Mathias Blühdorn: Das größte Alltagsproblem für mich als Autor ist mein knappes Zeitbudget

Mathias Blühdorn: Das größte Alltagsproblem für mich als Autor ist mein knappes ZeitbudgetDie folgenden sechs Fragen unserer Interviewreihe werden seit 2009 regelmäßig von interessanten Menschen beantwortet, die „was mit Büchern“ bzw. Publishing machen, und hier im Blog veröffentlicht. Dadurch entstehen Beiträge, die zum einen Aufmerksamkeit auf Buchmenschen und Publisher lenken und die zum anderen Veränderungen und Herausforderungen in den unterschiedlichsten Bereichen des Publishing sichtbar werden lassen. Unser Ziel damit ist es, die Menschen noch enger in den Kontakt und Austausch zu bringen.

Wer sind Sie und was machen Sie mit Büchern bzw. mit Publishing?

Mathias Blühdorn

Ich erstelle und vermarkte Entertainment-Inhalte. Hauptberuflich habe ich mit Musik zu tun, nebenberuflich bin ich seit 2013 Selfpublishing-Autor. Mein Debütroman erschien 2015 als eBook und Taschenbuch, das Hörbuch zum Roman erst kürzlich Ende Februar im Verlag der Hörbuchmanufaktur Berlin. Der zweite Roman ist in Arbeit.

Wie sieht ein typischer Arbeitstag bei Ihnen aus?

Da ich nur “nebenher” schreibe und mein Hauptberuf bei einer Plattenfirma mit Dienst nach Vorschrift herzlich wenig zu tun hat, bleiben nur die unkonventionellen Randzeiten. Im Schlussspurt meines Debütromans war die typische Arbeitszeit das Zeitfenster zwischen 23 und 2 Uhr. Wenn möglich lege ich gerne mal ein “Fokuswochenende” ein bzw. schreibe zumindest regelmäßiger mal im Urlaub.

Ansonsten nutze ich die spärlich vorhandenen Zeitlöcher, um mich in Sachen (Self)Publishing auf dem Laufenden zu halten und um all die kleinen Dinge zu erledigen, die man als Selfpublisher eben drumherum noch so zu tun hat. Interessant für mich ist dabei immer wieder, wo ich meine Kenntnisse aus der Musikvermarktung auf die Kommunikation für ein Buch übertragen kann und wo ich eine ganz neue Perspektive einnehmen und erlernen muss.

Wie hat sich Ihre Arbeit über die Zeit verändert?

Über lange Zeit bedeutete Schreiben für mich, Liedtexte zu verfassen, da ich als Sänger in verschiedenen Bands aktiv war. So sehr ich diese kurze, prägnante und lyrische Ausdrucksform mochte, so sehr war es aber immer auch ein Fernziel, mehr in die Disziplin des Langstreckenlaufs zu wechseln.

Zu Beginn des Romanschreibens habe ich mir bewusst ein Thema und eine Erzählform ausgesucht, die ich ohne komplexe Vielschichtigkeit und mit nur einem einzigen, konsekutiv verlaufenden Erzählstrang gut bewältigen konnte. Da konnte ich dann einfach drauflos schreiben, mit einer nur sehr groben Landkarte im Kopf. Da ich vom Typ her eher ein intuitiver Bauchschreiber bin, war das auch gut machbar, ohne dass ich ständig ganze Passagen verwerfen und neu schreiben musste.

Für mein zweites Romanprojekt habe ich nun komplett das Pferd gewechselt. Nach einem humorvollen, zeitgenössischen Unterhaltungsroman soll nun ein Fantasywerk folgen, das in einer komplett neu erdachten Welt spielt. Hierzu habe ich mir diverse Leitplanken gesetzt, um nicht am Ende in irgendwelche “Möchtegern-Tolkien-Fallen” zu tappen. Unter anderem wird man in der Geschichte vergeblich nach Elfen, Orks, Drachen und Zwergen suchen, es geht auch wunderbar ohne. Bei diesem Projekt bin ich vorab sehr viel intensiver in die Planung gegangen, habe ein relativ umfangreiches Gerüst geplottet und meine Erzählwelt und die Charaktere gründlicher im Vorfeld definiert. Nun schreibe ich sozusagen das Fleisch an den Knochen und genehmige mir dabei spontane kleine Ausflüge nach rechts oder links. Denn ich will immer noch mit dem Fluss des Schreibens unterwegs sein, auch wenn er diesmal eher auf einem Leitstrahl balanciert. Eine weitere Veränderung besteht darin, dass ich nun erstmalig mit einer Autoren-Schreibsoftware unterwegs bin.

Was ist ein Problem, für das Sie eine Lösung suchen?

Das größte Alltagsproblem für mich ist mein knappes Zeitbudget. Daran wird sich so schnell nichts ändern, solange Schreiben nicht mein Hauptberuf ist, aber damit komme ich gut klar. Nur gelegentlich ertappe ich mich dabei, neidvoll zu registrieren, wenn andere Autoren davon berichten, dass sie pro Jahr zwei bis drei Bücher fertig schreiben.

Für mein zweites Buch bin ich hin- und hergerissen zwischen dem Wunsch nach einer Verlagsveröffentlichung und dem Ehrgeiz, es wieder oder vielleicht sogar noch besser als Selfpublisher hinzubekommen. In beiden Szenarien sehe ich Vor- und Nachteile.

Wer sollte Sie ggf. kontaktieren? Welche Art von Kontakten wäre hilfreich?

Ich bin ein neugieriger Mensch und generell an bereichernden Kontakten im Umfeld der gesamten Welt des Schreibens interessiert. Besonderes Interesse habe ich derzeit an einer passenden Literaturagentur oder ggfs. auch gleich direkt einem Verlagskontakt. Ein Exposé liegt immer griffbereit in der Schublade.

Außerdem würde ich gerne etwas mehr Optionen für Lesungen bekommen, denn diese selbst zu akquirieren, rückt fast nie hoch genug auf der Dringlichkeitsliste, als dass es tatsächlich passieren würde. Aufgrund meiner Bühnenerfahrungen als Schauspieler und Sänger sind Lesungen für mich keine belastende Horrorsituation, ich lese oder moderiere eigentlich gerne auch mal öffentlich.

Wo finden wir Sie im Internet?

 

Fotos: (c) privat

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