Lars Leipson: Wir helfen Buchverlagen mit Lit-X, unserem Daten- und AI-Start-up

Seit 2009 werden die Fragen unserer Interviewreihe von inzwischen über 700 Menschen beantwortet, die »was mit Büchern« bzw. Publishing machen. Unser Ziel ist es seit jeher, die Blackbox Buchwelt damit zu öffnen und die Leute noch enger in den Austausch zu bringen.

Wer sind Sie und was machen Sie mit Büchern oder im Bereich Publishing?

Lars Leipson: Wir helfen Buchverlagen mit Lit-X, unserem Daten- und AI-Start-up

Moin, ich bin Lars Leipson, Hamburger, (Hunde-)Papa, Ehemann, Süßigkeiten-Liebhaber, war lange Berater, Sozial-Unternehmer, Führungskraft und unerfolgreicher Autor. Letzteres hat mich zur Literaturbranche gebracht, in der ich jetzt, gemeinsam mit Sebastian Hermanns, das Daten- und AI-Start-up Lit-X gründen darf.

Lit-X bietet jetzt schon ein »Success-Analytics«-Produkt an und wird ein »Success-Prediction«-Produkt ergänzen. Ersteres adressiert das Programm-Management von Verlagen zum Beispiel mit einem »Trend-Scouting«-Angebot, den Vertrieb von Verlagen mit einem »Price-Setting«-Angebot und das Marketing von Verlagen mit einem »Marketing-Optimization«-Angebot.

Hierbei ist das Grundprinzip immer das gleiche: Lit-X sammelt internationale, marktabdeckende Literaturdaten aus den relevantesten Datenquellen (z.B. Online-Shops, Bewertungscommunities oder Social Media) ein. Diese werden aufbereitet, nutzbar gemacht und dann für den jeweiligen Anwendungsfall zugeschnitten. So können bestehende Prozesse im Verlag datengetrieben unterstützt und neue AI-Technologien nutzerfreundlich angewendet werden. Im Resultat werden die bekannten Prozesse schneller, effizienter und effektiver.

Konkret heißt das, statt sich mühsam durch Teilausschnitte von Amazon zu klicken, kann zum Beispiel der gesamte amerikanische Buchmarkt komfortabel visualisiert und für Trend-Scouting Aktivitäten analysiert werden. Statt den Preis immer bei 9,99 Euro stehen zu lassen, kann ein strategisches, an die Konkurrenz angepasstes Life-Cycle-Pricing realisiert werden. Statt Marketing-Budget nach Bauchgefühl auszugeben, können gezielt tatsächliche Konkurrenztitel bespielt werden.

Wie sieht ein typischer Arbeitstag bei Ihnen aus?

Als Morgenmuffel stehen als erstes Dusche und Kaffee (kein Feinschmecker) auf der Agenda. Die Laune steigt, wenn ich mit Sohn und Hund eine Runde durch unsere Nachbarschaft drehe. Dann wir der Tag strukturiert, immer mit dem Versuch, vor der Welle zu bleiben, und mit der Hoffnung, sich ein Highlight einbauen zu können.

Anschließend wartet auf mich vor allem der Kundenaustausch: Check-in mit bestehenden Kunden und Feedback einsammeln, Akquise von neuen Kunden inklusive Verstehen individueller Bedürfnisse und Einrichten von Test-Accounts. Daneben genieße ich es, mich auf unserer Website und mit jeglicher Art von Präsentation kreativ ausleben zu dürfen. Als Start-up stehen auch Wettbewerbe, zum Beispiel der MediaLift Accelerator oder der ContentShift-Wettbewerb zeitweise im Vordergrund.

Der Austausch mit dem Produktteam ist für mich immer extrem spannend: technische Hürden überwinden, kreative Data-Science-Ideen ausbaldowern, kundenrelevante Ergebnisse aus abstrakten Konzepten entwickeln – einfach immer wieder beeindruckend, was da alles möglich ist. Auch die Geschäftsentwicklung wie Partnerschaften und andere mögliche Wachstumspfade stehen mindestens wöchentlich auf der To-do-Liste.

Schlussendlich gibt es auch die obligatorischen Admin-Tätigkeiten. Die Buchhaltung verschont leider niemanden.

Wie verändert sich Ihre Arbeit (z.B. durch die fortschreitende Digitalisierung)?

Auf mich persönlich bezogen:

Ich habe das Gefühl, Effizienz-Wellen erzwingen zu müssen. Die kontinuierliche Flut von neuen (AI-)Tools und smarteren Anwendungen ist einfach zu groß, um täglich auf dem Laufenden zu bleiben. Deshalb etablieren sich immer wieder einige, gut funktionierende Tools, die dann erstmal in Benutzung sind und bleiben. Erst nach einigen Wochen reviewe ich wieder neue Tools – und zwinge mich dann zu Flexibilität, um diese ernsthaft auszuprobieren und ggf. in die regelmäßige Nutzung zu übernehmen. Aktuell bin ich ein Fan von Trello (agiles Projektmanagement), Canva (Video- und Bildbearbeitung), Eleven Labs (Text-to-Speech), und, Überraschung, GPT (Übersetzungen, Korrekturen, Recherche). Das Positive daran: Es kommt immer Neues und man lernt, nicht still zu stehen.

Im größeren Zusammenhang betrachtet:

Wir nehmen mit Lit-X als branchenexterne Newcomer wahr, dass die Buchbranche im Umbruch ist. Alle haben verstanden, dass etwas geschehen muss, man auf neue Technologien aufspringen muss. Spätestens seit dem Chat-GPT-Release Ende 2022 sind alle sensibilisiert.

Wir wurden vor der großen Scheu der Branche vor der Arbeit mit Daten, mit Visualisierungen und mit Produkten, die AI nutzen, gewarnt. Diese konnten wir nicht beobachten. Im Gegenteil haben wir den Eindruck, dass auch Branchenveteranen sich offen für Neues zeigen, sich reindenken, sich Mühe geben, mit Spannung und Stolz versuchen, die nächste Welle »Ihrer« Branche zu reiten.

Für viele stellt sich dann die große Frage nach dem »Wie?«. Da gibt es viele Facetten zu berücksichtigen. Von Nachhaltigkeit, über Rechteschutz und Wirtschaftlichkeit bis hin zu ethischen Fragen. Wir versuchen, an dieser Stelle unseren Kunden beratend und mit einem konkreten Tool zur Seite zu stehen, um eine Option anzubieten, wie AI und Daten genutzt werden können. Bestehende Prozesse wie Trend Scouting oder Preissetzung können so effizienter und effektiver gestaltet werden.

Welche Erfolge konnten Sie in letzter Zeit feiern?

Wir haben erfolgreich unsere Website www.lit-x.com gelauncht – ein Riesenschritt für uns.

Daneben haben wir erfolgreich den MediaLift Accelerator und den ContentShift-Wettbewerb abschließen dürfen.

Besonders aufregend war es, die ersten Kunden onboarden zu können, eine sehr befriedigende Bestätigung der Relevanz unseres Produktes.

Wo hakt es? Was ist eine Herausforderung, für die Sie eine Lösung suchen?

Für uns als junges Start-up steht Wachstum im Vordergrund. Das ist gerade in einer sehr kontakt- und netzwerkintensiven Literaturbranche gar nicht so einfach.

Das Schöne ist, dass unser Produkt vielfältig einsetzbar und flexibel zuzuschneiden ist. So können wir Lösungen für große und kleine Verlage anbieten, wie oben beschrieben zum Beispiel hinsichtlich Trend Scouting. Auch für den Handel lassen sich Lösungen entwerfen, die dabei helfen, die Titelauswahl für die Regale zu optimieren. Ebenso können wir mit Agenturen zusammenarbeiten, die ihre Arbeit daten- und AI-gestützter angehen möchten. Und, schlussendlich können auch Autoren, die strategisch an ihre Themenwahl herangehen möchten, sinnstiftend bedient werden.

Wer sollte Sie ggf. kontaktieren? Welche Art von Kontakten wäre hilfreich?

Für dieses Wachstum suchen wir Partner. Das heißt, dass wir uns über jeden Austausch und jede Partnerschaft freuen, die uns hilft, bekannter zu werden und neue Kunden zu gewinnen.

Ebenso freuen wir uns über Fachexpertise, die uns hilft, unser Produkt weiterzuentwickeln und neue Märkte zu erschließen.

Und natürlich freuen wir uns über jeden direkten Austausch mit konkreten Kunden, egal ob klein oder groß, die sich für unsere Produkte interessieren. Wir haben immer ein offenes Ohr und finden gemeinsam gute Lösungen

Wo finden wir Sie im Internet?

Website: www.lit-x.com

LinkedIn: https://www.linkedin.com/company/lit-x/

Mail: lars.leipson@lit-x.com

Wen sollten wir auch mal fragen? Wer macht Zukunftsweisendes im Publishing?

Für Branchenverständnis der Buchbranche, engagierten und zielgerichteten Austausch mit viel Erfahrung und Expertise war für uns Okke Schlüter ein unglaublich wertvoller Ansprechpartner.

Für die Medien-Start-up-Welt, Vernetzung und wirklich wohlwollende Unterstützung haben wir Bruno Marks als begeisterten Menschen erlebt, der mit Herzblut bei der Sache ist.

Die Abschlussfrage darf natürlich nicht fehlen: Welches Buch hat Sie zuletzt beeindruckt?

Ich genieße gerade die Science-Fiction Klassiker-Serie »Dune« von Frank Herbert. Vielleicht nicht die anspruchsvollste Literatur, aber in meiner aktuellen Lebensphase ist ein Wüsten-Setting eine angenehme Abwechslung zum verregneten Hamburg und eine angenehme Entspannung. Zudem mag ich gern lange Serien, wenn man eine schöne Welt gefunden hat, möchte man ja auch ein bisschen bleiben.

 

Foto (c) privat

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