Lea Kaib: Blogger*innen sollten mehr in die Verlagsbranche integriert werden

Lea Kaib: Blogger*innen sollten mehr in die Verlagsbranche integriert werdenDie folgenden sechs Fragen unserer Interviewreihe werden seit 2009 regelmäßig von interessanten Menschen beantwortet, die „was mit Büchern“ machen, und hier im Blog veröffentlicht. Dadurch entstehen Beiträge, die zum einen Aufmerksamkeit auf Buchmenschen lenken und die zum anderen Veränderungen und Herausforderungen in den unterschiedlichsten Bereichen des Publishing sichtbar werden lassen. Unser Ziel damit ist es, die Menschen noch enger in den Kontakt und Austausch zu bringen.

Wer sind Sie und was machen Sie mit Büchern?

Lea Kaib

Mein Name ist Lea Kaib und ich blogge seit 2014 unter Liberiarium über die Literaturszene. Angefangen hat alles mit dem Wunsch, mein Leseverhalten zu reflektieren und die Menschen in der Buchszene besser kennenzulernen. Das Schreiben an sich reichte mir aber nicht. Ich war mir schnell bewusst, dass ich mehr wollte. In der amerikanischen Szene habe ich zu dem Zeitpunkt den Trend BookTube entdeckt und wusste: Das möchte ich auch machen! Ich war schon immer sehr filmaffin und in dem Bereich bereits versiert, weswegen mir der Einstieg auf YouTube 2015 dementsprechend leicht fiel. Mittlerweile bin ich Teil eines dreiköpfigen Teams der Literatur Livesendung namens Bookplanetarium, Organisatorin des Buchbloggerstammtischs NRW und betreibe mit Lennart Schäfer den Literatur-Podcast Litcast. Allerdings lebe ich nicht nur in der Online-Welt, ich bin auch häufig auf den Buchmessen für Agenturen und Verlage unterwegs. Manchmal im Kostüm als Walking Act, wie bereits für dtv oder Oetinger, oder als rasende Messereporterin für unter anderem Carlsen, Thienemann Esslinger, Oetinger oder Ravensburger.


Wie sieht ein typischer Arbeitstag bei Ihnen aus?

Als Studentin konnte ich neben dem Studium recht flexibel an Beiträgen oder Videos arbeiten. Durch meine Arbeit beim Ravensburger Buchverlag, die ich noch bis Ende August 2018 mache, bin ich bis Spätnachmittags im Büro. Sobald ich Zuhause bin, checke ich meine Mails, wobei ich bei Weitem nicht alle beantworten kann – dafür muss ich mir am Wochenende Zeit nehmen. Unter der Woche bereite ich Artikel vor, kommuniziere mit Agenturen und Verlagen und ich will natürlich auch das Lesen nicht vergessen. Da ich jeden Tag ein Foto, beispielsweise mit einem Literaturtipp oder ähnlichem, auf Instagram poste, muss auch das vorbereitet werden. Freitagnachmittags kann ich meine Videos drehen. Wenn alles klappt, im zweiwöchigen Rhythmus und dann gleich vier Videos auf einmal, was natürlich auch sehr anstrengend ist. Oft wird durch spontane Verlagsaktionen mein ordentlicher Redaktionsplan durcheinandergeworfen, da kommt es dann auch mal vor, dass ich zusätzlich an anderen Tagen drehe. Das Wochenende geht bei mir meist für die Videobearbeitung und die Community-Pflege drauf. Mein Arbeitsalltag ist also ziemlich intensiv und da kommt es auch mal vor, dass ich das Entspannen vergesse. Zum Glück kann ich das dann ja beim Lesen nachholen.

Lea Kaib im ORBANISM SPACE auf der Frankfurter Buchmesse 2018

Wie hat sich Ihre Arbeit über die Zeit verändert?

Ich bin definitiv organisierter geworden. Im ersten Jahr habe ich komplett ohne Redaktionsplan gearbeitet, darüber kann ich heute nur noch lachen, denn das würde schlichtweg nicht funktionieren. Außerdem habe ich gelernt, welches technische Equipment unbedingt nötig ist, um meine Arbeit auszuführen. Ich wünschte allerdings, dass ich da durchaus noch etwas begabter wäre (mal davon abgesehen, dass ich mir auch gerne mehr Equipment leisten würde, wie zum Beispiel ein tolles Ringlicht!).

Die Arbeit hat sich aber auch generell durch den Einsatz der Verlage verändert. Es gibt jetzt immer mehr Ansprechpartner*innen, die für Blogger*innen zuständig sind. Das macht es für beide Seiten leichter.

Was ist ein Problem, für das Sie eine Lösung suchen?

Ich würde mir wünschen, dass einige Verlage noch mehr auf ihre PR- und Bloggerbetreuung setzen. Oft liegt das Problem darin, dass von ganz oben dagegen entschieden wird, weitere Stellen zu besetzen, weil die Leute die Notwendigkeit nicht sehen. Blogger- und Influencermarketing ist meiner Meinung nach für die Verlage unverzichtbar geworden und man muss viel zielstrebiger auf das Online-Publikum eingehen. Mittlerweile gibt es ja schon tolle Ansätze, aber da ist noch genug Luft nach oben.

Gerade meine Arbeit auf YouTube ist für einige noch etwas suspekt, vielleicht auch weil sie sich mit dem Thema nicht beschäftigen. Dabei ist es mittlerweile ja nicht unbekannt, dass die jüngere Generation auf dieser Plattform „abhängt“. Ich versuche an die Verlage heranzutreten und mich und meine Kanäle für Projekte anzubieten, um das irgendwann auch mal hauptberuflich machen zu können. Viele Leute glauben ja, ich würde das schon Vollzeit tun – leider kann ich davon aber aktuell nicht leben.

Blogger*innen sollten mehr in die Verlagsbranche integriert werden. Für den Carlsen Verlag fungiere ich beispielsweise als eine von zwei Botschafterinnen, die monatlich alle Neuerscheinungen des Hauses vorstellen. Ich habe dadurch ein genaues Bild vom Programm und auch vom Verlag, obwohl ich extern arbeite. Es sollte schlichtweg mehr Platz für diese Marketing-Strategien gemacht werden. Genauso sieht es bei den Buchhandlungen aus, die noch viel zu zögernd an die Blogger*innen herantreten, wie ich finde. Dabei kann es doch nicht so schwer sein, sich mal zusammenzusetzen. Man muss an der Stelle aber auch erwähnen, dass ich hier schon sehr gute Erfahrungen gesammelt habe, beispielsweise mit der Schatzinsel in Münster, die mich dazu eingeladen hat, anderen Blogger*innen etwas über meine Arbeit zu erzählen.

Lea Kaib

Ein ganz anderes Thema ist für mich auch der sich ständig wiederholende Content auf Blogs. Mir ist klar, dass wenn viele ein Buch gut finden, viele darüber schreiben werden. Ich persönlich habe immer versucht, mich abzugrenzen. So habe ich angefangen, auch über Comics zu sprechen und freue mich, wenn mir daraufhin Leute schreiben, dass sie schon lange nach einer weiblichen Stimme in der Comicszene gesucht haben. Schon immer habe ich Filmadaptionen bestimmter Bücher diskutiert und arbeite seit einigen Jahren eng mit Agenturen zusammen, die Filme und Serien betreuen. Man merkt natürlich, wenn da etwas besonders gut beim Publikum ankommt und dass sich auch der Content anderer Blogger*innen mit der Zeit diesen Themen anpasst. Ich würde mir wünschen, dass hier ein wenig mehr auf Individualismus gesetzt wird und gebe mir mit meinem eigenen Content daher Mühe, wirklich etwas Einzigartiges auf die Beine zu stellen, um als gutes Beispiel voranzugehen.

Wer sollte Sie ggf. kontaktieren? Welche Art von Kontakten wäre hilfreich?

Jede Person oder Firma, die mit mir gerne etwas auf die Beine stellen und kooperieren möchte! Ich freue mich immer, wenn meine Ideen nicht nur auf Einseitigkeit beruhen. Das gilt natürlich auch für Blogger*innen und YouTuber*innen, die mit mir arbeiten wollen.

Mal davon abgesehen, dass ich aktuell Möglichkeiten suche, meine Blog- und YouTube-Arbeit noch stärker auszuleben. Dafür benötige ich aber die Hilfe von Sponsoren, Agenturen, Verlagen oder Firmen, die mich unterstützen.

Wo finden wir Sie im Internet?

Bildquelle: Lea Kaib

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