Hauke Hückstädt, Literaturhaus Frankfurt: Gute Veranstaltungen lösen Gestaltungswillen aus

Wir mögen Menschen, die Menschen zusammenbringen. Solche Community-Profis und Menschenvernetzer*innen befragen wir in dieser Interviewreihe zu ihren Projekten.

Wer sind Sie und wie bringen Sie Menschen zusammen?

Hauke Hückstädt

Hauke Hückstädt, ich leite seit 2010 das Literaturhaus Frankfurt. Wir bringen ständig Menschen und Bücher und Themen zusammen. Das sind bis zu 18.000 im Jahr.

Was bedeutet für Sie Community bzw. Gemeinschaft?

Das bedeutet zu teilen, aber nicht zwingend auch Einigkeit in politischer, ästhetischer, moralischer Hinsicht.

Welche Veranstaltung hat Sie zuletzt so richtig begeistert?

Gestern Abend, Helene Hegemann im Gespräch mit der Dramaturgin Marion Tiedtke im Literaturhaus. Das war klar, deutlich, massiv, verletzlich, von einer nicht penetranten Energie. Gute Veranstaltungen lösen Gestaltungswillen aus. So war das.

Welche Sprecherinnen*, Moderatorinnen* oder Künstlerinnen* haben Sie zuletzt so richtig begeistert?

Michal Ksiazek, ein Ornithologe und Sozialwissenschaftler. Er läuft die „Straße 816“ (S. Fischer Verlag) entlang, die die polnische Grenze zu Weißrussland und der Ukraine bildet, schreibt über Mücken, Pfützen, Stare, Trinker, Dörfler, Verfall, Kröten, Wolken und Schmetterlinge. Und wir ahnen, da ist Europa.

Welcher ist Ihr liebster Veranstaltungsraum/-ort?

Tatsächlich, auch nach dem 400ten Mal, der Lesesaal des Literaturhauses, wenn er gut belüftet ist. Da gibt es ein „brimming“ an gewissen Abenden, ein randvolles Angefülltsein, das oft unwiederholbar scheint.

Hauke Hückstädt

Welche Event- oder Begegnungsformate gibt es noch zu wenig?

Die partizipativen Formen, wir alle wollen sie, keiner weiß so recht, wie.

Wie messen Sie den Erfolg von Veranstaltungen und wie könnte das noch besser gelingen?

Eine gute Veranstaltung, das sieht man in den Gesichtern, das hört man am Applaus, das lässt sich zählen am Buchverkauf am Büchertisch. Aber selbst die krachende Niederlage eines Abends hätte noch Potential. Ins Gelingen verliebt sein, das Scheitern weniger fürchten.

Wer sollte Sie ggf. kontaktieren? Welche Art von Kontakten wäre hilfreich?

Ich berate ab und an Autoren in Hinblick auf ihre Performanz. Das Auftreten, Lesen und Touren ist ein ernstes Geschäft. Da viele Autoren ausschließlich davon leben oder leben wollen, sollten sie nicht auf der Stelle treten.

Wo finden wir Sie im Internet?

Und zu guter Letzt: Wem sollten wir diese Fragen auch mal stellen – wer ist aus Ihrer Sicht eine großartige Menschenvernetzerin*?

Dr. Sabine Homilius, Leiterin der Stadtbibliothek Frankfurt. Und dann die Besten der besten Lesungsmanagerinnen in den Verlagen, Stefanie Frühauf, Annette Pohnert, Julia Lang, Tessa Martin, Susanne Beck, Beatrice Fassbender. Die und einige andere, das sind große Verknüpferinnen.

 

Fotos: (c) Hannes Windrath & Bookster Frankfurt Stephan Jockel

* Männer sind mitgemeint

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