Rebekka Kirsch: Höflichkeit und Respekt sind immer angebracht – auch gegenüber Studenten

Rebekka Kirsch: Höflichkeit und Respekt sind immer angebracht - auch gegenüber Studenten

Rebekka Kirsch hat sich in die Buchbranche verliebt. Auf dem Weg, ein Teil von ihr zu werden, stolpert sie als Studentin der Buchwissenschaft/Ökonomie über den ein oder anderen Stein, der dem Nachwuchs vor die Füße geworfen wird, – auch wenn sie versucht, ein paar Steine mit LooksIntoBooks aus dem Weg zu räumen. Sie erzählt uns hier nun Anekdoten aus dem Leben eines ambitionierten Nachwuchsmenschens.

Als Student ist man die Elite des Landes – Als Student der Geisteswissenschaften wird man schlussendlich Taxifahrer – Als Student stehen einem alle Türen und Tore offen – Als Student dreht man jeden Cent dreimal um. So viele verschiedene Ansichten gibt es und so unterschiedlich sind diese. Einerseits gibt es die Studenten „elitärer“ Studiengänge, die nur 3 Studenten aufnehmen und der Job am Anfang schon feststeht – quasi in Stein gemeißelt. Dann gibt es die, die studieren, weil sie es toll finden und gerne machen – von den lästigen Klausuren mal abgesehen – und erst noch einen Stein suchen müssen, in den sie irgendwas hinein meißeln könnten.

Nichtsdestotrotz ist man der Meinung, dass man als Student „es zu was gebracht hat“ – für den Anfang zumindest. Mit einem Universitätsabschluss, Bachelor, Master oder Diplom, hat man bessere Einstiegschancen, bessere Gehaltschance, bessere Jobchance und generell bessere Chancen auf alles. Man ist dann „Studierter“ und intellektuell bewandert, hat unglaubliche Magenresistenz in der Mensa und sein Wissen in realitätsnahen Klausurfragen bewiesen. Man kommt sich toll, toller, Student vor und ist sich sicher, wenn jemand mit Branchenköpfen sprechen kann, dann der verheißungsvolle Student.

Irgendwas davon dachte ich auch, zumindest dachte ich, dass ein normales Gespräch zwischen normalen Menschen mit unterschiedlichen Lebenslagen und Erfahrungswerten möglich ist. So kam es, dass ich auf der Frankfurter Buchmesse auf einer der unzähligen Partys, die dort stattfanden und vielleicht sogar noch immer stattfinden, mich mit vielen Menschen unterhalten habe. Zu den Fakten: Ich bin jung, sehe jung aus, laufe weder in Kostüm noch Blazer-Kombi herum und habe kein allwissendes Stirnrunzeln. Kurz und gut: Ich sehe aus wie ein Student.

Nun hatte ich ein anregendes Gespräch über die aktuelle Lage in der Verlagswelt, über das leidige Thema Ebooks & Co. und über die zukünftigen Entwicklungen – also ganz bodenständige Gespräche für Buchmenschen. Wir sprachen höflich, lächelnd, machten Witze, fragten nach… All das, was man im Miteinander eben so tut. Aber offenbar nicht für meinen Gesprächspartner: Als ich erwähnte, dass wir Thema XYZ in der Übung mehrmals besprochen hatten, gingen seine Augenbrauen in Überraschung hoch und er musterte mich seltsam: „Du bist Studentin?“
„Ja.“
„Ah, okay.“
Damit nahm er einen Schluck aus seinem Glas, drehte sich um und ging.
Weg war er.
Und ich stand ungläubig da, kurz davor hysterisch zu lachen.

Auch wenn ein Altersunterschied, ein Wissensunterschied, ein Erfahrungsunterschied oder ein Geschlechterunterschied besteht: Höflichkeit und Respekt sind immer angebracht. Ich weiß nicht, wer er dachte dass ich sei oder wieviel er von den Gläschen schon geleert hatte – auf jeden Fall hätte ich ihm gerne mein leeres Glas hinterher geworfen.

Bildquelle: Rebekka Kirsch
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