Mohamed Amjahid: Zuletzt erschien mein Buch über weiße Privilegien bei Hanser Berlin

Die folgenden sechs Fragen unserer Interviewreihe werden seit 2009 regelmäßig von interessanten Menschen beantwortet, die „was mit Büchern“ bzw. Publishing machen, und hier im Blog veröffentlicht. Dadurch entstehen Beiträge, die zum einen Aufmerksamkeit auf Buchmenschen und Publisher*innen lenken und die zum anderen Veränderungen und Herausforderungen in den unterschiedlichsten Bereichen des Publishing sichtbar werden lassen. Unser Ziel damit ist es, die Menschen noch enger in den Kontakt und Austausch zu bringen.

Wer sind Sie und was machen Sie mit Büchern bzw. mit Publishing?

Mohamed Amjahid

Ich bin Mohamed Amjahid. Als Redakteur und politischer Reporter schreibe ich für die Wochenzeitung Die Zeit und für das ZeitMagazin Reportagen und recherchiere investigative Geschichten. Ich bin auch Buchautor, zuletzt erschien bei Hanser Berlin mein Buch “Unter Weißen. Was es heißt, privilegiert zu sein”. Weil ich es so unfair fand, dass in Deutschland immer nur über Ausländer und Araber und Türken und Muslime und Juden und Schwule und Lesben und so weiter geschrieben wurde, wollte ich das ändern. Ergebnis: Ein Buch über weiße Privilegien, die im deutschsprachigen Diskurs vorher schlicht unsichtbar waren. Daran möchte ich weiter publizistisch und journalistisch knüpfen.

Wie sieht ein typischer Arbeitstag bei Ihnen aus?

Ich bin pedantisch und versuche meine Arbeit, so gut es geht, zu strukturieren. Oft gelingt es mir aber nicht, weil Gesprächspartner/innen spontan ab- oder zusagen. Als studierter Anthropologe habe ich gelernt: Mohamed, halte dich immer an dein Gegenüber und gehe, so gut es geht, auf die Bedürfnisse deiner Gesprächspartner/innen ein. Als Journalist nehme ich mir das auch zu Herzen. Deswegen esse ich auf Recherchen meistens auch das, was mir die Leute gastfreundlich anbieten – wenn sie mich schon als Autor in ihr Leben und in ihr Zuhause blicken lassen. Sonst arbeite ich viel zu viel und versuche das allgemein ein wenig zu reduzieren. Angelehnt an eine große kapitalismuskritische Errungenschaft in Deutschland: Sonntag gehöre ich mir.

Wie hat sich Ihre Arbeit über die Zeit verändert?

Es kam in den vergangenen Jahren definitiv mehr Feedback zu meiner Arbeit über soziale Medien bei mir an. Das kann sehr inspirierend sein. Oft wurden so spannende Geschichten an mich herangetragen. Oft ist das leider aber nur nervig und nicht so produktiv, was so einige im Netz verzapfen. Deswegen liebe ich die Stummschalten-Funktion bei Twitter. Die (meist rechtsextremen) Trolle schreiben dann einfach ins Nirvana und ich muss mich mit dem Nonsense nicht mehr auseinandersetzen: Win-win.

Was ist ein Problem, für das Sie eine Lösung suchen?

Gleichberechtigung ist mir wichtig. Minderheiten und benachteiligte Gruppen wollen eigentlich nur das, was die Mehrheitsgesellschaft für sich als Standard definiert. Es bringt viele Menschen in Deutschland und Europa durcheinander, dass nun in der Vergangenheit eher geduldige Menschen nun ihre Rechte einfordern. Für das Problem der strukturellen Benachteiligung von Frauen* und People of Color und queeren Menschen und Menschen mit Behinderung und so weiter muss es aber eine Lösung geben und das ist im Sinne der Gesamtgesellschaft.

Wer sollte Sie ggf. kontaktieren? Welche Art von Kontakten wäre hilfreich?

Ich bekomme sehr viele Zuschriften. Deswegen: Überlegen Sie zwei Mal, bevor Sie mir schreiben. Haha! Nein, mal ehrlich, irgendwie schaffe ich es noch, auf alle ernstgemeinten Anfragen zu antworten. Spannend finde ich neue Veranstaltungsformate, bei denen ich meine Gedanken und Recherchen präsentieren kann, bei denen ich aber auch im Austausch mit dem Publikum neue Impulse bekomme. Ich liebe es zu experimentieren. So habe ich im vergangenen Jahr das politische Programm Europa21 für die Leipziger Buchmesse kuratiert. Ich bin sehr froh, dass ich das Privileg hatte, die für mich wichtigen Fragen des Zusammenlebens in Europa auf die Buchmesse zu tragen.

Wo finden wir Sie im Internet?

Einfach meinen Namen bei Google suchen. Oder direkt bei Twitter unter @mamjahid.

 

Foto: (c) M. Heinke

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