Amanda DeMarco: Ich habe den neuen Berliner Verlag Readux Books gegründet

Die folgenden sechs Fragen unserer Interview-Reihe werden regelmäßig von den unterschiedlichsten Köpfen der Buchbranche beantwortet und die Interviews werden hier im Blog veröffentlicht. Dadurch entstehen Beiträge, die zum einen Aufmerksamkeit auf jene lenken, die “was mit Büchern machen”, und die zum anderen die Veränderungen und Herausforderungen in den verschiedenen Bereichen der Branche sichtbar werden lassen. Wenn Sie ebenfalls teilnehmen möchten, senden Sie Ihre Antworten und ein Bild von Ihnen bitte an Leander Wattig. Als Inspirationsquelle könnten Ihnen die bisherigen Interviews dienen. (Jedoch behalte ich mir vor, nicht alle Zusendungen zu veröffentlichen.)

Amanda DeMarcoWer sind Sie und was machen Sie mit Büchern?

Ich heiße Amanda DeMarco, bin ursprünglich aus Chicaco, und ich habe den neuen Berliner Verlag Readux Books gegründet. Readux veröffentlicht viermal im Jahr kleine englischsprachige Bücher (32–64 S.), die im deutschen, britischen und amerikanischen Buchhandel sowie online erhältlich sind. Ein Großteil der Bücher sind Erstübersetzungen deutscher Gegenwartsliteratur.

Zusammen mit der Zeitschrift Edit und einer Gruppe von talentierten Kollegen organisiere ich auch New German Fiction, einen neuen Wettbewerb für junge Autoren. Neben den üblichen Preisen (deutsche Veröffentlichung, Geld), bieten wir den Gewinnern auch englischsprachige Veröffentlichung an. Soweit ich weiß, gibt es keine anderen Wettbewerbe mit Übersetzung als Preis.

Wie sieht ein typischer Arbeitstag bei Ihnen aus?

Unterschiedlich! Wenn du jemals bei einer kleinen Organisation gearbeitet (oder gar eine geleitet) hast, weißt du, dass man viele Funktionen ausüben muss und viel Flexibilität braucht. Ich bin Lektorin und Event Planner, Verkäuferin und Community Managerin. Dabei bekomme ich viel Hilfe, von Freunden sowie anderen Freiberuflern. Ich bin dankbar, mit sehr talentierten Illustratoren und Übersetzern zusammenzuarbeiten. Und natürlich mit sehr talentierten Autoren.

Der Teil meiner Arbeit, der die Leute am meisten fasziniert: wie suche ich die Texte aus, die wir übersetzen? Das ist nicht wie bei den meisten Verlagen, die Übersetzungen machen. Für Readux geht das viel direkter, weil ich in Berlin direkt an der Quelle bin. Für die deutschen Büchlein arbeite ich auch mit der Übersetzerin Katy Derbyshire zusammen, die ebenfalls hier lebt. Ich bin (Wir sind) begeisterte Leser (insbesondere literarischer Zeitschriften) und Veranstaltungsbesucher. Da ich seit 2009 hier lebe und lese, hatte ich schon einige Lieblingstexte im Kopf, die ich unbedingt machen wollte. Ich suche auch ständig neue Kanäle, Texte zu bekommen. Ich habe einmal Matthew Zapruder, den Verleger des großartigen amerikanischen Verlags Wave Books, interviewt; der hat gesagt, dass Wave seine Akquisitionskanäle regelmäßig ändert, weil man ganz andere Sachen findet, wenn man ganz anders danach sucht. Das hat mir eingeleuchtet. Mit dem Wettbewerb New German Fiction, versuche ich, anders zu suchen. Ich will näher an die hiesige Kultur gehen – warum hier sein, wenn man nicht wirklich hier präsent ist?

Obwohl ich Einsendungen von Agenten und Verlagen bekomme, hat sich bisher nichts daraus ergeben. Wenn wir noch ein paar Reihen gemacht haben, dann verstehen Agenten usw. vielleicht besser, was unsere Richtung ist.

Wie hat sich Ihre Arbeit über die Zeit verändert?

Naja, Readux ist sehr neu, im Oktober gegründet. Schon jetzt habe ich viel mehr Stabilität in meiner Arbeit als ganz am Anfang, auch wenn es nicht so ruhig ist, wie es irgendwann sein wird. Ich kann nun weiter vorausplanen. Das ist schön. Vor Readux habe ich bei einem Verlag in den USA gearbeitet, dann bin ich mit einem Stipendium nach Berlin gekommen, und seit 2010 arbeite hier ich als freiberufliche Autorin und Übersetzerin. Ich bin 27 und kann nicht wirklich sagen, dass ich große Veränderungen in der Industrie miterlebt habe – die digitale Krise gabs ja für meine Generation schon immer. Gerade auch weil das alles in den USA etwas früher angefangen hat. Deswegen kann ich auch nicht sagen, dass das Tempo meiner Arbeit oder meine Arbeitsmethode sich wesentlich verändert hat. Neue Werkzeuge gibt es ab und zu, aber das sehe ich auch als kennzeichnend für meine Generation: dass es für uns selbstverständlich ist, neue Werkzeuge aufzugreifen.

Was ist ein Problem bei Ihrer Arbeit, für das Sie eine Lösung suchen?

Eine uninteressante Antwort: Zeit! Ich lerne langsam mehr zu delegieren. Aber wenn man etwas zum ersten Mal macht, muss man es selber machen. Das waren die ersten Monate für mich.

Wer sollte Sie ggf. kontaktieren – welche Art von Kontakten wäre zurzeit hilfreich für Sie?

Verlagsmenschen können gerne ihre talentierten jungen Autoren von New German Fiction wissen lassen. Und junge Autoren können gerne ihre Texte beim Wettbewerb einreichen.

Wo finden wir Sie im Internet?

Vielen Dank für Ihre Zeit!

Bildquelle: Amanda DeMarco

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