Was ich mir nicht vorstellen kann, passiert auch nicht – oder doch?

Ich finde es witzig, dass für die Begründung von Zukunftsbeschreibungen immer wieder die eigene Vorstellungskraft herangezogen wird. Das liest man immer wieder. Hier ein Beispiel, das mir zuletzt über den Weg gelaufen ist:

Das Börsenblatt fragt den Buchregal-Bauer Jan Paschen nach seiner Meinung dazu, ob er auch in 20 Jahren noch Bücherregale bauen wird? Seine Antwort:

Ich gehe ganz klar davon aus, dass wir auch in 20 Jahren Bücherregale bauen werden. (…) Eine Welt ohne Bücher kann ich mir nicht vorstellen.

Ebenfalls typisch bei diesem kleinen Beitrag ist, dass die Antwort an der Frage vorbei geht. Natürlich wird es auch in 20 Jahren noch papierne Bücher und den Wunsch, sie ordentlich zu lagern, geben. Fast keine Technik verschwindet völlig. Auch heute werden noch Schwerter geschmiedet und es werden Dampfmaschinen gebaut. Es wandelt sich aber durchaus die (wirtschaftliche) Bedeutung von bestimmten Techniken. Es wird also mit Sicherheit auch in Zukunft noch Leute geben, die sich Bücher aus Papier kaufen und diese sammeln. Das unterstreicht ja auch Paschen kräftig. Damit ist aber noch lange nicht gesagt, dass es genug Leute sein werden, um als buchregal-produzierendes Unternehmen in der heutigen Form von ihnen leben zu können. Dieser Aspekt kommt überhaupt nicht zur Sprache.

So liest man auch 2011 noch immer beständig Beiträge aus der Buchbranche, die sich vordergründig mit dem Medienwandel auseinandersetzen, aber letztlich keinen Schritt weiterführen.

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