Dr. Randolf Dieckmann: Ich bin Professor am Studiengang Buchhandel/Verlagswirtschaft der HTWK Leipzig

Die folgenden fünf Fragen werden regelmäßig von den unterschiedlichsten Köpfen der Buchbranche beantwortet und die Interviews werden hier im Blog veröffentlicht. Dadurch entstehen Beiträge, die zum einen Aufmerksamkeit auf jene lenken, die “was mit Büchern machen”, und die zum anderen die Veränderungen und Herausforderungen in den verschiedenen Bereichen der Branche sichtbar werden lassen. Wenn Sie ebenfalls teilnehmen möchten, senden Sie Ihre Antworten und ein Bild von Ihnen bitte an Leander Wattig. Als Inspirationsquelle könnten Ihnen die bisherigen Interviews dienen. (Jedoch behalte ich mir vor, nicht alle Zusendungen zu veröffentlichen.)

Dr. Randolf Dieckmann: Ich bin Professor am Studiengang Buchhandel/Verlagswirtschaft der HTWK Leipzig Wer sind Sie und was machen Sie mit Büchern?

Mein Name ist Dr. Randolf Dieckmann. Ich bin Professor für Controlling und Unternehmensführung in der Medienwirtschaft am Studiengang Buchhandel/Verlagswirtschaft an der Hochschule für Technik, Wirtschaft und Kultur Leipzig (HTWK Leipzig).

In unseren Bachelor- und Master-Studiengängen bilden wir Studierende branchenbezogen für die Buch- und Pressewirtschaft aus. Wir beschäftigen uns dabei hauptsächlich mit Fragen der Distribution, Produkt- und Programmpolitik und Herstellung von Buch- und Medienprodukten, aber auch mit Kostenrechnung, Kalkulation und Controlling in Medienunternehmen. Wesentliche Schwerpunkte im Rahmen des Studiums sind Buchhandels-, Kommunikations-, Veranstaltungs- und Pressemanagement.

Da mein beruflicher Werdegang durch Tätigkeiten im Buchhandel geprägt ist, interessieren mich persönlich die Entwicklungen und Strategien im stationären Buchhandel wie Multi-Channel-Marketing, Customer-Relationship-Management oder der Online-Buchhandel genauso so wie der Einsatz von Technik im stationären Buchhandel wie Eye-Tracking zur Optimierung der Warenpräsentation und die Möglichkeiten des Einsatzes von RFID-Technologie.

Wie sieht ein typischer Arbeitstag bei Ihnen aus?

Mein typischer Arbeitstag ist natürlich stark durch die Lehre geprägt und beinhaltet die Vor- und Nachbereitung sowie die Durchführung von Lehrveranstaltungen. Dazu gehören selbstverständlich auch Prüfungen und die Betreuung und Bewertung von Bachelor- und Masterarbeiten. Daneben fallen leider auch viel zu viele Verwaltungsarbeiten an, wie zum Beispiel Vorbereitung, Durchführung von und Teilnahme an Sitzungen verschiedener Hochschulgremien und die Planung des Semesterbetriebes, wozu auch die Gewinnung von Lehrbeauftragten gehört.

Wie hat sich Ihre Arbeit in den letzten Jahren bzw. in der letzten Zeit verändert?

Organisatorisch hat sich die Tätigkeit in der Hochschule durch die Umstellung von Magister- und Diplomabschlüssen auf das Bachelor- und Mastersystem gravierend geändert. Die Belastung durch die gestiegene Anzahl von Prüfungen und die Betreuungsintensität der Studierenden dadurch, dass vom ersten Semester an alle Noten in die Endnote eingehen, haben zu einer erheblichen Einschränkung der Zeit geführt, die für Forschung und Entwicklung didaktischer Konzepte notwendig wäre. Darüber hinaus führt der Stellenabbau an den Hochschulen zu einer weiteren Belastung des Lehrpersonals, weil damit nicht gleichzeitig eine Reduktion von Aufgaben einhergeht – im Gegenteil: Die Anforderungen steigen bei sinkender Personalkapazität.

Inhaltlich ändert sich meine Arbeit fast ständig und das ist das Spannende an dieser Arbeit. Die Entwicklungen sind in unserer Branche zurzeit rasant und ich lerne so vieles Neues kennen, was ich im Alltagsgeschäft in einem Unternehmen niemals wahrnehmen würde. Als Professor habe ich den Freiraum, Entwicklungen beobachten zu können, ohne dass ein Druck dahinter steht, kurzfristig eine Lösung anbieten zu müssen, weil der Erfolg eines Unternehmens davon abhängt. Und diese Entwicklungen kann ich in meiner Funktion mit Studierenden besprechen und diskutieren. Und weil es in jedem Jahr neue Studierende mit neuen Ideen und Ansichten gibt, ist dieser Beruf so außerordentlich faszinierend und abwechslungsreich.

Was ist ein typisches Problem bei Ihrer Arbeit, für das Sie eine Lösung suchen?

Die Probleme, die mich beschäftigen, sind meiner Tätigkeit entsprechend relativ „abgehoben“. Sie haben wenig mit Alltagsproblemen in einem Verlag oder einer Buchhandlung zu tun. Zurzeit beschäftige ich mich im Wesentlichen mit zwei Dingen. Zum ersten die Entwicklung im stationären Buchhandel mit der Frage, welche Bedürfnisse der Kunden der stationäre Buchhandel befriedigen kann. Das zielt insbesondere auf die Frage ab, welche Bedürfnisse Kunden bei einem Kauf im stationären Buchhandel überhaupt haben. Dabei spielt auch Multi-Channel-Marketing, Warenpräsentation und Bestandsmanagement eine Rolle.

Zum zweiten finde ich die Frage der Preispolitik in der Branche ein spannendes Problemfeld. Einerseits sehen sich die Verlage in der Frage „Pricing für E-Books“ deutlich formulierten Zahlungsbereitschaften der Leser gegenüber und müssen lernen, damit umzugehen. Auf das Problem der nachfrageorientierten oder auch cross-medialen Preisgestaltung haben die Verlagen meiner Meinung nach noch keine befriedigenden Lösungen gefunden oder wollen sie nicht finden. Wir haben dazu in letzter Zeit einige hervorragende Abschlussarbeiten an unserem Studiengang gehabt.

Auch der Buchhandel steht vor der Herausforderung, sich mit preispolitischen Ansätzen zu beschäftigen angesichts der Veränderung der Sortimentsstruktur hin zu nicht preisgebundenen Artikeln. Dieses Problemfeld bedarf dringend einer Professionalisierung in unserer Branche.

Wo finden wir Sie im Internet?

Im Internet bin ich zu finden unter:

Vielen Dank für Ihre Zeit!

Bildquelle: Dr. Randolf Dieckmann

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