Ulrike Ritter: Kulturlektorat – das ist der Bereich, den ich mir auf die Fahnen geheftet habe

Die folgenden fünf Fragen werden regelmäßig von den unterschiedlichsten Köpfen der Buchbranche beantwortet und die Interviews werden hier im Blog veröffentlicht. Dadurch entstehen Beiträge, die zum einen Aufmerksamkeit auf jene lenken, die “was mit Büchern machen”, und die zum anderen die Veränderungen und Herausforderungen in den verschiedenen Bereichen der Branche sichtbar werden lassen. Wenn Sie ebenfalls teilnehmen möchten, senden Sie Ihre Antworten und ein Bild von Ihnen bitte an Leander Wattig. Als Inspirationsquelle könnten Ihnen die bisherigen Interviews dienen. (Jedoch behalte ich mir vor, nicht alle Zusendungen zu veröffentlichen.)

Ulrike Ritter: Kulturlektorat - das ist der Bereich, den ich mir auf die Fahnen geheftet habe

Wer sind Sie und was machen Sie mit Büchern?

Ich bin als freie Lektorin selbstständig und wohne und arbeite in Salzburg. Nach einem geisteswissenschaftlichen Studium in Leipzig hat es mich Anfang der 2000er-Jahre nach Österreich verschlagen, zuerst nach Innsbruck, dann nach Linz an der Donau, wo ich für verschiedene Kulturinstitutionen im redaktionellen Bereich und in der PR gearbeitet habe. Daraus hat sich dann die Gründung meiner Firma textstern* ergeben.

Kulturlektorat – das ist der Bereich, den ich mir auf die Fahnen geheftet habe. Ich lektoriere, korrigiere und redigiere vorrangig für Kunst und Kultur: Ausstellungskataloge für Museen, Konzepttexte für Künstler, kulturwissenschaftliche Publikationen, Drucksorten für Festivals, Ankündigungstexte für Veranstaltungsreihen, Ausstellungsbeschilderungen … Daneben biete ich auch Texterstellung, natürlich auch jenseits der Kultur, an. Beide Bereiche – Text und Lektorat – versuche ich nicht zu vermischen: Was ich selbst schreibe, korrigiere ich nicht – wegen der altbekannten Betriebsblindheit.

Wie sieht ein typischer Arbeitstag bei Ihnen aus?

Ich arbeite von zu Hause aus und genieße es sehr, dass beim alltäglichen Wechsel zwischen Privatleben und Beruf keine Zeit vergeht und Frühstückstisch und Computer nur wenige Meter voneinander entfernt sind. Seit ein paar Monaten muss ich meine Arbeit und ein Baby unter einen Hut bringen – und das klappt erstaunlich gut! Natürlich gelingt es mir derzeit kaum, wie früher auch mal 10 oder 12 Stunden am Tag über Manuskripten zu sitzen, aber ich arbeite völlig regelmäßig, kann wie gewohnt Kunden schnelle Rückmeldungen geben und Aufträge zeitnah bearbeiten. Gerade das Kriterium „zeitnah“ ist in meiner Arbeit ein ganz wesentliches: Ich habe beinahe ausschließlich mit Projekten zu tun, deren Zeitpläne enorm knapp gerechnet sind und die von mir vor allem zeitliche Flexibilität und schnelle Bearbeitung verlangen. Es ist beispielsweise gar nicht so abwegig, dass ich am Vormittag einen Anruf bekomme mit der Frage, ob ich die Korrektur einer Drucksorte übernehmen kann, die gegen Mittag in Druck gehen soll. Das sorgt natürlich oft für Planungsdurcheinander, aber da ich vor der Gründung meiner Firma selbst in solchen Institutionen gearbeitet habe, die heute meine Auftraggeber sind, empfinde ich solche Abläufe schon beinahe als normal – und meine Kunden freut’s.

Wie hat sich Ihre Arbeit in den letzten Jahren bzw. in der letzten Zeit verändert?

Meine Firma habe ich 2008 gegründet. In den Jahren davor war ich zwar thematisch und inhaltlich in denselben Bereichen wie jetzt unterwegs, das aber als Angestellte. So sehr, wie der Schritt in die Selbstständigkeit mit den sich wohl zwangsläufig einstellenden wirtschaftlichen Befürchtungen verbunden war, so groß ist mittlerweile der Genuss, an „eigenen“ inhaltlich spannenden Projekten arbeiten zu können. Wie wohltuend kann es sein, nicht nur als unsichtbares Rädchen im Getriebe zu arbeiten, sondern durch direktes Feedback der Kunden die eigene Arbeit bewerten zu können!

Vor mittlerweile zwei Jahren habe ich meinen Firmensitz von Linz nach Salzburg verlegt; das hat noch einmal eine Veränderung mit sich gebracht: Meine Kunden sind über Österreich verteilt, einige auch in Deutschland ansässig. In Linz habe ich mich bei Kultureinrichtungen als einer der „Standardkontakte“ in puncto Lektorat durchsetzen können (und diese Kunden sind mir nach wie vor treu), in Salzburg nun bin ich damit konfrontiert, dass die „Szene“ wesentlich „geschlossener“ ist und neue Auftraggeber vor Ort schwer zu akquirieren sind.

Was ist ein typisches Problem bei Ihrer Arbeit, für das Sie eine Lösung suchen?

Kulturtexte – vor allem dann, wenn es um Konzepte zeitgenössischer Kunst geht – sind oft hermetisch und enorm stark von einem Autorenstil geprägt. Bei solchen Textsorten passiert es immer wieder, dass die Verständlichkeit und Nachvollziehbarkeit leiden und ein Text kryptisch und schwer lesbar wird. Das ist der Punkt, der in meiner Arbeit einen echten Balanceakt verlangt: Mein Anspruch ist, dass der Autor sich zu 100 % in dem lektorierten Text wiederfindet, dass aber gleichzeitig überschaubare, klare, elegant lesbare und vor allem formal korrekte Satzstrukturen verwendet werden. Je mehr Projekte ich bearbeite, umso souveräner werde ich beim Finden dieses Mittelweges zwischen Pragmatik und kreativem Stil. Immer wieder muss ich dabei aber – vor allem vor mir selbst – Selbstbewusstsein bei der Einschätzung, was ein Lektor leisten kann, an den Tag legen.

Wo finden wir Sie im Internet?

Meine Website www.textstern.net ist wegen ihres inhaltlichen Schwerpunkts auch über www.kulturlektorat.at zu erreichen. Außerdem betreibe ich eine Firmenseite auf Facebook: www.facebook.com/lektoratsbuero.textstern. Regelmäßig (auch jetzt wieder!) gelobe ich Besserung, was das Befüllen meines Twitter-Accounts angeht: www.twitter.com/textstern. Ein XING-Profil muss natürlich auch sein: https://www.xing.com/profile/Ulrike_Ritter5.

Bildquelle: Ulrike Ritter
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