Christian Ebernickel: Ich bin Inhaber des Arvelle Buch- und Medienversands

Die folgenden sechs Fragen unserer Interview-Reihe werden regelmäßig von den unterschiedlichsten Köpfen der Buchbranche beantwortet und die Interviews werden hier im Blog veröffentlicht. Dadurch entstehen Beiträge, die zum einen Aufmerksamkeit auf jene lenken, die “was mit Büchern machen”, und die zum anderen die Veränderungen und Herausforderungen in den verschiedenen Bereichen der Branche sichtbar werden lassen. Wenn Sie ebenfalls teilnehmen möchten, senden Sie Ihre Antworten und ein Bild von Ihnen bitte an Leander Wattig. Als Inspirationsquelle könnten Ihnen die bisherigen Interviews dienen. (Jedoch behalte ich mir vor, nicht alle Zusendungen zu veröffentlichen.)

Christian EbernickelWer sind Sie und was machen Sie mit Büchern?

Ich heiße Christian Ebernickel und bin Inhaber des Arvelle Buch- und Medienversands. Auch wenn ich schon immer viel gelesen habe, bin ich doch ein Quereinsteiger in der Buchbranche. Ich habe Maschinenbau studiert und nach dem Studium einige Jahre für eine IT-Beratung gearbeitet. So spannend die Aufgaben einerseits waren, vermisste ich andererseits doch konkrete Erfolgserlebnisse. Mehr und mehr beschlich mich das Gefühl, meine Zeit mit den falschen Tätigkeiten zu verschwenden. Zu dieser Zeit begann ich, meine Studienbücher auf dem Amazon Marketplace zu verkaufen. Innerhalb kürzester Zeit waren die Bücher weg. Ich hatte nicht damit gerechnet, die Bücher schnell verkaufen zu können, und so brachte mich dieser Verkaufserfolg ins Grübeln. Könnte das vielleicht etwas sein, was man auch hauptberuflich machen könnte? Es begann eine Zeit der Recherchen: Wie funktioniert der Buchmarkt? Welche Bücher lassen sich gut verkaufen? Über welche Wege?

Das Ergebnis der Recherche: Ich kündigte meinen Job und gab mir ein Jahr Zeit, um einen Buchversand aufzubauen, von dem ich leben könnte. Der Vertrieb sollte ausschließlich über das Internet erfolgen und der Schwerpunkt bei Mängelexemplaren und Restauflagen liegen.

Das war im Jahr 2004. Heute, 10 Jahre später, handele ich noch immer mit Büchern. Arvelle ist seit der Gründung gewachsen und hat mit rund 40.000 lieferbaren Titeln das – nach meiner Kenntnis – breiteste Angebot von Mängelexemplaren in Deutschland. Eine Halle voller Bücher und Kunden, die wir mit unseren günstigen Büchern glücklich machen können, sind für mich eine starke Motivation und der Grund weshalb sich die Frage, in meinen alten Beruf zurückzukehren, nie gestellt hat.

Wie sieht ein typischer Arbeitstag bei Ihnen aus?

Der Morgen startet regelmäßig mit einer kleinen Besprechung, was konkret für den Tag anliegt: Wir schauen uns die Verkäufe des Vortages an und teilen unsere Kapazitäten im Lager für den Versand und den Wareneingang auf. Wir müssen entscheiden, welche Buchlieferungen auszupacken sind und stimmen darauf unsere Marketingmaßnahmen ab. Wir arbeiten generell mit kurzen Vorlaufzeiten für unsere Werbung, weil wir häufig erst beim Auspacken einer Lieferung sehen, welche Bücher konkret in einer Buchpalette enthalten sind. Gibt es genügend spannende Titel, bauen die Kollegen im Wareneingang die Bücher zum Abfotografieren auf und wir veröffentlichen die Fotos später am Tag auf unserer Facebook-Seite.

Weiter geht es mit Kontrolle und Planung von Werbeaktionen, der Kontrolle des Absatzes und Abstimmung mit dem Einkauf und nicht zuletzt mit der Weiterentwicklung unserer Website. Lauter Aufgaben also, für die es in großen Unternehmen ganze Abteilungen gibt. In einem kleinen Unternehmen wie Arvelle teilen sich diese Dinge auf wenige Köpfe auf und laufen bei mir zusammen.

Wie hat sich Ihre Arbeit über die Zeit verändert?

Betrachte ich die Zeit von der Gründung bis heute, fallen mir zwei Tendenzen auf, die maßgeblich für Veränderungen gesorgt haben. Zum einen ist mit der zunehmenden Größe des Unternehmens der Aufwand für Koordination und Administration gewachsen. Die Komplexität der Unternehmensprozesse – insbesondere der IT-gestützten Prozesse – nimmt im Laufe der Zeit fast unweigerlich zu und fordert Zeit ein.

Zum anderen haben sich unsere Vertriebskanäle massiv verändert. In den ersten Jahren haben wir unsere Bücher fast ausschließlich über Marktplätze wie Amazon, ebay usw. vertrieben. Heute ist das zum Glück ganz anders. Unser eigener Onlineshop ist unter den Vertriebskanälen mit deutlichem Abstand der Stärkste. Das gibt uns viel mehr Möglichkeiten zur Kundenbindung sowie zur Präsentation unseres Angebotes.

Was ist ein Problem bei Ihrer Arbeit, für das Sie eine Lösung suchen?

Als kleiner unabhängiger Anbieter sehen wir uns im Buchmarkt – dabei besonders im Internet – einer Reihe von schwergewichtigen Mitbewerbern mit großen Marketingbudgets gegenüber. Ich suche daher immer nach Möglichkeiten, mit kleinem Budget genau jene Menschen zu erreichen, für die unser Angebot interessant ist.

Wer sollte Sie ggf. kontaktieren – welche Art von Kontakten wäre zurzeit hilfreich für Sie?

Ich höre gerne von Verlagen, die einen Partner zur Abnahme von Remittenden suchen. Viel interessanter sind für mich allerdings Kontakte, aus denen sich Kooperationen ableiten lassen: Sei es auf der Einkaufseite, vertriebsseitig oder zum Beispiel in Form von Werbepartnerschaften. Ich glaube, dass klug gewählte Kooperationen einem reinen Konkurrenzdenken überlegen sind.

Wo finden wir Sie im Internet?

Vielen Dank für Ihre Zeit!

Bildquelle: Christian Ebernickel

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