Die folgenden sechs Fragen unserer Interviewreihe werden seit 2009 regelmäßig von interessanten Menschen beantwortet, die „was mit Büchern“ machen, und hier im Blog veröffentlicht. Dadurch entstehen Beiträge, die zum einen Aufmerksamkeit auf Buchmenschen lenken und die zum anderen Veränderungen und Herausforderungen in den unterschiedlichsten Bereichen des Publishing sichtbar werden lassen. Unser Ziel damit ist es, die Menschen noch enger in den Kontakt und Austausch zu bringen.
Wer sind Sie und was machen Sie mit Büchern?
Ich bin seit 2014 die Geschäftsführerin der digitalen Bibliothek Skoobe. Persönlich bin ich eine absolute Leseratte – ich verschlinge Bücher aller Couleur. Gleichzeitig glaube ich, dass es für eine Gesellschaft wichtig ist, dass möglichst viele Menschen lesen, denn Lesen fördert Empathie und Toleranz und das ist insbesondere in den jetzigen Zeit relevant. Auch glaube ich, dass man Menschen nur dazu motivieren kann, mehr zu lesen, wenn es Spaß macht. Also arbeiten mein Team und ich jeden Tag daran, dass es Spaß macht, Bücher auszuwählen und zu lesen.
Wie sieht ein typischer Arbeitstag bei Ihnen aus?
Wenn ich morgens ins Büro komme, checke ich als erstes meine Mails, meine Aufgabenliste und die Zahlen von gestern. Dies dauert dann 1-2 Stunden bis alles erledigt ist. Im Anschluss habe ich meistens Jour Fixes und andere Meetings mit den Kollegen zu verschiedenen aktuellen, konkreten Themen aus Marketing, Produktentwicklung oder der allgemeinen Unternehmensorganisation. Wenn dann alle gegangen sind, habe ich Zeit, mich mit Überlegungen zur Strategie und Weiterentwicklung von Skoobe zu beschäftigen und wie wir noch mehr Menschen vom Lesen begeistern können.
Wie hat sich Ihre Arbeit über die Zeit verändert?
Grundsätzlich hat sich in den letzten Jahren gar nicht so viel für uns verändert. Allerdings sind wir ja bereits von Anfang an Teil der Digitalisierungsbewegung und damit per definitionem stetig dem Wandel unterlegen. Das ganze Team und ich, wir reflektieren regelmäßig, wie wir Dinge besser machen können, sei es für den Kunden oder in unserer Zusammenarbeit und daraus ergeben sich immer wieder neue Abläufe im Arbeitsalltag. Normalerweise merke ich gar nicht, dass sich so viel ändert und bekomme es erst mit, wenn ich mit ehemaligen Kollegen spreche und dann feststelle, dass wir in kurzer Zeit recht viel verändern.
Da ich demnächst bei Skoobe als Geschäftsführerin ausscheide und die nächsten zwei Jahre durch Europa reise, wird sich extrem viel für mich persönlich ändern. Als digitaler Nomade werde ich als Freelancer von unterwegs arbeiten, was ganz anders sein wird, als mit einem Team in einem Büro zu sitzen. Außerdem erwarte ich, viele Eindrücke zu sammeln und dabei andere Personen und Kulturen kennen zu lernen. Diese verarbeite ich dann in einem Blog. Dieser ist auch schon aufgesetzt unter www.720-days.eu. Ich bin gespannt, was damit verbunden alles an Aufgaben auf mich zukommt. Damit wechsle ich quasi die Seiten und werde auch zu einem Autor.
Was ist ein Problem, für das Sie eine Lösung suchen?
Als Skoobe-Geschäftsführerin ist meine größte Herausforderung, wie wir Bücher so präsentieren können, dass es wirklich Spaß macht, sie zu entdecken und zu lesen. Und die Herausforderung ist deshalb so spannend, da jeder, mit dem man redet, eine andere Antwort und Sichtweise auf diese Frage hat.
Persönlich treibt mich vor allem die Frage um, warum so viele Menschen in der westlichen Welt so viele Ängste haben – sei es vor Einwanderern, Kriminalität, Absenkung des Lebensstandards etc. -, obwohl alle Statistiken klar zeigen, dass wir in der besten aller Zeiten leben. Noch nie gab es so wenig Konflikte, noch nie gab es so wenig Kriminalität, noch nie waren wir als Gesellschaft so reich und noch nie waren wir so gebildet wie heute. Während der Reise werde ich ja viele Menschen kennen lernen und dadurch hoffentlich mehr darüber erfahren, wie solche Ängste zustandekommen und wie man sie abbauen kann.
Wer sollte Sie ggf. kontaktieren? Welche Art von Kontakten wäre hilfreich?
Nachdem ich zuvor jahrelang in anderen Branchen gearbeitet habe, war ich, als ich 2014 neu in die Buchbranche kam, über die Offenheit und die vertrauensvolle Zusammenarbeit positiv überrascht und ich bin immer noch begeistert, wie viele tolle Menschen ich kennengelernt habe und wie viele interessante Gespräche sich aus all diesen Kontakten ergeben haben. In dieser Beziehung wünsche ich mir vor allem Kontinuität.
Darüber hinausgehend freue ich mich vor allem über neue Kontakte zu anderen digitalen Nomaden, d.h. Reisenden, die von unterwegs arbeiten und zu Menschen, die sich intensiv mit gesellschafts- und wirtschaftsrelevanten Themen auseinandersetzen. Wichtig ist mir an dieser Stelle der Kontakt zu denjenigen, die über die Schlagzeile und das emotionale Storytelling oder gar die Polemisierung hinausblicken, denn mit extremen Einzelfalldarstellungen kann ich wenig anfangen.
Wo finden wir Sie im Internet?
Bildquelle: Constance Landsberg