Klaus-W. Bramann arbeitet als Verleger und als Berater und bezeichnet sich gerne als ›Independent für Independents‹. In dieser Kolumne schreibt er über die Erfolgsfaktoren für das Geschäft von inhabergeführten Kleinverlagen.
Die ›Kleinen‹ gelten als Independents – als diejenigen, die nicht dem Diktat des Mainstreams und kleinteiligen Arbeitsabläufen unterliegen. Doch diese Freiheit erschwert den Blick auf Abhängigkeiten, denen man ausgesetzt ist. Denn die Freiheit stößt fast zwangsläufig an Grenzen, sobald man sich in einen Markt begibt.
Auch ein Independent ist abhängig von den Gesetzen des Marktes. Geht es doch in jedem Unternehmen darum, investiertes Kapitel wieder einzuspielen. Der gewählte Markt sollte also zumindest so lukrativ sein, dass er ein Existenzminimum ermöglicht. Besser mehr. Erwirtschaftet das Unternehmen nicht genug Gewinn, muss die Inhaberin/der Inhaber Geld hinzuverdienen. Nicht selten füllen Nebentätigkeiten die Kasse auf – ist man doch in der Regel Spezialist für ein Thema, das sich auch durch Vorträge u.a.m. vermarkten lässt.
Als Independent setzt man sich auch in psychologischer Hinsicht unter Druck. Denn wenn man von der eigenen Geschäftsidee überzeugt oder gar besessen ist (man sein Thema gefunden oder seine Herangehensweise an ein Thema entwickelt oder seine spezifische Vertriebsstrategie verfeinert), wenn man seine ›Berufung‹ erkannt hat, dann ist man geneigt, alles dieser Leidenschaft unterzuordnen. Alles dreht sich um sich selbst und seine eigenen Visionen. Der Blick auf Anderes wird leicht verstellt. Der kühle Kopf greift selten als Korrektiv ein.
Die angebliche Freiheit entpuppt sich also nicht als ein Leben im Schlaraffenland, sondern als ein Leben in ökonomischen und psychologischen Abhängigkeitsstrukturen. Letztendlich bleibt die Aufgabe, seiner Zielgruppe einen Mehr-Wert zu bieten. Der wahre Erfolgsfaktor heißt also nicht Unabhängigkeit, sondern bleibt Kundenzufriedenheit.
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