprobieren, die in den Geschichten vorkommen, vor allem in Bezug auf Pflanzen. Ich bin in Wiesen und Wäldern herumgewandert, habe geschaut, was dort wächst, welche Krankheiten man damit behandeln könnte, was als Nahrung dienen würde, welche Pflanze ein gutes Pfeilgift abgibt oder welches Holz sich zum Bogenbau eignet. Manche Heiltränke aus dem Buch habe ich sogar selbst „gebraut“ und gekostet.

Es ist seltsam, dass aus all dem wirklich ein Buch geworden ist. Umso glücklicher bin ich jetzt darüber, dass es klappt und dass die Leser – bisher zumindest – das Buch zu mögen scheinen.

Als Kabarettist:

Gemeinsam mit zwei Kollegen spiele ich in der Kabarettistengruppe „Vetophil“, mit der wir uns im letzten Jahr erfolgreich in der österr. Kabarettszene etabliert haben. Wir verfassen unsere eigenen abendfüllenden Programme. Es ist ein komplett anderes Schreiben. Viele Dinge entstehen auch spontan auf der Bühne und wir halten sie erst danach schriftlich fest (das werden dann unsere besten Nummern). Unsere interne Qualitätskontrolle ist die sogenannte „Pinnwand de Merde“. Hier landen unser Texte, wenn sie zu langweilig (selten) oder zu politisch unkorrekt (öfter) sind.

Wissenschaftlich:

In meiner hauptberuflichen Tätigkeit im Bereich klinische Forschung sind ständig neue Beurteilungen von Studienergebnissen und zu neuen Medikamenten gefragt. Wissenschaftliches Schreiben ist insofern spannend, als dass man unglaublich exakt formulieren muss. Die genaue Wortwahl kann große Konsequenzen haben.

Wie sieht ein typischer Arbeitstag bei Ihnen aus?

Unter der Woche ist mein Buchschreiben auf den Abend beschränkt. Oft empfinde ich das als gar nicht so schlecht. Es muss eine Balance geben zwischen Eindrücke gewinnen und dem in Worte fassen. Wenn ich mich dann manchmal doch einen ganzen Tag durchgehend meinen Geschichten widme, bin ich nachts, wenn ich aufhöre, meist total in der Welt des Buchs gefangen und muss mich dann irgendwie sportlich betätigen, um wieder einen klaren Kopf zu bekommen.

Wenn es gut läuft und ich viele Ideen habe, dann versuche ich, mir abends schnell irgendwas zu kochen und dann geht es los. Mein Doping? Matcha Grüntee!

Es heißt, Dan Brown sei in früheren Tagen immer um 4 Uhr Früh aufgestanden, um noch vor Arbeitsbeginn sein Schreibpensum zu schaffen. Manchmal ist das ein reizvoller Gedanke, aber immer nur bis zum nächsten Morgen, wo sich halb acht schon wie 4 Uhr früh anfühlt.

Abends bleibt nur noch die Frage, schreibe ich jetzt an meinem neuen Buchprojekt oder ist gerade ein neuer Kabarettsketch dringender. Kümmere ich mich um Auftritte, Lesungen, Fanpages und dergleichen? Gleichzeitig wünsche ich mir auch, den Buchmarkt ein bisschen besser zu verstehen und wie man als Autor erfolgreich Marketing betreibt. Das Priorisieren an sich ist auch ein immer währender Lernprozess und natürlich darf das Privatleben auch nicht zu kurz kommen. Alles in allem genieße ich die Vielfalt in meinem Leben.

Wie hat sich Ihre Arbeit über die Zeit verändert?

Dadurch, dass ich in so verschiedenen Tätigkeitsfeldern arbeite, ist grundsätzlich jederzeit und überall Veränderung angesagt.

Was das Schreiben meiner Bücher angeht, muss ich sagen, dass es eine ganz andere Qualität bekommen hat, seit mir bewusst geworden ist, dass ich nicht mehr nur für mich schreibe, sondern dass mehr oder weniger viele Menschen das lesen werden, was man schreibt. Ich lege seither mehr Bedacht auf Kleinigkeiten. Ich suche Feedback wie einen Bissen Brot. Früher war mir das eher egal. Die größte Veränderung ist, in kurz, dass der Leser mehr Gewicht bekommen hat.

Auf den Buchmarkt bezogen hatte ich neulich eine interessante Diskussion mit einem Buchhändler, der sich beschwerte, der Verlag würde mein Buch als e-book zu günstig (5,99 Euro) und als Printbuch zu teuer (15,99) verkaufen und das diese Praxis kleinen Buchhandlungen wie seiner das Genick brechen würden. Wichtige Fakten dahinter, nämlich dass die Druckereien Kleinverlagen bei weitem nicht die Konditionen geben wie Großverlagen und dass e-book-Preise oft künstlich hochgehalten werden, wollte er nicht hören. Vermutlich geht es tatsächlich ein bisschen in die Richtung: Printbuch als Luxusgut neben e-book als Standard, aber eine genaue Einschätzung traue ich mir nicht zu.

Was ist ein Problem bei Ihrer Arbeit, für das Sie eine Lösung suchen?

Die Vielfalt ist das Schöne an meiner Tätigkeit, aber auch das, was es manchmal schwierig macht, genug Zeit für alles zu haben.

Das größte Problem ist sicher das „Gehört werden“. Ich bekomme in der kurzen Zeit, in der es am Markt ist, ungeheuer positive Rückmeldungen der Leser auf meinen Roman. Aber als Autor in einem Kleinverlag fehlt es mir oft an fruchtbaren Möglichkeiten, um das Buch unter die Leute zu bringen. Die Zeitschriften, die rezensieren, rezensieren hpts. Hardcover der Großverlage, ähnlich verhält es sich bei den wirklich einflussreichen Bloggern. Auch der Buchhandel verhält sich bei Kleinverlagen deutlich zurückhaltender, wenn es darum geht, ein Buch in sein Sortiment aufzunehmen. Man muss selbst sehr engagiert sein, wenn man Erfolg haben will.

Wer sollte Sie ggf. kontaktieren – welche Art von Kontakten wäre zurzeit hilfreich für Sie?

Grundsätzlich freue ich mich immer über Kontakte aus dem Bereich Marketing (Agenturen, Experten) und von Literaturbloggern, mit denen ich mich gerne austauschen würde.

Wo finden wir Sie im Internet?

www.facebook.com/Anournovels

www.twitter.com/anournovels

www.bookshouse.de/autoren/Rene_Anour/

de.wikipedia.org/wiki/Vetophil

Vielen Dank für Ihre Zeit!

Bildquelle: Rene Anour

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