Thomas Stolze: Ich leite den IMAGINE Verlag mit seinen Imprints LOKOMOTION und hansanord

Die folgenden sechs Fragen unserer Interview-Reihe werden regelmäßig von den unterschiedlichsten Köpfen der Buchbranche beantwortet und die Interviews werden hier im Blog veröffentlicht. Dadurch entstehen Beiträge, die zum einen Aufmerksamkeit auf jene lenken, die “was mit Büchern machen”, und die zum anderen die Veränderungen und Herausforderungen in den verschiedenen Bereichen der Branche sichtbar werden lassen. Wenn Sie ebenfalls teilnehmen möchten, senden Sie Ihre Antworten und ein Bild von Ihnen bitte an Leander Wattig. Als Inspirationsquelle könnten Ihnen die bisherigen Interviews dienen. (Jedoch behalte ich mir vor, nicht alle Zusendungen zu veröffentlichen.)

Thomas Stolze Wer sind Sie und was machen Sie mit Büchern?

Mein Name ist Thomas Stolze und ich leite den IMAGINE Verlag mit seinen Imprints LOKOMOTION und hansanord.

LOKOMOTION steht dabei für Kinderbücher. Bei hansanord werden sowohl Belletristik als auch Sachbücher verlegt.

Nach den Stationen Axel Springer Verlag und der Münchner Verlagsgruppe wagte ich vor 6 Jahren den Sprung in die Selbstständigkeit und habe es mittlerweile geschafft, ein kleines, aber feines Publikum von meinen Büchern zu überzeugen.

Wie sieht ein typischer Arbeitstag bei Ihnen aus?

Ein typischer Arbeitstag fängt bei mir mit dem morgendlichen Kampf mit meinen 3 härtesten Kinderbuchkritikern an – die werden dann nämlich in die Krippe bzw. den Kindergarten gebracht.

Danach ist im Büro ein Blick auf die Zahlen und auf die E-Mails dran.

Nach der Routine kommt die Kreativität. Oder wie mein ehemaliger Chef so schön sagte: „Bücher machen kann heutzutage jeder – andere für diese Bücher zu begeistern und sie dann zu verkaufen, ist eine Kunst!“

So geht bei mir, wie wohl bei vielen anderen kleinen Verlagen, viel über die Pressearbeit. Wenn wir unsere Bücher gut in der Presse platzieren, dann gehen auch die Leute in die Buchhandlungen und fragen unsere Bücher aktiv nach. Der reine Einverkauf unserer Bücher in die Buchhandlungen ist sehr schwierig.

Von daher ist oft mein nächster Schritt, nach erfolgreicher Platzierung eines Buches in den Medien, der Rundruf und/oder das Rundschreiben an den Buchhandel. Dabei informiere ich dann darüber, dass zu einem meiner Bücher gute Presse zu erwarten ist und die Buchhändler das Buch vorrätig haben sollten.

Nach der Mittagspause, die ich zur Zeit oft mit Kritiker Nummer 1 (muss um 13 Uhr aus der Krippe geholt und beaufsichtig werden bis meine Frau von der Arbeit kommt) verbringe, geht es dann weiter – Presse, Vertrieb, Manuskripte lesen, neue Projekte anschieben …

Wie hat sich Ihre Arbeit über die Zeit verändert?

Seit meiner Arbeit in der Münchner Verlagsgruppe hat sich da nicht viel verändert. Der Buchmarkt ist und bleibt spannend und im guten Sinne unberechenbar. Damit meine ich, dass Zeiten, in denen eine Novität und ihr Autor in den Medien besprochen werden (wie bei uns gerade das Buch „Die Welpenmafia – Wenn Hunde nur noch Ware sind“ von Christopher Posch) einen extremen Arbeitsaufwand bedeuten. Und dann gibt es wieder Monate, in denen ich „nur“ die verbleibenden Bücher bzw. die Backlist betreue.

Der gravierendste Einschnitt kam für mich durch den Wechsel aus dem Angestelltenverhältnis in die Selbstständigkeit. Dies bedeutete eine Veränderung der finanziellen Möglichkeiten. Während es in großen Verlagshäusern Marketing- und Vertriebsbudgets für einzelne Bücher gibt, ist bei mir nun verstärkt Kreativität gefragt, denn Buchbudgets gibt es bei mir in der klassischen Form nicht.

Was ist ein Problem bei Ihrer Arbeit, für das Sie eine Lösung suchen?

Es ist der Vertrieb.

Ein Beispiel hierfür. Ich bekomme ein Buch gut in der Presse platziert und der Kunde geht in die Buchhandlung um die Ecke (in welcher Größe auch immer) und möchte das Buch haben. Der Buchhändler wird leider bei meinen Büchern oft sagen: „Haben wir nicht da, können wir aber in 24 Stunden da haben.“ Das ist toll und schnell, aber dennoch ist es für den Kunden eine Überwindung, nochmals in die Buchhandlung zu gehen, nur um dieses Buch zu bekommen. Tut er es dennoch (der Idealfall), habe ich Glück: Der Kunde hat nun das Buch und empfiehlt es vielleicht weiter und der Buchhändler selbst wird auf das Buch aufmerksam und legt sich evtl. gleich 2 bis 3 Exemplare in den Laden.

Leider ist es aber in der Praxis oft nicht so – wenn ich Glück habe, kaufen die Leute das Buch noch online. Im schlechtesten Fall lassen sie sich vom Buchhändler Alternativen empfehlen und gehen mit denen nach Hause.

Man kann also sagen, ich bin seit 6 Jahren auf der Suche nach der für mich vertrieblichen Ideallösung.

Wer sollte Sie ggf. kontaktieren – welche Art von Kontakten wäre zurzeit hilfreich für Sie?

Alle, die etwas mit Büchern machen! Ich bin offen für alle Arten von Anregungen und Tipps. Denn die Arbeit mit Büchern ist eine wahre Passion, und darüber mit Gleichgesinnten zu diskutieren, kann ja nur Erfolg versprechen.

Wo finden wir Sie im Internet?

Unseren Verlag findet man unter www.imagine-verlag.de, natürlich auch unter www.hansanord-verlag.de oder www.lokomotion-verlag.de. Darüber hinaus sind wir auch über die klassischen Social-Media-Kanäle wie Facebook oder Twitter erreichbar.

Vielen Dank für Ihre Zeit!

Bildquelle: Thomas Stolze

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