Julia Starp: Ich wollte aus Fairy Tale Heroes noch mehr machen als “nur” eine Modekollektion

Die folgenden sechs Fragen unserer Interview-Reihe werden regelmäßig von den unterschiedlichsten Köpfen der Buchbranche beantwortet und die Interviews werden hier im Blog veröffentlicht. Dadurch entstehen Beiträge, die zum einen Aufmerksamkeit auf jene lenken, die “was mit Büchern machen”, und die zum anderen die Veränderungen und Herausforderungen in den verschiedenen Bereichen der Branche sichtbar werden lassen. Wenn Sie ebenfalls teilnehmen möchten, senden Sie Ihre Antworten und ein Bild von Ihnen bitte an Leander Wattig. Als Inspirationsquelle könnten Ihnen die bisherigen Interviews dienen. (Jedoch behalte ich mir vor, nicht alle Zusendungen zu veröffentlichen.)

Julia StarpWer sind Sie und was machen Sie mit Büchern?

Ich bin Julia Starp, lebe und arbeite in Hamburg und tauche gerade in die für mich völlig neue und spannende Welt der Bücher ein. Als Modedesignerin sind Bücher für mich bislang wichtige Informations- und Inspirationsquellen meiner Arbeit gewesen – und nun mache ich zum ersten Mal selber ein Buch, und zwar ein ganz besonderes Märchenbuch.

Für mich ist das spannendste daran, dass zwei Welten miteinander in Interaktion treten: Meine Mode und die Texte von den Brüdern Grimm und Hans Christian Andersen. Die Märchen sind wie ein Schatz, laden zum Träumen ein und sind absolut zeit- und alterlos. Und sie haben mich zu meiner Kollektion Fairy Tale Heroes inspiriert, die ich zum ersten Mal 2014 auf der Fashion Week Berlin präsentieren durfte. Da ich mich diesen Geschichten so sehr verbunden fühle, wollte ich aber noch mehr daraus machen als „nur“ eine Modekollektion, und so entstand die Idee zu dem Buch. Doch erst, als auch noch ein für mich persönlich sehr wichtiger Charity-Gedanke hinzukam, fügte sich alles richtig zusammen und ich begann, die 13 originalen Märchengeschichten mit Hilfe von renommierten Fotografen in neuen und modernen zu erzählen.

Alle Beteiligten, also Fotografen, Models, Künstler, Assistenten und die „Buchmacher“ arbeiten ohne Bezahlung, denn alle Erlöse, die wir mit unserem Märchenbuch erzielen, gehen an den Verein Verwaiste Eltern und Geschwister Hamburg e.V. Dieser Verein hat meiner besten Freundin in der schwersten Krise, die man sich vorstellen kann, sehr geholfen. Deswegen ist es mir wichtig, die schwierige Arbeit, die dort geleistet wird, zu unterstützen und in die Öffentlichkeit zu bringen.

Wie sieht ein typischer Arbeitstag bei Ihnen aus?

Seit Anfang des Jahres, also seit nun mehr acht Monaten, arbeite ich an der Entstehung und Umsetzung des Märchenbuchs. Einen „typischen“ Arbeitstag gibt es nicht, jeder Tag bringt neue Herausforderungen. Neben der eigentlichen Arbeit für die Organisation der mindestens 13 Fotoshootings, mit 13 unterschiedlichen Teams und der Entwicklung weiterer Märchenhelden-Outfits, sind jede Menge Pressearbeit und Interviews zu bewältigen.

Für ein Shooting setze ich mich zunächst mit dem jeweiligen Fotografen zusammen und wir überlegen gemeinsam, wie wir das Märchen, das er oder sie sich ausgesucht hat, am besten erzählen und in Bildern transportieren können. Dann wird ein Termin gesucht, der allen passt und die Location sowie zusätzlichen Requisiten werden organisiert. Nach jedem Shooting veröffentliche ich ein Making of mit Text und Bild auf der Buch-eigenen Website und auf verschiedenen Social Media-Kanälen, um die bereits entstandene Fangemeinde über den Fortschritt, die Hürden und Fügungen zu unterrichten. Parallel beschäftige ich mich mit unterschiedlichen Buchdruckern, um das Beste vom Besten zu finden und die hochwertigste und edelste Umsetzung des Buches zu bekommen. Hier lerne ich gerade viel über unterschiedliche Papierarten, die Märchenbuch- und zugleich Foto-gerecht sein müssen. Ich arbeite bei all dem mit vielen unterschiedlichen tollen Menschen zusammen, die alle mit so viel Herzblut dabei sind und es überhaupt erst ermöglichen, ein non-Profit Buchprojekt wie dieses nach vorne zu bringen.

Wie hat sich Ihre Arbeit über die Zeit verändert?

Es ist kaum zu glauben, aber je mehr das Pensum steigt, das dieses Buch an Arbeitsintensität einfordert, umso ruhiger aber auch entschlossener und zuversichtlicher werde ich. Am Anfang hatte ich noch so viele Fragen: Was kommt da eigentlich auf mich zu? Ist das wirklich zu schaffen? Wollen die Leute das überhaupt sehen? Bekomme ich die Teams zusammen, wer wird mir helfen? Eine Routine gibt es nicht, wird es nie geben, dafür sind zu viele Variable im Spiel. Ob das Wetter sich quer stellt, unerwarteter Model-Ausfall oder Terminumlegung, es gibt nichts, was noch nicht passiert ist, aber auch nichts, was nicht lösbar ist. Zudem ist es mit den Ergebnissen der ersten Shootings wesentlich einfacher geworden die Medien, Schauspieler und Sponsoren von dem Buch und der Idee des Projektes zu begeistern.

Was ist ein Problem bei Ihrer Arbeit, für das Sie eine Lösung suchen?

Mein Motto ist: Es gibt keine Probleme, man muss nur manchmal nach einer neuen Lösung suchen. Dennoch ist es zur Zeit sehr wichtig, noch mehr Öffentlichkeit für das Buch und die Idee, die dahinter steht, zu generieren.

Bei startnext findet gerade ein wichtiges Crowdfunding statt, um den Buchdruck für die Erstauflage von 500 Stück überhaupt finanzieren zu können (hier kann das Buch auch bereits vorbestellt werden).

Der Hauptvertrieb des Buches ab Herbst wird bislang über meinen Online-Shop laufen sowie über einige ausgewählte Händler in Hamburg und Berlin. Ich würde mich aber über noch mehr Buchhandlungen freuen, die das Buch „offline“ anbieten können, denn nicht jeder Interessierte ist mit dem Internet vertraut.

Wer sollte Sie ggf. kontaktieren – welche Art von Kontakten wäre zurzeit hilfreich für Sie?

Jeder, der sich für Kunst und Mode interessiert und der mein Märchenbuch und damit den Verein Verwaiste Eltern und Geschwister e.V. unterstützen möchte – sei es durch Verbreitung und Vernetzung, durch einen Beitrag zum Crowdfunding oder dadurch, dass er das Buch in seinem Geschäft anbieten möchte. Außerdem plane ich gerade für die Zeit nach der Veröffentlichung Ausstellungen mit den Fotos und den Outfits der Fairy Tale Heroes, dabei bin ich für jede besondere Idee offen!

Wo finden wir Sie im Internet?

Crowdfunding noch bis Ende August unter: startnext.com/fairytaleheroesmaerchenbuch

Vielen Dank für Ihre Zeit!

Bildquelle: Julia Starp

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