Colin Lovrinovic: Bei Bastei Entertainment leite ich den Bereich Vertrieb & Vermarktung International

Die folgenden sechs Fragen unserer Interview-Reihe werden regelmäßig von den unterschiedlichsten Köpfen der Buchbranche beantwortet und die Interviews werden hier im Blog veröffentlicht. Dadurch entstehen Beiträge, die zum einen Aufmerksamkeit auf jene lenken, die “was mit Büchern machen”, und die zum anderen die Veränderungen und Herausforderungen in den verschiedenen Bereichen der Branche sichtbar werden lassen. Wenn Sie ebenfalls teilnehmen möchten, senden Sie Ihre Antworten und ein Bild von Ihnen bitte an Leander Wattig. Als Inspirationsquelle könnten Ihnen die bisherigen Interviews dienen. (Jedoch behalte ich mir vor, nicht alle Zusendungen zu veröffentlichen.)

Colin LovrinovicWer sind Sie und was machen Sie mit Büchern?

Ich heiße Colin Lovrinovic – aber meistens bin ich schnell beim Du. Ich will nicht, dass sich jemand die Zunge verrenkt wenn er versucht meinen Nachnamen auszusprechen. Ein Überbleibsel der australischen Hälfte meiner Familie, die ursprünglich aus Kroatien nach Down Under ausgewandert ist und erst später in Deutschland gelandet ist. Komplizierte Geschichte.

Bei Bastei Lübbe leite ich in der Digitalabteilung Bastei Entertainment den Bereich Vertrieb & Vermarktung International. Seit etwas über 8 Monaten bin ich an Bord und habe neben E-Books auch immer mehr mit Apps und Audioinhalten zu tun. Ich hoffe, ich gehe trotzdem durch als jemand, der was mit Büchern macht? Hauptsächlich kümmern mein Team und ich uns darum, mit digitalen, mehrsprachigen Inhalten neue Märkte wie die USA & UK, China und Lateinamerika zu erschließen. Dabei gehen Vertriebs- und Marketingstrategie natürlich Hand in Hand mit der Entwicklung der richtigen Inhalte. Daher stehe ich in engem Austausch mit dem Programmbereich und unseren Projektmanagern, im App-Bereich arbeite ich außerdem stark mit der technischen Entwicklung zusammen.

In der Buchbranche habe ich erst eine Woche vor der letzten Frankfurter Buchmesse angefangen – der perfekte Zeitpunkt eigentlich. Digital arbeite ich aber schon lange. Gerade die Veränderungsprozesse, die neue Technologien mit sich bringen, haben mich schon immer gereizt – ob in der Musikbranche, dem E-Commerce oder bei Markenunternehmen.

Als Kind wollte ich eigentlich immer Journalist oder Autor werden, wozu es aber nie gereicht hat. Umso schöner finde ich es, jetzt in einem progressiven Verlag wie Bastei Lübbe arbeiten zu dürfen. Auch wenn ich eher strategischer arbeite und weniger mit den Inhalten direkt zu tun habe. Immerhin kann ich mich aber in unsere Bücher einlesen!

Wie sieht ein typischer Arbeitstag bei Ihnen aus?

Den typischen Arbeitstag gibt es (noch) nicht. Zum einen weil der Bereich so neu ist und sich so viel tut – zum anderen weil es Teil des Jobs ist, das Geschäft vor Ort im Ausland aufzubauen. Darum bin ich sehr viel unterwegs und in manchen Monaten keine 7 Tage im Büro. Dementsprechend sind die Tage, an denen ich am Kölner Standort bin, in der Regel von morgens bis abends mit Terminen gefüllt. Mails werden dann am Abend beantwortet und die Telefonkonferenzen finden je nach Zeitverschiebung schon mal beim morgendlichen Müsli oder Abendessen statt.

Zuletzt war ich als Sprecher auf einer Transmedia-Konferenz in Peking und habe dort und in Tokio mit potenziellen Partnern aus verschiedenen Bereichen gemeinsame Kooperationsmöglichkeiten diskutiert. Es ist wichtig, eng mit lokalen Experten zusammenzuarbeiten, wenn man in einem neuen Markt richtig Fuß fassen möchte.

Ich bin froh, dass ich mit einem wirklich tollen und erfahrenen Team zusammenarbeiten darf – wir funktionieren auch gut zusammen, wenn ich mal nicht physisch anwesend bin.

Wie hat sich Ihre Arbeit über die Zeit verändert?

Mein gesamter Bereich verändert sich ständig, dementsprechend auch die Arbeit, die wir tun. Die Produktpalette hat sich vergrößert, genau so die Anzahl der Länder, mit denen wir uns befassen. Das bringt jeweils neue Herausforderungen mit sich. Als ich bei Bastei Entertainment angefangen habe, ginge es noch sehr stark darum, Strukturen aufzubauen und die richtigen Rahmenbedingungen für unser internationales Geschäft zu schaffen. Mittlerweile sind wir dabei, unseren fremdsprachigen Katalog stark auszubauen – es ist sehr spannend jetzt endlich zu sehen, wie unsere Inhalte im Ausland ankommen. Unser letztes crossmedia Projekt „netwars“, welches wir gemeinsam mit der Berliner Firma Filmtank umgesetzt haben, wurde beispielsweise gerade in über 150 Stores weltweit gefeatured – ein Großteil des Umsatzes kommt dabei nicht aus Deutschland.

Was ist ein Problem bei Ihrer Arbeit, für das Sie eine Lösung suchen?

Gerade in Wachstumsmärkten wie China gibt es ganz andere Themen, mit denen man sich befassen muss, um potenzielle Leser zu erreichen. Das Problem des schwierigen Zugangs zum enorm großen App-Markt haben wir aber gerade mit einem lokalen Partner gelöst.

Grundsätzlich taucht immer mal wieder die ein oder andere kulturelle Hürde auf – aber wir haben mittlerweile Mitarbeiter aus Ländern wie den USA oder China im Team, dank denen wir recht gut gewappnet sind.

Eine große Aufgabe, an der wir gerade arbeiten, ist die weltweit optimale Verzahnung von Vertriebs- und Marketingaktivitäten. Ich wäre sehr dankbar, wenn wir dabei für unsere Koordinations-Telkos mit unseren ausländischen Partnern nicht immer ein halbes Dutzend Zeitzonen unter einen Hut bekommen müssten. Aber dafür gibt es wohl keine Lösung …

Wer sollte Sie ggf. kontaktieren – welche Art von Kontakten wäre zurzeit hilfreich für Sie?

Ich tausche mich grundsätzlich gerne mit Menschen aus, die international und/oder digital arbeiten, gerne auch aus anderen Branchen. Man kann nie auslernen.

Wir bauen außerdem gerade auch unsere Vertriebsaktivitäten für Kooperationspartner aus. Wenn jemand also spannende Inhalte aus den Bereichen E-Book, Audio oder App hat und diese für neue Märkte lokalisieren möchte – gerne melden!

Wo finden wir Sie im Internet?

Auf den üblichen Business-Portalen wie LinkedIn und Xing. Gerne auch bei Twitter. Instagram und Facebook nutze ich dann eher privat, um meine Freunde mit mehr oder weniger relevanten Updates zu bombardieren.

Vielen Dank für Ihre Zeit!

Fotograf: Max Motel

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