Martin Kurzhals: Wir bringen mit »tigermedia« Geschichten für Kinder in die digitale Welt

Seit 2009 werden die Fragen unserer Interviewreihe von inzwischen über 700 Menschen beantwortet, die »was mit Büchern« bzw. Publishing machen. Unser Ziel ist es seit jeher, die Blackbox Buchwelt damit zu öffnen und die Leute noch enger in den Austausch zu bringen.

Wer sind Sie und was machen Sie mit Büchern oder im Bereich Publishing?

Martin Kurzhals: Wir bringen mit »tigermedia« Geschichten für Kinder in die digitale Welt

Ich bin Martin Kurzhals und Geschäftsführer von tigermedia. Wir bringen Geschichten für Kinder in die digitale Welt. Mit der tigerbox TOUCH haben wir eine kindgerechte Hörbox entwickelt, die mit tigertones durch eine eigene Mediathek ergänzt wird. Unsere Wurzeln liegen in der Verlagsgruppe Friedrich Oetinger, seit 2018 sind wir mit tigermedia selbstständig. Insbesondere mein Partner Till Weitendorf ist seit frühester Kindheit durch die Geschichten von Astrid Lindgren und vielen weiteren KinderbuchautorInnen geprägt.

Wie sieht ein typischer Arbeitstag bei Ihnen aus?

Die erste Viertelstunde des Tages nehme ich mir, um Prioritäten für den Tag und die Woche zu setzen. Dabei stelle ich mir immer die Frage, was ich heute tun kann, um tigermedia einen Schritt weiter zu bringen. Im Home Office bedeutet das: viele Videocalls. Ich liebe die Kommunikation mit den Menschen, auch um einen engen Draht zum Team zu halten. Per Videotelefonie sehe ich immerhin die Gestik und Mimik meines Gegenübers. So sind wir uns nah, trotz Distanz. Das ist eine wichtige Zutat für Geschäftsbeziehungen und würde ich gern häufiger für zukünftige Anrufe übernehmen. Daneben versuche ich, regelmäßige Mittagspausen einzuhalten, bei denen ich auch mal vor die Tür treten und durchatmen kann. Wenn der Kopf überquillt, mache ich Pilates zur Abwechslung.

Wie verändert sich Ihre Arbeit (z.B. durch die fortschreitende Digitalisierung)?

Die Digitalisierung hat unser aller Leben und Mediennutzungsverhalten verändert. Es wird schnelllebiger. Ich sehe es im positiven Sinne, denn ich bin ein großer Fan von digitalen Tools, die unsere Arbeitssituation im Home Office verbessern und uns einander digital näherbringen. Pro Woche teste ich rund 3-4 neue Tools aus. Da wären zum Beispiel digitale Moderationskoffer, Unterschriftenmappen wie DocuSign oder das Kreativtool Miro, das wir intensiv für Mindmaps, Kreativitätstechniken, Fokussierungslisten und Strategiebesprechungen im Team nutzen.

Mit unserer Audio-Plattform für Kindermedien tragen wir zudem selbst zur Digitalisierung bei. Wir Erwachsenen sind es gewöhnt, unbegrenzt Zugriff auf Streaming Services zu haben. Egal ob Filme, Serien, Musik, Hörspiele, Podcasts – einzelne Medien zu kaufen ist teuer, unpraktisch und kommt immer seltener vor. Wir wollten dies auch auf das Kinderzimmer übertragen. Man kann also sagen, das gesamte Geschäftsmodell von tigermedia fußt auf der Digitalisierung von Kindermedien.

Welche Erfolge konnten Sie in letzter Zeit feiern?

Wir sind seit etwas mehr als eineinhalb Jahren mit der tigerbox TOUCH am Markt und konnten im vergangenen Jahr große Partner für uns gewinnen. Darunter mit der alpha trading solutions einen wichtigen Sparringspartner, der uns als Primus der Mediendistribution im Bereich Vertrieb und Auslieferung kräftig unterstützt. Hinzukommen der SevenAccelerator von ProSiebenSat1 Media SE und Sony Music Entertainment als Gesellschafter. Sony supportet uns über das Hörbuch-Label EUROPA mit jeder Menge neuem Content. Damit wächst unsere Mediathek auf bald 10.000 Hörtitel heran. Besonders freuen wir uns über die stetig wachsenden Nutzerzahlen: Bereits jede zweite unserer Hörboxen ist mindestens einmal am Tag in Betrieb. Die durchschnittliche Laufzeit der tigerbox TOUCH beträgt dabei 3 Stunden.

Wo hakt es? Was ist eine Herausforderung, für die Sie eine Lösung suchen?

Bei uns hakt es derzeit noch an einer breiteren Sichtbarkeit und Aufmerksamkeit im Buchhandelsvertrieb. Dort konnten wir unser Vertriebsnetz nicht schnell und groß genug aufbauen. Das ist eine Aufgabe für 2021. Im Bereich Spielwaren, Großhandelsketten und Spielwarenfachhandel sind wir bereits gut aufgestellt.

Wer sollte Sie ggf. kontaktieren? Welche Art von Kontakten wäre hilfreich?

Kreative und innovativ denkende Menschen, für die hochwertige und kindgerechte Inhalte an erster Stelle stehen bzw. die die Potenziale von digitalen Hörmedien sehen: AutorInnen, Hörspiel-EntwicklerInnen, PodcasterInnen und Investoren. Daneben sind wir stets aufgeschlossen, uns mit branchenfremden Menschen auszutauschen, die ähnliche Probleme haben. Die an digital veränderten Geschäftsmodellen arbeiten und disruptive Wege einschlagen. Das sind meist die interessantesten Gespräche, bei denen großartige Ideen entstehen.

Wo finden wir Sie im Internet?

Über tiger.media.

Wen sollten wir auch mal fragen? Wer macht Zukunftsweisendes im Publishing?

Tim Mörtl, Geschäftsführer von alpha trading solutions. alpha verfolgt den Medienwandel seit über 50 Jahren und erfindet sich seither stetig neu: Von der Schallplatte, über Kassetten, CD’s und DVDs, hat sich alpha den verschiedenen Medienverwertungsformen angeschlossen und investiert bei tigermedia in ein Tech-Startup. In meinen Augen ist alpha ein Startup im Startup, das über fünf Jahrzehnte aufgeschlossen, dynamisch und risikofreudig geblieben ist.

Die Abschlussfrage darf natürlich nicht fehlen: Welches Buch hat Sie zuletzt beeindruckt?

Sebastian Fitzek – »Der Heimweg«. An Fitzek fasziniert mich, dass er sich ebenfalls ständig neu erfindet und es bisher jedes Jahr geschafft hat, einen Bestseller zu veröffentlichen. Seine Bücher packen mich von der ersten Seite.

 

Foto (c) Verlag

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