Rafael Bienia: Ich bin Forscher im Bereich Rollenspiele

Die folgenden fünf Fragen werden regelmäßig von den unterschiedlichsten Köpfen der Buchbranche beantwortet und die Interviews werden hier im Blog veröffentlicht. Dadurch entstehen Beiträge, die zum einen Aufmerksamkeit auf jene lenken, die “was mit Büchern machen”, und die zum anderen die Veränderungen und Herausforderungen in den verschiedenen Bereichen der Branche sichtbar werden lassen. Wenn Sie ebenfalls teilnehmen möchten, senden Sie Ihre Antworten und ein Bild von Ihnen bitte an Leander Wattig. Als Inspirationsquelle könnten Ihnen die bisherigen Interviews dienen. (Jedoch behalte ich mir vor, nicht alle Zusendungen zu veröffentlichen.)

Rafael Bienia: Ich bin Forscher im Bereich Rollenspiele

Wer sind Sie und was machen Sie mit Büchern?

Ich bin Forscher im Bereich Rollenspiele, was Computerspiele, Tischspiele und Live-Rollenspiele beinhaltet. Die Frage stellt sich, was ich denn mit Büchern mache, wenn es darum geht, im Wald Polsterwaffen auszuweichen, World of Warcraft zu spielen oder Das Schwarze Auge? Lesen und Schreiben. Als Forscher stapeln sich natürlich die wissenschaftlichen Publikationen und akademischen Artikel auf meinem Schreibtisch. Aber auch als Teilnehmer an Rollenspielen wälze ich Unmenge an Büchern, um Nachforschung zu betreiben, denn diese Spiele leben von einer gründlichen Vorbereitung. Zum Beispiel ist es notwendig, Geschichtsbücher und historische Berichte zu kennen, um in einem 1920er Live-Rollenspiel zu wissen, wie man sich kleidet, über was man spricht und wie man sich den Rest der Welt als Spiel-Figur vorzustellen hat. Teilweise schreibe ich Fanfiction, vor allem über die Abenteuer meiner digitalen Avatare, und tausche diese in Online-Foren mit Tausenden anderen.

Wie sieht ein typischer Arbeitstag bei Ihnen aus?

Ich arbeite vormittags in meinem Büro an der Universität Maastricht in den Niederlanden. Als Forscher prüfe ich meine Newsletter zu neuen Entwicklungen in der Branche und beantworte Mails. Dann werden Texte gelesen am Bildschirm oder offline. Nachmittags schreibe ich an einem meiner eigenen Artikel zu dem Thema und nachts spiele ich. Zur Zeit habe ich eine Tischrollenspiel-Gruppe für Dungeons & Dragons in Belgien. Daheim erforsche ich mit meiner Partnerin und meinen Freunden das neue Massive Multiplayer Online (MMO) The Secret World.

Wie hat sich Ihre Arbeit in den letzten Jahren bzw. in der letzten Zeit verändert?

Das Digitale ist das Novum. Es ist besonders interessant für meine Arbeit auf der theoretischen und praktischen Seite. Den Einfluss des Digitalen reflektiere ich vor allem im Gespräch mit Kollegen und Studenten, zum Beispiel indem ich Kurse über Digitale Medien gebe. Diese schließen E-Books, Social Networking Sites, Online Aktivismus und natürlich Digital Games ein. Praktisch profitiere ich von dem zeitlichen Gewinn, den mir die Digitalisierung bringt. Wenn ich morgens im Büro arbeite und Zugriff auf meine E-Book-Bibliothek daheim brauche, benutze ich Fernsteuerungssoftware, um Zugriff auf meinen Rechner daheim zu haben.

Was ist ein typisches Problem bei Ihrer Arbeit, für das Sie eine Lösung suchen?

Als gelernter Literaturwissenschaftler ist mir das Buch an sich sehr lieb und ich habe diesen verbreiteten Fetisch, wenn es um Bücherregale und Privatbibliotheken geht. Die Herausforderung an die Buchbranche, die ich momentan sehe, ist eher ein Wunschdenken: wenn ich ein Buch physisch kaufe, will ich es elektronisch aufbereitet auf meinem Rechner zur Verfügung haben. Wenn ich ein E-Book kaufe, hätte ich gern eine kostengünstige Möglichkeit, ein gedrucktes Exemplar (man denke an lulu.com) zu bekommen.

Wo finden wir Sie im Internet?

Ich betreibe einen Blog zu den Themen Game Studies und Rollenspielforschung, auf dem Sie weitere Informationen zu meiner Arbeit und meinen Publikationen finden. Die URL: www.rafael-bienia.de

Bildquelle: Rafael Bienia

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