Die folgenden sechs Fragen unserer Interviewreihe werden seit 2009 regelmäßig von interessanten Menschen beantwortet, die „was mit Büchern“ machen, und hier im Blog veröffentlicht. Dadurch entstehen Beiträge, die zum einen Aufmerksamkeit auf Buchmenschen lenken und die zum anderen Veränderungen und Herausforderungen in den unterschiedlichsten Bereichen des Publishing sichtbar werden lassen. Unser Ziel damit ist es, die Menschen noch enger in den Kontakt und Austausch zu bringen.
Wer sind Sie und was machen Sie mit Büchern?
Um korrekt auf die Frage zu antworten, müsste ich sagen: „Ich bin Marlies Hebler, und mit Büchern mache ich so einiges: Ich lese sie, ich staple sie auch ab und zu, um einen Beistelltisch zu bauen, ich rieche daran, da es kaum einen besseren Duft gibt als ein frischgedrucktes Buch, früher habe ich sie sogar hergestellt, mittlerweile koche ich daraus, ich verpacke gute Titel als Geschenk, ich mache Eselsohren rein (aber nur in Taschenbücher), ich lese sie vor, und ja, ich staube sie auch ab. Dagegen habe ich aber einen Trick gefunden: Je öfter man seine Bücher aus dem Bücherregal in die Hand nimmt, umso weniger Staub sammelt sich an.
Aber Spaß beiseite, ich adaptiere die Frage passend zu dieser Interviewreihe und in Memoriam an den TV-Klassiker „Was bin ich?“ und dann lautet die Antwort: Aktuell bin ich Director Business Relations beim internationalen Digital-Publishing-Dienstleister Bookwire und verantworte als Mitglied der Geschäftsleitung die Bereiche Marketing, Unternehmenskommunikation und unsere strategischen Beziehungen zu den Shop-Partnern. Das geht vom Verhandeln der Verträge mit unseren Handelspartnern in aller Welt über die Evaluation neuer Vermarktungsmöglichkeiten zusammen mit unserem Marketing-Team bis hin zum Konzipieren des Bookwire Publishers Day, und ja, auch bis zum Anmerken von fehlenden Kommata bei LinkedIn-Postings.
In der Prä-Bookwire-Zeit war ich zuletzt bei Thalia für den Einkauf des Digital Contents da, davor habe ich meine Gründer-Sporen mit dem E-Book-Start-Up textunes verdient, davor wiederum waren Murmann Verlag, Roger & Bernhard sowie Dölling & Galitz meine Stationen im traditionellen Verlagswesen. Jemand hat mal Folgendes über mich geschrieben, was glaube ich am besten zusammenfasst, was ich mit Büchern mache: „Ihr Interesse gilt seit jeher der Zukunft des Buches und des Publizierens, zunehmend aber auch der Entwicklung und Manifestation von Ideen und Prozessen über jegliche Produktformen hinaus.“
Wie sieht ein typischer Arbeitstag bei Ihnen aus?
In meinem Wunschleben ist er eine Aneinanderreihung von Routinen und Arbeitsinseln, im wahren Leben ist er jeden Tag anders – deswegen ist es auch ganz schwer, den einen typischen Arbeitstag zu skizzieren. Ich starte früh, nicht mit direkter Beschäftigung mit spezifischen Dingen, sondern mehr mit Zeit für Gedanken, Inspiration, Kreation von Konzepten etc. in Themenfeldern, in denen ich mich derzeit bewege. Und einem heißen Kaffee, den ich aber erst trinke, wenn er fast kalt ist. Das passiert noch vor dem Büro, denn sobald ich dort bin, heißt es: meeten, mailen, telefonieren, sprechen … und das Denken läuft just in time ab.
In meiner Position bin ich neben dem intensiven Austausch mit unseren Teams auch mit diversen externen Partnern, Agenturen, Kanzleien usw. zugange, was auch noch sehr viele Telefonate, Skype-Dates und Google Hangouts mit sich bringt – und deren Protokollierung. Ohne das strenge Regiment meiner To-do -Liste und einem gut getakteten Kalender wäre mein Arbeitstag spätestens am Mittwoch Grund zu schlechter Laune (weil alles liegenbleibt, was man sich vornimmt), aber mit Disziplin im Handling ist die Abwechslung genau das, was mir großen Spaß macht. Es gibt aber eine eiserne Regel: Nach Feierabend wird der Laptop nicht mehr aufgeklappt. Das Gehirn denkt sowieso noch über die Arbeit nach, aber der Input soll dann von anderen Erlebnissen kommen als vom Arbeitsalltag.
Seit diesem Jahr habe ich zudem für mich selbst eine schöne Neuerung in meinen Arbeitstag eingeführt: Gemeinsame Mittagspausen mit den Kollegen, da kommt dann das Essen aus den Büchern (siehe oben) zum Zug und wir haben Zeit, über andere Dinge zu sprechen als nur über unsere Besprechungs-Agenden. Und ich lerne kochen ganz nebenher … praktisch!
Wie hat sich Ihre Arbeit über die Zeit verändert?
Das ist jetzt der Platz für emotionale Elegien, richtig? „Damals, in der Zeit als Praktikantin in der Buchdruckerei …“, aber ich lass das gleich wieder. Meine Arbeit in den vergangenen Jahren ist selbstredend nicht mehr vergleichbar mit der vor 25 Jahren, als ich in der Verlagsbranche gestartet bin. Genauso wie die technologische Ausstattung, von der Digitalisierung mal ganz zu schweigen. Es hat sich also vieles verändert, sicherlich auch ein Grund, warum ich mich vor einigen Jahren zum Business- und Team-Coach habe ausbilden lassen, um diesen Herausforderungen auch in der Mitarbeiterführung gewachsen zu sein. Zentral ist sicherlich, dass die Arbeit globaler geworden ist und die Welt dabei kleiner. Alles geht viel schneller, da immer alles verfügbar ist oder verfügbar sein muss. Dies gilt für Dinge genauso wie für Personen und auch Ideen …
Es gibt zig Veränderungen, Beschleunigungen, Positives und Negatives – aber eines ist in meiner ganz persönlichen Arbeit immer noch gleich: Die pure Lust am Lernen, die Neugierde auf die Entwicklung von und bei Projekten oder Produkten, die Lust zu gestalten, zu kreieren und zu lernen. Denn ich glaube, Lernen ist noch wichtiger als vor 25 Jahren …
Was ist ein Problem, für das Sie eine Lösung suchen?
Da gibt es so einige: Zehn-Finger-Tippen können, ohne einen Kurs absolvieren zu müssen. Excel-Formeln einfach mal vertrauen und richtig einsetzen können, nicht nur durch glücklichen Zufall, sondern mit purer Absicht. Den USB-Stecker immer richtig rum in die Buchse einsetzen. Eine Avocado nicht noch steinhart oder aber erst wenn schon innerlich vergammelt öffnen … soll ich weitermachen? Es gibt da auch ein paar wirklich relevante Probleme, die auch über die Publishingbranche hinausgehen und für die wir alle eine Lösung suchen und anstrengen (müssen), aber das würde hier den Rahmen sprengen, glaube ich.
Wer sollte Sie ggf. kontaktieren? Welche Art von Kontakten wäre hilfreich?
Verlage, die Lust haben, mit einem sehr agilen und innovativen Team in den Vertrieb und die Vermarktung von E-Books und Audiobooks einzusteigen und voll im Digitalgeschäft durchzustarten – die können sich immer gerne bei Bookwire melden, denn wir haben die richtige Lösung für dieses Geschäftsfeld. Persönlich freue ich mich immer über Kontakte zu spannenden Büchermenschen, die auch von der Neugierde getrieben sind, Bestehendes noch besser zu machen, Unbekanntes zu verstehen und Neues zu kreieren …
Wo finden wir Sie im Internet?
Natürlich auf www.bookwire.de in unserem schönen Team-Slider. Dann noch auf LinkedIn, natürlich auch auf Xing (ich gebe allerdings zu, dass ich diesem Profil mal wieder etwas Aufmerksamkeit schenken sollte) und ansonsten lesend auf den Seiten und Profilen von New Yorker, The Guardian, Süddeutsche Zeitung, natürlich auch mal bei einem süßen Meerschweinchen-Video auf Youtube, beim Podcast-Hören auf Spotify, Serien-Schauen auf Netflix oder auf den letzten Drücker eine Dokumentation in der Mediathek von arte, in diversen Wetter-Apps … vielleicht trifft man sich ja zwischen den Zeilen und Seiten mal, an diesen Orten bin ich auf jeden Fall im Internet zu finden.
Foto: Mario Andreya