Steffen Flügler: Die persönliche Passion liegt oft dort begraben, wo man sie am wenigsten vermutet

Die folgenden fünf Fragen werden regelmäßig von den unterschiedlichsten Köpfen der Buchbranche beantwortet und die Interviews werden hier im Blog veröffentlicht. Dadurch entstehen Beiträge, die zum einen Aufmerksamkeit auf jene lenken, die “was mit Büchern machen”, und die zum anderen die Veränderungen und Herausforderungen in den verschiedenen Bereichen der Branche sichtbar werden lassen. Wenn Sie ebenfalls teilnehmen möchten, senden Sie Ihre Antworten und ein Bild von Ihnen bitte an Leander Wattig. Als Inspirationsquelle könnten Ihnen die bisherigen Interviews dienen. (Jedoch behalte ich mir vor, nicht alle Zusendungen zu veröffentlichen.)

Steffen Flügler: Die persönliche Passion liegt oft dort begraben, wo man sie am wenigsten vermutet

Wer sind Sie und was machen Sie mit Büchern?

Mein Name ist Steffen Flügler und ich bin in Mannheim geboren, neben meiner Arbeit im psychotherapeutischen Bereich bin ich hauptsächlich als Dozent und Buchautor tätig.

Im Mai 2009 habe ich mein erstes Buch „Treppe in die Dunkelheit – Eine Suchtgeschichte“ veröffentlicht. Es handelt sich dabei um meine eigene 17 Jahre dauernde „Drogenkarriere“, die ich vor etwa 18 Jahren überwunden habe. Mit diesem Buch besuche ich Schulen, Universitäten, Betriebe und öffentliche Veranstaltungen, um einen tieferen Einblick zum Thema Abhängigkeit zu geben.

2011 wurde in der Anthologie „Geschlossene Gesellschaft?“ mein Text „Auf der Suche nach der Sucht“ veröffentlicht. 2012 wird mein neues Buch „Anti-Streber“ erscheinen, bei welchem Schulversagen im Fokus steht. Meine Veröffentlichungen haben durchweg autobiografischen Charakter.

Wie sieht ein typischer Arbeitstag bei Ihnen aus?

Durch meine verschiedenen Tätigkeitsfelder ist mir in den letzten Jahren ein „typischer Arbeitstag“ abhanden gekommen. Es ist keine Seltenheit, dass ich meinen Wecker 4-5 Mal innerhalb einer Woche auf die verschiedensten Zeiten umstelle. Was sich bestimmt für so manchen als reinster Horror und purer Stress liest, ist für mich allerdings die reinste Freude. Die Monotonie des Alltags kann mich auf jeden Fall nicht mehr für sich einnehmen.

Wie hat sich Ihre Arbeit in den letzten Jahren bzw. in der letzten Zeit verändert?

Meine jetzige Arbeit übe ich ja erst seit wenigen Jahren aus und sammle dadurch ständig neue Erfahrungen. Mit jeder dieser Erfahrungen ändert sich zwangsläufig auch etwas in meinem Tun. Durch das Schreiben findet aber auch eine ständige Veränderung in meinem Leben statt, was ich selbst nie für möglich gehalten hätte. Schreiben und Literatur im Allgemeinen waren einmal Dinge gewesen, die ich regelrecht verabscheute. Das lag wohl zum größten Teil daran, dass ich schon in der Grundschule ausschließlich negative Erfahrung damit sammelte und irgendwann zu mir sagte, du kannst das eben nicht.

Zu meinem ersten Buch wurde ich von meiner jüngeren Schwester (u.a. Autorin) fast 2 Jahre überredet, ja fast schon genötigt. Im Prinzip fing ich damit nur an, um ihr zu zeigen, siehst du, ich kann es nicht… Allerdings entwickelte sich während dieses Prozesses so eine starke Leidenschaft dafür in mir, dass das komplette Buch schon nach wenigen Monaten fertig war und meine Schwester sinngemäß sagte, siehst du, du kannst es doch…

Gerade wenn ich vor Schülern lese und erzähle, ist mir in den anschließenden Gesprächen – die vom Charakter her eher auf Alkohol- und Drogenkonsum fokussiert sind – immer sehr wichtig, auch einzubringen, dass die persönliche Passion oft dort begraben liegt, wo man sie am wenigsten vermutet.

Was ist ein typisches Problem bei Ihrer Arbeit, für das Sie eine Lösung suchen?

Ein typisches Problem bei meiner Arbeit ist wohl die Ungeduld. Ich denke aber auch, dass ich mit diesem Problem nicht alleine dastehe. Vielen Autoren ist es wohl ein Bedürfnis, so schnell wie möglich eine große Leserschaft zu erreichen, am besten bei einem großen Verlag zu unterschreiben und einen Bestseller zu landen. Dieses Problem nimmt aber nie überhand, weil ich mich mehr auf die Dinge besinne, die ich schon erreicht habe.

Vor wenigen Jahren noch ging ich einem Beruf nach, der mich sehr unzufrieden machte. Heute übe ich eine Tätigkeit aus, die mir wirklichen Spaß macht und meinem Leben einen ganz anderen und vor allem tieferen Sinn gibt.

Ich bin zwar weder ein Mitglied in einem Yachtclub (was ich auch nicht unbedingt für erstrebenswert halte) noch besitze ich eine goldene Mastercard (würde ich schon eher nehmen), aber ich kann mit meinem Buch und den dazugehörigen Vorträgen zumindest so einigermaßen meinen Lebensunterhalt bestreiten.

An dieser Stelle möchte ich mich auch bei meiner treuen Leserschaft für den Support, die zahlreichen Leserbriefe und die vielen Weiterempfehlungen bedanken.

Wo finden wir Sie im Internet?

Im Internet bin ich zu finden unter: www.steffen-fluegler.de, auf meiner Facebook-Buchseite oder einfach Steffen Flügler googeln.

Bildquelle: Steffen Flügler

Anzeige (falls eingeblendet)

Schreibe einen Kommentar