Daniela Pucher: Ich bin Autorenberaterin für Sachbücher

Seit 2009 werden die Fragen unserer Interviewreihe von inzwischen über 700 Menschen beantwortet, die »was mit Büchern« bzw. Publishing machen. Unser Ziel ist es seit jeher, die Blackbox Buchwelt damit zu öffnen und die Leute noch enger in den Austausch zu bringen.

Wer sind Sie und was machen Sie mit Büchern oder im Bereich Publishing?

Daniela Pucher: Ich bin Autorenberaterin für Sachbücher

Ich bin seit vielen Jahren Autorenberaterin für Sachbücher. Menschen kommen zu mir, weil sie eine Idee haben und nicht wissen, wie sie sie zu einem guten Buch weiterentwickeln können. Der Schwerpunkt meiner Beratung ist: 1. aus einer Idee ein marktfähiges Konzept zu machen und 2. den Autoren in die Startlöcher zu verhelfen, um gut durch den Schreibprozess zu kommen.

»Vom Bücherschreiben leben können« war schon immer mein ganz großes Ziel. Doch dachte ich lange Zeit, dass man mit Schreiben ja doch nur am Hungertuch nagen würde. 😉 Weil ich aber immer schon einen Dickkopf hatte, bin ich drangeblieben an diesem Ziel, und heute kann ich sagen: Ich lebe davon, guten Büchern auf den Ladentisch zu verhelfen – ob ich sie tatsächlich selber schreibe oder nur als Beraterin begleite, ist eine andere Sache. Weil ich ein Wirtschaftsstudium und einige psychologische Ausbildungen absolviert habe, sind die Themenbereiche Wirtschaft und Psychologie auch meine Spezialisierungen.

Wie sieht ein typischer Arbeitstag bei Ihnen aus?

Lange frühstücken mit Kaffee und Zeitung, dann gerne etwas Sport und Bewegung. Erst dann bin ich bereit für den Schreibtisch. Ich versuche mir die Zeit so einzuteilen, dass ein bestimmter Teil der Arbeitszeit für meine eigenen Bücher reserviert ist, der Rest ist für meine Kundinnen und Kunden reserviert.

Ich bin ein Bewegungsmensch und brauche auch immer wieder zwischendurch etwas Auslauf. Zum Glück habe ich seit Kurzem einen Garten! So zwischen 16 und 17 Uhr versuche ich, den Arbeitstag zu beenden, was aber nicht so einfach ist, wenn mich am Abend womöglich eine Idee für mein aktuelles Buch ereilt. Dann kann ich gar nicht anders als zu schreiben. Und das ist auch ganz wunderbar so!

Wie verändert sich Ihre Arbeit (z.B. durch die fortschreitende Digitalisierung)?

Was ich beobachte, ist, dass Bücher von manchen Verlagen leider nicht mehr so liebevoll lektoriert werden, weil sie ihre Arbeitsprozesse so weit wie möglich automatisiert haben und die Qualität darunter leidet. Wenn ich mit so einem Verlag zu tun habe, bemühe ich mich immer um ein zusätzliches Lektorat für meine Kunden, was nicht immer einfach ist.

Ansonsten: Zoom & Co. habe ich es zu verdanken, dass ich gerade derzeit wegen Corona viel weniger Kunden persönlich treffe und damit weniger Reisezeit habe. Das ist toll, weil es ressourcen- und umweltschonend ist. Außerdem bin ich vor zwei Jahren von der Großstadt Wien in die Provinz gezogen und freue mich darüber, dass ich trotz der größeren Distanz dank Zoom auch mit meinen »alten« Wiener Kunden noch problemlos weiterarbeiten kann. Wobei das natürlich das persönliche Treffen in einem Wiener Kaffeehaus nie und nimmer ersetzen kann. Muss man auch sagen!

Welche Erfolge konnten Sie in letzter Zeit feiern?

Anfang letzten Jahres kam mein eigenes Buch heraus, »Zur Sache, Experten! Sachbuch schreiben und vermarkten«, das bei Springer erschienen ist. Leider hat mir Corona die große Party verhagelt. Aber ich schreibe ja schon an meinem nächsten eigenen Buch – da werde ich dann eben beide Bücher gleichzeitig feiern. Zum Glück habe ich ja noch meine Kundenprojekte: Mit jedem Manuskriptabschluss meiner Autorinnen und Autoren feiere ich mit. 🙂

Wo hakt es? Was ist eine Herausforderung, für die Sie eine Lösung suchen?

Es hakt bei mir an meiner begrenzten Zeitressource, wie das nun einmal bei Einpersonen-Unternehmen so ist. Deshalb bin ich mit anderen Autorenberaterinnen und Ghostwritern vernetzt und außerdem Mitglied im weltbesten Schreiberinnen-Netzwerk, dem Texttreff. Ohne diese Seilschaften wäre es unmöglich, gute Arbeit zu leisten und meinen Kunden das bestmögliche Buch zu ermöglichen!

Was ich allerdings schon lange suche und keine Lösung finde, ist ein zweites Gehirn. Denn manchmal habe ich zu viele Bücher gleichzeitig auf dem Schreibtisch. Nachdem ich mich in jedes einzelne Buchprojekt auch inhaltlich einarbeiten muss, um gut beraten zu können, habe ich schon manchmal das Gefühl, meine Birne zerspringt mir gleich. So eine Gehirn-Erweiterung wäre eine tolle Sache. Fragt sich nur, wie das aussieht, mit so einer Beule oben am Hirn … 😉 Sachdienliche Hinweise bitte gerne an mich!

Wer sollte Sie ggf. kontaktieren? Welche Art von Kontakten wäre hilfreich?

Ich freue mich über jeden Menschen, der offen und neugierig dem Buchschreiben gegenübersteht und eine gute Sachbuchidee hat.

Wo finden wir Sie im Internet?

www.daniela-pucher.at und www.zur-sache-experten.at sind meine virtuelle Heimat. Und man findet mich auf Facebook, Instagram und LinkedIn.

Die Abschlussfrage darf natürlich nicht fehlen: Welches Buch hat Sie zuletzt beeindruckt?

Ich habe gerade Claudia Hammond, »Die Kunst des Ausruhens« (DuMont 2021) gelesen und bin begeistert von ihrer Art, wie sie uns wissenschaftlich fundiertes Wissen so unprätentiös und persönlich präsentiert. Ein Lesegenuss!

 

Foto (c) Martina Draper

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