Tom Hillenbrand: Routine macht den Kopf frei

Die folgenden sechs Fragen unserer Interview-Reihe werden regelmäßig von den unterschiedlichsten Köpfen der Buchbranche beantwortet und die Interviews werden hier im Blog veröffentlicht. Dadurch entstehen Beiträge, die zum einen Aufmerksamkeit auf jene lenken, die “was mit Büchern machen”, und die zum anderen die Veränderungen und Herausforderungen in den verschiedenen Bereichen der Branche sichtbar werden lassen. Wenn Sie ebenfalls teilnehmen möchten, senden Sie Ihre Antworten und ein Bild von Ihnen bitte an Leander Wattig. Als Inspirationsquelle könnten Ihnen die bisherigen Interviews dienen. (Jedoch behalte ich mir vor, nicht alle Zusendungen zu veröffentlichen.)

Tom Hillenbrand Wer sind Sie und was machen Sie mit Büchern?

Ich heiße Tom Hillenbrand, wohne in München und schreibe Krimis, Kolumnen und Essays. Den größten Teil des letzten Jahrzehnts habe ich bei Spiegel Online verbracht, als Redakteur und Ressortleiter. Während dieser Zeit hatte ich bereits zwei Bücher veröffentlicht. Aber dann ist mir klar geworden, dass das zusammen nicht funktioniert. Die Gedanken sind frei, nicht angestellt. Seit 2010 arbeite ich als freier Autor.

Wie sieht ein typischer Arbeitstag bei Ihnen aus?

Die Vorstellung, Schriftsteller säßen Espresso trinkend in Straßencafés und warteten auf die Inspiration, ist großer Unsinn. Ich persönlich brauche einen idealerweise stets identischen Tagesablauf, Routine macht den Kopf frei.

Am wichtigsten ist für mich die Zeit von 8:30 Uhr bis 10:30 Uhr. Da schreibe ich, gehe nicht ans Telefon, und versuche, die Finger von Facebook und anderen Zeitfressern zu lassen. Erst danach darf ich ins Straßencafé. Nachmittags kommt dann der ganze kleinteilige und kurzfristige Kram: E-Mails, Interviews, Social Media Kanäle pflegen, kleinere Texte redigieren.

Wie hat sich Ihre Arbeit über die Zeit verändert?

Was mir auffällt ist, dass Papier aus meinem Arbeitsalltag inzwischen fast vollständig verschwunden ist. Bücher, die ich zur Recherche lese, annotiere ich bevorzugt auf dem iPad, Notizen und Gliederungen kommen in Evernote und Scrivener.

Die zweite enorme Veränderung ist, dass ich seit einigen Jahren nicht mehr Teil einer großen Organisation bin, sondern ein freies Radikal. Es ist absolut erstaunlich, wie produktiv man sein kann, wenn man erstens keine Meetings mehr besuchen muss, zweitens dann arbeiten kann, wenn man am besten drauf ist und drittens die Arbeitsmittel verwenden darf, die man verwenden möchte. Alleine der Umstand, dass ich nicht mehr mit Lotus Notes arbeiten muss, spart mir mehrere Stunden im Monat.

Was ist ein Problem bei Ihrer Arbeit, für das Sie eine Lösung suchen?

Ich finde es immer noch enorm schwierig, Vermarktung, Produktion und Vertrieb kürzerer Texte zu organisieren. Ich habe sehr viele Themenideen, fiction wie non-fiction, die ich gerne auf 30 oder 100 Seiten umsetzen würde, digital, möglichst mit multimedialer Flankierung. Aber das ist für Einzelkämpfer immer noch enorm schwierig. Die großen Verlage schütteln da ratlos den Kopf, bei Amazon können sie eigentlich nur Bleiwüste publizieren. Das, was in angelsächsischen Raum beispielsweise The Atavist versucht, gibt es hier noch nicht.

Wer sollte Sie ggf. kontaktieren – welche Art von Kontakten wäre zurzeit hilfreich für Sie?

Ich interessiere mich vor allem für Technologie und Innovation. Alles, was die Zukunft der Buchbranche betrifft, finde ich spannend und freue mich über einen Gedankenaustausch.

Wo finden wir Sie im Internet?

Unter tomhillenbrand.de und auf Twitter unter @tomhillenbrand

Vielen Dank für Ihre Zeit!

Bildquelle: Tom Hillenbrand

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