Rebekka Kirsch: Der Studiengang Buchwissenschaft ist prädestiniert, der Knüller aller Gespräche zu werden

Rebekka Kirsch: Der Studiengang Buchwissenschaft ist prädestiniert, der Knüller aller Gespräche zu werden

Rebekka Kirsch hat sich in die Buchbranche verliebt. Auf dem Weg, ein Teil von ihr zu werden, stolpert sie als Studentin der Buchwissenschaft/Ökonomie über den ein oder anderen Stein, der dem Nachwuchs vor die Füße geworfen wird, – auch wenn sie versucht, ein paar Steine mit LooksIntoBooks aus dem Weg zu räumen. Sie erzählt uns hier nun Anekdoten aus dem Leben eines ambitionierten Nachwuchsmenschens.

Es gibt Studiengänge, die sich bestens eignen, jedes aufkeimende Gespräch sofort zunichte zu machen. Dazu gehören zum Beispiel BWL oder Wirtschaftsinformatik, denn mehr als ein interessiert klingendes „Aha“ kann man auf die Auskunft, was man denn studiert, in diesen Fällen nicht antworten. Im Gegensatz dazu ist Buchwissenschaft prädestiniert der Knüller aller Gespräche zu werden.

Bisher habe ich nämlich noch niemanden getroffen, der auf meine Aussage, ich studiere Buchwissenschaft, mit profanen Studiengangkennntnissen reagiert hätte. „Ach, da liest man Bücher oder so.“ „Buch… was? Also Germanistik?“ „Da übersetzt man Bücher, nicht wahr?“ Das sind die möglichen Antworten, die sich abwechseln und mir nur noch ein müdes Augenverdrehen abringen. Nachdem ich dann in einem standardisierten, einer Kurzpräsentation gleichkommenden Vortrag die Buchwissenschaft als Studiengang umrissen habe, erwarten mich mehrere Reaktionsmöglichkeiten – je später der Abend und je eher die Umgebung einer Party ähnelt, desto langsamer und unverständlicher können diese Reaktionen sein:

„Ich hätte nicht gedacht, dass man soviel wissen muss, um nur ein Buch rauszubringen.“ „Wow! Wenn ich gewusst hätte, dass es sowas gibt…“ „Also eigentlich Journalismus/Medienwissenschaft/Kommunikationswissenschaft? Nur so voll auf das Buch und so bezogen!“ und natürlich mein Lieblingsspruch, der mein Gegenüber schlagartig unsympathisch macht: „Warum sollte man denn sowas studieren, das ist doch voll übertrieben – ein Buch rausbringen ist doch voll easy, also wirklich.“ Meist kann ich darauf nur mit einem abschätzigen Blick reagieren, denn jede verbale Verteidigung wäre bei solchen Menschen verlorene Mühe.

An sich ist alles sehr einfach. Der Mediziner sucht nach dem, was uns krank macht und macht uns wieder heile. Der Architekt schaut, dass ein Gebäude adrett aussieht und einigermaßen stabil ist. Der Buchwissenschaftler achtet darauf, dass ein Buch lesbar ist und in gedruckter oder digitaler Form in den Regalen von irgendwelchen Läden liegt. Eigentlich sehr einfach gestrickt, wären da nicht so die ein oder anderen Probleme:

  • Der gekonnte Umgang mit Adobe Indesign,
  • das Erkennen von typographischen Fehlern und das Korrigieren dieser,
  • fundiertes Wissen über die drei Wirtschaftsstufen und Institutionen in der deutschen Buchbranche,
  • das Know-How über den Zwischenbuchhandel und „Wie kommt ein Buch zum Kunden“,
  • das Funktionieren eines Verlags aus wirtschaftlicher Sicht,
  • die Anpassung an die Neuen Medien und neue Formen,
  • das richtige Marketing,
  • die überzeugend unauffällige PR,

Es gibt eine Vielzahl an Punkten, die für mich ein Studium der Buchwissenschaft rechtfertigen und für mich persönlich gesehen einen Vorteil bringen. Aber ein Spruch halte ich mir immer vor Augen: „Wenn der Bauer nicht arbeiten kann, schimpft er auf‘s Werkzeug.“

Das Werkzeug für einen Buchmenschen kann man auf mehreren Wegen kennenlernen, nicht immer ist ein Studium für alle der beste Weg. Die einen entscheiden sich für eine Ausbildung und dann ein Studium oder andersrum oder nur eine Ausbildung, es gibt die praxisorientierten und die theorieorientierten Menschen. Hauptsache ist jedoch, dass man weder Theorie noch Praxis vernachlässigt und mit Leidenschaft versucht, betrunkenen Technik-Studenten das Studium der Buchwissenschaft näher zu bringen – auch wenn diese schon Probleme mit dem Trinken aus der Bierflasche haben.

Bildquelle: Rebekka Kirsch

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