Frank Thelen: Mein erstes Buch ist sozusagen ein trojanisches Pferd

Frank Thelen: Mein erstes Buch ist sozusagen ein trojanisches PferdDie folgenden sechs Fragen unserer Interviewreihe werden seit 2009 regelmäßig von interessanten Menschen beantwortet, die „was mit Büchern“ machen, und hier im Blog veröffentlicht. Dadurch entstehen Beiträge, die zum einen Aufmerksamkeit auf Buchmenschen lenken und die zum anderen Veränderungen und Herausforderungen in den unterschiedlichsten Bereichen des Publishing sichtbar werden lassen. Unser Ziel damit ist es, die Menschen noch enger in den Kontakt und Austausch zu bringen.

Wer sind Sie und was machen Sie mit Büchern?

Frank Thelen

Ich bin Frank und ich habe vor kurzem meine Autobiografie “Startup-DNA” veröffentlicht. Mein erstes Buch, denn eigentlich komme ich aus der digitalen Welt, baue Tech-Unternehmen auf. Die meisten kennen mich aus der TV-Show “Die Höhle der Löwen”. Ich möchte meine Bekanntheit nutzen, um die Menschen an neue Technologien heranzuführen, die in den nächsten 20 Jahren unsere Welt tiefgreifend verändern werden. Ich möchte, dass wir in Deutschland endlich über Künstliche Intelligenz, Roboter und ein Grundeinkommen sprechen. Deshalb habe ich das Buch geschrieben – um diese uns bevorstehenden Veränderungen, von denen ich sehr überzeugt bin, einfach und verständlich zu erklären. Denn die meisten Bücher, die sich mit solchen Themen beschäftigen, verstehen nur die jeweiligen Experten. Das ist oft viel zu viel Fachgesimpel. Mit meinem Buch versteht jedes Kind, wie eine Blockchain funktioniert, was ein Quantencomputer ist und wieso die Künstliche Intelligenz uns irgendwann gefährlich werden könnte, wenn wir sie nicht jetzt regulieren. Der erste Teil ist People Talk, da spreche ich über meine Frau, über DHDL und meine Insolvenz. Aber der zweite Teil ist der wirklich wichtige. Das Buch ist sozusagen ein trojanisches Pferd.

Wie sieht ein typischer Arbeitstag bei Ihnen aus?

Das ist sehr unterschiedlich. Es gibt Tage, da stehe ich den ganzen Tag vor der Kamera, gebe Interviews oder halte Keynotes und dann gibt es Tage, an denen ich nur am Schreibtisch sitze und mit meinen Freigeist-Partnern zusammen die Startups aus unserem Portfolio unterstütze und aufbaue – letzteres ist mir übrigens sehr viel lieber. Doch wie schon gesagt, hat diese Bekanntheit natürlich auch ihre Vorteile. Ich bin sehr gut vernetzt, darf mit vielen klugen Köpfen aus Politik und Wirtschaft sprechen. Bei uns im Team bin ich der Kommunikator, der Menschen begeistert und verbindet.

Wie hat sich Ihre Arbeit über die Zeit verändert?

Früher stand ich noch selbst am Steuer, habe selber gegründet – mal erfolgreich, mal weniger erfolgreich, wie ich im ersten Teil des Buches beschreibe. Mein erstes Unternehmen habe ich an die Wand gefahren und hatte auf einmal 1 Million DM Schulden, für die ich auch noch privat gebürgt hatte. Glücklicherweise habe ich trotz dieser Niederlage nicht aufgegeben und nochmal gegründet. Mein nächstes Unternehmen wurde ein riesiger Erfolg und seitdem läuft es erstaunlich gut. Als ich noch selbst gegründet habe, habe ich aber auch mindestens 70 Stunden die Woche gearbeitet, so gut wie nie Urlaub gemacht und mich tagelang mit meinem Team im Büro verschanzt, um an unseren Produkten zu arbeiten. Inzwischen trete ich etwas kürzer, arbeite nur noch 50 oder 60 Stunden die Woche, fahre auch mal mit meiner Frau ans Meer oder in die Berge. Das kann ich mir erlauben, weil ich nur noch investiere und wir inzwischen mit Freigeist ein sehr kompetentes Team aufgebaut haben.

Was ist ein Problem, für das Sie eine Lösung suchen?

Ich möchte verhindern, dass Deutschland wirtschaftlich von den USA und China abgehängt wird. Das ist ein Problem, das viele noch gar nicht auf der Uhr haben. Dabei ist es sehr eindeutig: GAFA, also Google, Apple, Facebook und Amazon aus den USA und Alibaba, Tencent und Baidu aus China haben eine so enorme Marktkapitalisierung, dass wir in Zukunft einfach nicht mehr auf Augenhöhe mit ihnen stehen werden, wenn sich nicht bald was ändert. Ich habe aber glücklicherweise auch schon die Lösung: Wir müssen mindestens einen Weltmarktführer aus Deutschland heraus aufbauen. Die Bedingungen sind aktuell so gut wie nie, denn es rollen gerade neue Technologie-Wellen auf uns zu, bei denen riesige Märkte entstehen werden: KI, Blockchain, Quantum-Computing. Hier haben wir noch die Möglichkeit, mitzureden. Search und Social haben wir ja leider verpennt.

Wer sollte Sie ggf. kontaktieren? Welche Art von Kontakten wäre hilfreich?

Startups, denen ein Durchbruch im Bereich Deep-Tech gelungen ist.

Politiker, die wirklich etwas bewegen und agile Entscheidungen treffen können.

Corporates, die die Situation erkannt haben und die ihre Macht einsetzen wollen, um etwas zu bewegen.

Wo finden wir Sie im Internet?

Bildquelle: © frank.io

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