Tanja Erdmann: Müssen unsere Kinder ohne Bücher aufwachsen?!

Unsere Buchhandlung arbeitet eng mit Kindergärten und Schulen zusammen, da unsere kleinen Mitbürger die Zukunft sind und das Recht auf Bildung haben. Aber wer sollte sie unterstützen wenn nicht wir? Wir sind die Erwachsene und müssen ein gutes Vorbild abgeben. Man kann zwar niemanden zwingen zu lesen, aber man sollte wenigstens seinen Kindern die Möglichkeit auftun.

Ich war heute zusammen mit meiner Praktikantin in einem Kindergarten, um dort ein paar Bücher zum Thema Frühling, Ostern und Kommunion vorzustellen. Ganze drei Tische wurden uns zur Verfügung gestellt.

Ein solcher Büchertisch läuft meist, wie folgt ab: Eine Schule oder ein Kindergarten kommt auf uns zu und fragt ob wir an dem geforderten Termin Zeit habe. Ist das der Fall, kann ein Thema festgelegt werden, wie z.B. jetzt passend Ostern. Natürlich müssen die Bücher auch der Alterstufe gerecht ausgewählt werden.

Es war auch schon mal der Fall, dass ein Büchertisch mit einer Schulveranstaltung zusammengelegt worden ist, d.h., die Schule verkaufte Getränke und Snacks und die Kinder führten den Gästen etwas vor, während wir unsere Bücher vorstellten.

Bei einer Veranstaltung gibt es zwei Möglichkeiten, die Bücher zu ‚vertreiben’. Entweder wir verkaufen die Bücher an Ort und Stelle oder die Eltern können einen Bestellzettel ausfüllen und die Bücher werden dann direkt an die Schule geliefert. Das ist ganz praktisch, denn man hat ja meist nur ein Exemplar von einem Buchtitel dabei, sonst würde der Platz gar nicht ausreichen. Das klären wir dann aber auch im Voraus.

Diese Veranstaltung dauerte 2 Stunden und wurde extra so eingeteilt, dass Mütter und Väter die Ausstellung mitbekommen, nämlich zur ‚Abholzeit’. Dass viele Eltern gar kein Interesse an Büchern haben, wusste ich, doch dass in einem Kindergarten rasch an unseren Tischen vorbei gelaufen wurde, finde ich mehr als erschreckend.

Es geht nicht darum, dass ich unbedingt etwas verkaufen möchte. Ich möchte Eltern informieren und sie richtig beraten. Wenn den Kindern nicht vorgelebt wird, mit Büchern umzugehen, ist es kein Wunder, dass die Jugendlichen (und ich möchte hier nicht alle über einen Kamm scheren) so eine schlechte Ausdrucksweise vorweisen können.

Noch habe ich die Hoffnung nicht verloren, denn die Kinder zeigten reges Interesse an der sich vor ihnen ausgebreiteten Bücherwelt. Aber wenn ihre Eltern weiterhin mit einer solchen Ignoranz über Bücher hinwegsehen, sieht unsere Zukunft sicherlich nicht rosig aus.

Bücher können Kinder genau so gut verschrecken. Ich spreche da aus eigener Erfahrung, da ich ja selbst ein Spät-zu-Büchern-finder war. Es fängt ja schon bei Schullektüren an. Viele Kids wachsen eben nicht mit Büchern auf und kommen erst in der Schule in dessen ‚Genuss’. Doch bei den Klassikern kann daraus sehr schnell Frust werden. Ich möchte hier die großen Werke nicht kritisieren, aber versetzen wir uns doch mal in die Lage eines Schülers, der eh schon abgeneigt ist zu lesen. Mit einem Klassiker wird man ihn ganz sicher nicht aus der Reserve locken können. Da muss man schon behutsam auf jedes Individuum eingehen. Dass das in einer Klasse mit 30 Schülern nicht möglich ist, ist mir klar, aber es gibt so viele tolle neue Jugendbücher, die nicht schon unsere Großeltern gelesen haben.

Wieso nicht einmal einen spannenden Kinderkrimi in der Klasse durchkauen, der sowohl Mädchen als auch Jungs anspricht. Kinder sind nicht auf den Kopf gefallen und auch nicht so unschuldig, dass sie einen Krimi (der natürlich für das Alter geeignet ist) verkraften würden.

Es ist natürlich viel Arbeit für Lehrer, ein neues Konzept zu entwerfen, aber wenn ein Lehrer 5 oder 10 Jahre lang, immer und immer wieder dasselbe Buch bespricht, dann kann man die höheren Jahrgänge danach fragen und 1 zu 1 abschreiben.

Liebe Eltern,
es gibt so viele tolle Neuerscheinungen, beratet euch in der Buchhandlung nebenan.
Lasst eure Kinder lesen.

Liebe Lehrer,
lasst euch von neuen Büchern inspirieren. Sprengt die Fesseln, der alt eingefahrenen ‚Foltermethoden’.
Lest die richtigen Bücher.

Gar keine Bücher sind auch keine Lösung!!!

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