Nora Lachmann: Ich habe ich meine Praxis als Psychotherapeutin aufgegeben, um zu schreiben

Die folgenden sechs Fragen unserer Interview-Reihe werden regelmäßig von den unterschiedlichsten Köpfen der Buchbranche beantwortet und die Interviews werden hier im Blog veröffentlicht. Dadurch entstehen Beiträge, die zum einen Aufmerksamkeit auf jene lenken, die “was mit Büchern machen”, und die zum anderen die Veränderungen und Herausforderungen in den verschiedenen Bereichen der Branche sichtbar werden lassen. Wenn Sie ebenfalls teilnehmen möchten, senden Sie Ihre Antworten und ein Bild von Ihnen bitte an Leander Wattig. Als Inspirationsquelle könnten Ihnen die bisherigen Interviews dienen. (Jedoch behalte ich mir vor, nicht alle Zusendungen zu veröffentlichen.)

Nora LachmannWer sind Sie und was machen Sie mit Büchern?

Ich heiße Nora Lachmann und lebe als Autorin und Übersetzerin englischsprachiger Belletristik in Berlin. Vor ein paar Jahren habe ich meine Praxis als Psychotherapeutin aufgegeben, um zu schreiben. Ein alter Traum, der mich noch einmal an die Uni führte, wo ich das Glück hatte, das literarische Übersetzen für mich zu entdecken, dem ich nun Brot und Butter verdanke. Schreiben ist Luxus und wunderbare harte Arbeit, deren Früchte mit mehreren Kurzgeschichten in diversen Anthologien und dem Roman „Die Quintessenz von Staub” (Bookshouse-Verlag, 2014) sowohl konventionell zwischen Buchdeckeln als auch elektronisch vorliegen. Vor etwas mehr als einem Jahr ist dann ein Blog mit Reiseimpressionen hinzugekommen.

Seit 2009 bin ich im Vorstand der Gesellschaft für Neue Literatur, die in Nachfolge der Neuen Gesellschaft für Literatur von der ehemaligen Prosa-Werkstatt gegründet wurde. Zwei Mal im Monat bietet ein Werkstattabend Schreibenden die Möglichkeit, sich mit ihren Texten der konstruktiven Kritik von Kollegen zu stellen, versierten Testhörern sozusagen, denen der fruchtbare Austausch und die Arbeit am Text wichtig ist. In dieser Form und Qualität ein singuläres Angebot in Berlin und in unserem Verständnis die Hauptaufgabe der GNL. Außerdem organisieren wir Lesungen für unsere Mitglieder und Fortbildungen mit Fachleuten, zum Beispiel Seminare zum Schreiben von Exposés und mehrere Tage Lesetraining. Regelmäßig angeboten werden von Mitgliedern organisierte Schreibklausuren in kleinen Gruppen und Lesereisen ins Ausland (Niederlande, Schweden).

Wie sieht ein typischer Arbeitstag bei Ihnen aus?

Nicht weiter spektakulär, eher ziemlich langweilig von außen betrachtet, wie bei den meisten Schreibenden. Aufstehen, an den Schreibtisch setzen, Schreiben, Korrigieren, Organisieren und Werben. Aus dem Vorsatz: Wenn ich nicht schreibe, übersetze ich, wird oft: Wenn ich nicht übersetze, schreibe ich, denn Brot und Butter sind nicht ganz unwichtig. Wenn ich beides nicht tue, sitze ich meist auf einem Segelboot, schaue aufs Wasser und schreibe im Kopf eine Positionsmeldung, die dann abends im Hafen ins Blog übertragen wird. Und wenn ich auch das nicht tue, dann bin ich vielleicht auf einer Lesung.

Wie hat sich Ihre Arbeit über die Zeit verändert?

Sie ist ausgeufert, nach allen Seiten, über alle Grenzen. Zum Glück habe ich meine Familie, die ab und zu Protest einlegt. Die erste Veränderung war die Verlegung von der Arbeit in der Praxis zur Arbeit am häuslichen Schreibtisch, von der Arbeit mit Menschen zur Arbeit mit Figuren und Worten, weit einschneidender aber war die Veränderung, die das Bloggen mit sich brachte. Zum Text kamen Bilder — es ist ungemein spannend zu verfolgen, wie manche Bilder nach bestimmten Texten verlangen, manche Texte bestimmte Bilder fordern, und Spaß macht es noch dazu. Gleichzeitig ist der Austausch direkter geworden, das Feld größer, in dem ich mit Wort- und Textbegeisterten kommuniziere, mit Bildschaffenden und Musikern gemeinsame Veranstaltungen plane.

Was ist ein Problem bei Ihrer Arbeit, für das Sie eine Lösung suchen?

Zeit, wie bei jeder und jedem, und bessere Sichtbarkeit. Deshalb dieses Interview, um Organisation und Werbung effektiver zu gestalten, sowohl als Autorin und Übersetzerin als auch im Hinblick auf die Angebote der GNL.

Wer sollte Sie ggf. kontaktieren – welche Art von Kontakten wäre zurzeit hilfreich für Sie?

Die GNL lebt von der Initiative der Schreibenden, neue Gesichter sind daher immer ein Gewinn und herzlich willkommen. Ebenso entdecken wir gerne neue Leseorte. Hilfreich wären auch Kontakte zu Online-Magazinen und anderen Blogs.

Wo finden wir Sie im Internet?

Vielen Dank für Ihre Zeit!

Bildquelle: Nora Lachmann

Anzeige (falls eingeblendet)

Schreibe einen Kommentar