Magnus Hüttenberend: Ich kümmere mich um die Kommunikation von TUI in den Nordischen Ländern

Wir mögen Menschen, die Menschen zusammenbringen. Solche Community-Profis und Menschenvernetzer*innen befragen wir in dieser Interviewreihe zu ihren Projekten.

Wer sind Sie und wie bringen Sie Menschen zusammen?

Magnus Hüttenberend

Hej hej, jag heter Magnus. ??  Vor einem Jahr bin ich beruflich nach Stockholm gezogen und kümmere mich dort um die Kommunikation von TUI in den Nordischen Ländern Finnland, Dänemark, Norwegen und Schweden. Ich darf ein Team mit sechs Nationalitäten in fünf Ländern führen, erziehe neuerdings eine Tochter und reise mit meiner Frau zwischen Köln und Stockholm.

Vor meiner Zeit beim super-spannenden größten Reisekonzern der Welt habe ich mich bei Vodafone um das Content Marketing gekümmert und unter anderem einen Newsroom sowie featured.de eingeführt – ein Onlinemagazin rund um Begeisterung für Technik.

Auch meine Stationen davor – wie Amazon oder Nintendo – waren große Marken und ich liebe es, kreativ Menschen mit diesen Marken zu verbinden. Oft ein Spagat zwischen Marketing, PR und Social Media – und gerade wegen dieser Interdisziplinarität nie langweilig. In Stockholm kann ich zum ersten mal direkt mit einem Geschäftsführer arbeiten – und das ist wirklich eine besonders grandiose Aufgabe.

TUI hieß vor drei Jahren noch in jedem Land anders – Arke in Holland oder Nouvelles Frontieres in Frankreich – unsere Aufgabe war also vor allem intern, eine gemeinsame Kultur zu schaffen, alle 70.000 Kollegen zu vernetzen und eine globale Marke zu definieren, mit der sich sowohl Schweden als auch Franzosen wohl fühlen. Nebenbei vernetze ich Menschen im Bundesverband deutscher Pressesprecher – dem größten PR-Verband in Deutschland – als Präsidiumsmitglied.

Was bedeutet für Sie Community bzw. Gemeinschaft?

Hmn, hier eine reflektierte Antwort zu finden, mal schauen, ob mir das gelingt: Das Arbeitsleben basiert auf guter Leistung und einem starken Netzwerk. Beides sind Faktoren in einer Gleichung. Das bedeutet, Leistung könnte auch bei 150 Prozent liegen, aber wenn das Netzwerk sich Null nähert, ist das Ergebnis der Gleichung eben trotzdem null. Pech gehabt.

Im Idealfall findet man Menschen im Berufsalltag, denen man fachlich vertraut, die einem weiterhelfen und für die man sich außerordentlich freut, wenn sie weiterkommen. Viele machen aber den Fehler, dies mit einem extrovertierten Auftreten gleichzusetzen. Gerade das ist doch so oft aufgesetzt. Echte Gemeinschaften funktionieren, auch wenn die Lautstärke auf zwei oder drei steht, nicht auf elf.

Magnus Hüttenberend

Welche Veranstaltung hat Sie zuletzt so richtig begeistert?

Wir haben vor ein paar Wochen eine Silent Afterwork veranstaltet, die mich aufgrund ihrer Intensität noch immer beschäftigt. Freitags nachmittags haben sich ungefähr 30 Kollegen für 90 Minuten einfach in unser Foyer gesetzt. Keine Geräusche, keine Handys, keine Armbanduhren – auch in die Augen schauen darf man sich bei einer Silent Afterwork nicht. Es ging einfach darum, komplett loszulassen und abzuschalten. Das Gespräch am Ende war eine der intensivsten Erfahrungen und hat mir neue Seiten an Kollegen gezeigt. Toll.

Welche Sprecherinnen*, Moderatorinnen* oder Künstlerinnen* haben Sie zuletzt so richtig begeistert?

Begeistern können mich gerade die Menschen, die etwas zu sagen haben. Wer im Job etwas bewegt hat und seine Erfahrungen – gute wie schlechte – teilt, schafft einen echten Mehrwert für das Publikum. Wer eine Theorie verteidigt, komplexe Sachverhalte einfach darstellen kann oder auch mal unpopuläre Erkenntnisse schlüssig teilen kann, macht es richtig.

In der Jury des Deutschen Preis für Onlinekommunikation, der ich vorstehen darf, sieht man an einem Tag zwei Dutzend Teams, die innerhalb von acht Minuten ihr Projekt präsentieren. Wirklich überzeugen können aber nur die, die mit Herzblut dabei sind UND Sachkenntnis haben. Wenn der buzzword-erprobte Geschäftsführer selbst darauf besteht zu pitchen und damit dem verantwortlichen Kreativen die Bühne nimmt, ist das doch doppelt schade.

Welcher ist Ihr liebster Veranstaltungsraum/-ort?

Vielleicht klingt es etwas zu corporate, aber wir haben in unserem neuen TUI-Büro in Stockholm den Eingangsbereich in eine Piazza umgebaut, die morgens zum Coworking, mittags zum Essen und Nachmittags oft, häufig mehrmals die Woche, für Events genutzt wird. Wie zum Beispiel für die Silent Afterwork, einen Hackathon oder einen Basar mit lokalen Designern. Das schafft eine Art Wohnzimmer-Effekt.

Weil meine Frau gerade eine kleine Tochter bekommen hat, war ich ein paar Wochen nicht dort – und habe die Location sehr vermisst. Das ist doch ein gutes Zeichen.

Magnus Hüttenberend

Welche Event- oder Begegnungsformate gibt es noch zu wenig?

Gibt es zu wenige Events? Es ist doch viel eher so, dass man bei der Fülle von Events den Überblick verliert.

Startups beleben große Unternehmen und persönliche Karrieren. Es ist so erfrischend, sich mit den oft jungen Gründern auszutauschen und eben nicht mit der Sales-Abteilung. Schade ist es, wenn in großen Unternehmen dann ganze Innovations-Abteilungen diese Treffen übernehmen und es zu bürokratisch wird. Die vielen Kooperationen mit Inkubatoren, mit Acceleratoren oder einfach offene Co-Working Spaces laden ja quasi dazu ein, häufiger vorbeizuschauen. Das würde Vielen gut tun. Wir haben dies in einer Art “Digital Safari” umgesetzt. Jedes Startup stellt sich nicht nur vor, sondern hat auch einen Lehrauftrag und muss an seiner Station Wissen vermitteln. So lernt die Organisation nie aus.

Wie messen Sie den Erfolg von Veranstaltungen und wie könnte das noch besser gelingen?

Veranstaltungen sind sehr individuell. Es ist okay, wenn man nicht immer nur auf die Teilnehmerzahl schaut oder eine Weiterempfehlungsrate berechnet. Manchmal ist der Weg das Ziel und zum Beispiel der Redner ein wichtiger Stakeholder. Wir hatten letztens einen Programmier-Guru aus den USA zu Gast, der unser Web-Team eingeschworen hat. Der hat am nächsten Tag an einer renommierten Stockholmer Universität vor den Studenten im Hörsaal von TUI geschwärmt. Das ist doch ein Erfolg, der sich schwer beziffern lässt.

Deshalb haben wir uns als Ziel gesetzt, Top 10 Arbeitgeber zu werden. Dieses Ziel kann man auf viele kreative Wege erreichen.

Wer sollte Sie ggf. kontaktieren? Welche Art von Kontakten wäre hilfreich?

Ich freue mich immer über Kontaktanfragen bei Linkedin oder Interesse auf Instagram/Twitter. Kreative Menschen oder Leute, die sich für den Berufsstand Kommunikation einsetzen, das finde ich faszinierend. Und dann habe ich ja auch noch einen Mikrochip in der Hand implantiert, der den Mitarbeiterausweis ersetzt. Falls jemand gute Ideen hat, wofür ich den NFC-Chip unter der Haut sonst noch nutzen kann – immer gerne.

Wo finden wir Sie im Internet?

Vor allem auf Instagram (@instamgns) und Linkedin. Linkedin ist doch sowieso das sozialste aller Netzwerke, oder? Fast frei von Trollen und Spam kann man sich auf Augenhöhe mit echten Entscheidern austauschen und bekommt es regelmäßig hin, gute Gespräche stattfinden zu lassen. Wenn ich mein iPhone auf eine Hand voll Apps reduzieren müsste, wäre Linkedin definitiv darunter.

Und zu guter Letzt: Wem sollten wir diese Fragen auch mal stellen – wer ist aus Ihrer Sicht eine großartige Menschenvernetzerin*?

Franziska Düchting von Vodafone.

Benjamin Becker vom Amerika Haus Köln.

 

Foto (c) privat

* Männer sind mitgemeint

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