Holger Volland: Ich leite beim Börsenverein den Bereich Marketing und Kommunikation

Holger Volland
Holger Volland

Wer sind Sie und was machen Sie mit Büchern?

Ich leite beim Börsenverein den Bereich Marketing und Kommunikation – dazu gehören die Pressearbeit, generelle Branchenkommunikation und Marktforschung, aber auch Veranstaltungen wie der Deutsche Buchpreis oder der Vorlesewettbewerb. Als Buchhändlersohn bin ich inmitten von Büchern aufgewachsen, habe aber die letzten 20 Jahre bei Medien gearbeitet und Kommunikationsagenturen geleitet, deshalb kann ich bei meiner Arbeit wichtige Erfahrungen mit der Leidenschaft zum Buch verbinden. An meinem Job liebe ich, dass ich den Wandel der Branche in die Zukunft so direkt begleiten kann. Leider habe ich mit der Entwicklung von Büchern selbst nicht so viel zu tun. Aber die Rahmenbedingungen für unser wichtigstes Kulturgut zu unterstützen, ist vielleicht nicht der schlechteste Trost. Schließlich ist es unsere Aufgabe, dass die Menschen unter “Buch” ein zeitloses Prinzip der inhaltlichen Repräsentation von Wissen und Unterhaltung verstehen. In diesem Wandel des Verständnisses stecken unglaublich viele Möglichkeiten, sich mit anderen Branchen zu vernetzen, innovative Produktformate zu entwickeln oder Kunden besser kennenzulernen.

Schon einmal, im Jahr 1997, war ich mitten drin in einer ähnlichen Veränderungsstimmung: Als Creative Director bei einer Internetagentur in New York und Berlin entwickelte ich für Unternehmen neue Formen des Marketings und der Kommunikation. Noch waren nur wenige Menschen online, aber wir waren uns sicher, die Gesellschaft würde durch das Internet ganz neu entstehen, alles wäre möglich und wir freuten uns jeden Tag darauf, wieder ein neues Stück Zukunft erfinden zu dürfen. Und allen Reden über geplatzte Blasen zum Trotz ist auch all das, was damals als “neue Wirtschaft” erdacht wurde, heute unsere selbstverständliche Realität: Nahtlos vernetzte Warenströme, aktive Konsumenten mit Einfluss oder ein Internet, das unser Leben an den meisten Orten begleitet.

Nun, mehr als ein Jahrzehnt später, macht es mir doppelt so viel Spaß dabei zu sein. Denn zur Freude an der Gestaltung von Veränderungsprozessen kommt die Liebe zum Buch.

Wie verändern die digitalen Medien bzw. das Internet Ihre Arbeit?

Die digitalen Medien haben uns zu Infojunkies gemacht. Dummerweise brauchen Informationen aber Zeit und Ruhe, um zu Wissen werden zu können. Es wird also eine große Herausforderung werden – um ein Bild von Neil Stephenson zu bemühen – nicht einfach im reißenden Strom der digitalen Kommunikation unterzutauchen, sondern sich auch mal auszuklinken. Ich wüsste aber nicht, wie ich ohne das Internet noch effizient kommunizieren sollte.

Was ist ein typisches Problem bei Ihrer Arbeit, für das Sie eine Lösung suchen?

Wie können wir als Buchbranche noch gemeinsam agieren im dreifachen Spagat zwischen Kulturarbeit und wirtschaftlichen Handeln, zwischen Print und Digital und zwischen neuen Playern und alten Banden? Werden wir eine gewisse Branchenidentität behalten oder bald Teil einer großen Contentbranche sein? Mit Veranstaltungen, wie den Buchtagen Berlin versuchen wir auf diese Fragen eine Antwort zu finden.

Wo finden wir Sie im Internet?

http://www.boersenblatt.net/template/bb_tpl_blog_vollands_marketing/
www.boev.de
http://www.facebook.com/holger.volland

Bildquelle: Holger Volland
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Diese vier Fragen werden regelmäßig von Leuten aus der Buchbranche beantwortet und die Interviews werden hier im Blog veröffentlicht. Dadurch entstehen Beiträge, die zum einen Aufmerksamkeit auf jene lenken, die “was mit Büchern machen”, und die zum anderen die Veränderungen und Probleme in den verschiedenen Bereichen der Branche sichtbar werden lassen. Wenn Sie ebenfalls teilnehmen möchten, senden Sie Ihre Antworten und ein Bild von Ihnen in Ihrer Bucharbeits-Umgebung bitte an Leander Wattig. Als Inspirationsquelle könnten Ihnen die bisherigen Interviews dienen.

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