Michael John: Unser Motto lautet: „Sagen müssen erzählt werden!“

Michael JohnWer sind Sie und was machen Sie mit Büchern?

Genauer gesagt mache ich was mit Hörbüchern. Im Verlag Michael John Media erscheinen die schönsten deutschen Städtesagen als Hörbuch. Wir haben es uns zur Aufgabe gemacht, alte Sagen wieder zu erzählen, und nutzen dafür das moderne Medium Hörbuch/CD. Unsere Autoren schreiben die alten Sagen konsequent für das Hören neu. Unser Motto lautet: „Sagen müssen erzählt werden!“

In meiner Kindheit war es ja durchaus noch üblich, jeden Abend eine Geschichte von der Mutter oder Großmutter erzählt zu bekommen. Das ist heute leider außer Mode. Wir erzählen sie daher wieder – alte Geschichten voller Mystik und Abenteuer. Das faszinierende an der Welt der Sagen und Legenden ist dabei vor allem, dass in jeder Geschichte ein Fünkchen Wahrheit steckt. Sagen und Legenden sind für mich ein wichtiger Bestandteil unserer Kultur, der dazu beiträgt, die Wurzeln unserer modernen Gesellschaft zu erkennen und zu pflegen.

Wie verändern die digitalen Medien bzw. das Internet Ihre Arbeit?

Ich denke, dass das Internet mit all seinen Bestandteilen eine wunderbare Bereicherung und bei der täglichen Verlagsarbeit nicht mehr wegzudenken ist. Sicher ist es Ihnen selbst schon einmal folgendermaßen ergangen: Morgens kommt man in sein Büro und hat plötzlich keinen Zugang mehr zu all den Informationen, weil irgendwo ein Server ausgefallen ist. Keine E-Mails, keine Nachrichten, kein Zugriff auf Netzwerkseiten. In solchen Fällen fühle ich, wie abhängig ich selbst und auch unsere Branche aus meiner Sicht wirklich vom Internet sind.

Ich stelle mir oft auch die Frage: Kann ich Informationen im Internet wirklich vertrauen? Darauf finde ich natürlich keine Antwort, denn das World Wide Web ist sowohl ein Sprachrohr für Scharlatane als auch für Experten. Das Gute an der Informationsvielfalt ist aber, dass man sich aus einer Vielfalt des Angebotes die für sich wichtigen und aus der subjektiven Sicht relevanten Dinge „herausziehen“ kann.

Was ist ein typisches Problem bei Ihrer Arbeit, für das Sie eine Lösung suchen?

Ein wirkliches Problem für unabhängige Verlage im Bereich Hörbuch ist die Tatsache, dass Hörbücher auf CD im deutschen Steuerrecht pauschal als Tonträger behandelt werden. Es fällt also der volle Mehrwertsteuersatz von 19 % an. Dieser ist natürlich im Brutto-Verkaufspreis enthalten. Bedeutet: 12 % weniger Einnahmen pro verkauftem Exemplar – eine ganze Menge! Für ein gutes Hörbuch benötigt man professionelle Autoren, Sprecher, Tontechniker, Grafiker und einen Verlag, der allen Beteiligten die Chance gibt deren künstlerische Arbeit und Kultur öffentlich zugänglich zu machen. Auf der anderen Seite stehen die Verbraucher, die mit höheren Preisen für Hörbücher rechnen müssen, denn am Ende müssen wir ja alle von unserer Arbeit leben. Ein ermäßigter Mehrwertsteuersatz wie bei Büchern (7 %) würde daher der gesamten Branche massiv helfen, Kultur weiter zu fördern. Nicht zuletzt ist immerhin auch das Hörbuch und ein Hörspiel meiner Meinung nach ein schützenswertes Kulturgut unserer Zeit.

Wo finden wir Sie im Internet?

Das Projekt Stadtsagen finden Sie unter www.stadtsagen.de
Mich persönlich natürlich bei facebook und xing.

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Diese vier Fragen werden regelmäßig von Leuten aus der Buchbranche beantwortet und die Interviews werden hier im Blog veröffentlicht. Dadurch entstehen Beiträge, die zum einen Aufmerksamkeit auf jene lenken, die “was mit Büchern machen”, und die zum anderen die Veränderungen und Probleme in den verschiedenen Bereichen der Branche sichtbar werden lassen. Wenn Sie ebenfalls teilnehmen möchten, senden Sie Ihre Antworten und ein Bild von Ihnen in Ihrer Bucharbeits-Umgebung bitte an Leander Wattig. Als Inspirationsquelle könnten Ihnen die bisherigen Interviews dienen.

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