Nessa Altura: Endlich bleiben die Schubladen leer

Nessa Altura: Endlich bleiben die Schubladen leerWer sind Sie und was machen Sie mit Büchern?

Ich bin Autorin und schreibe Kurzgeschichten – mörderische, erotische und komische. Die werden bei vielen Verlagen veröffentlicht: List, Ullstein, Gmeiner, Insel, Grafit,  wer auch immer. Wenn ein Verlag oder  Herausgeber eine Anthologie machen will, kann er mich fragen. Liebend gerne reise ich auch an unbekannte Orte, um darüber zu schreiben, wie im Augenblick zB für Kleve. Allmählich lerne ich D, Ch und A ganz gut kennen dadurch.  Jedem Ort, jedem Museum, jedem Park seine Kurzgeschichte! Die Leser mögen Verortung. Und ja, Glossen schreibe ich auch mit großem Vergnügen. Im Netz betreibe ich ein Blog, den Autorenexpress, in dem ich Autoren – neuen und alten Hasen – mit Tipps und Schmankerln weiterhelfe, so hoffe ich. Man muss auch zurückgeben können.

Wie verändern die digitalen Medien bzw. das Internet Ihre Arbeit?

Och, ganz gewaltig. Endlich bleiben die Schubladen leer – durch Website und Blog kann man seinen kreativen Output öffentlich machen und durch Newsletter und Twittern darauf hinweisen. Aufmerksamkeit ist im Netz ja das knappste Gut. Überhaupt Twitter: Dies informelle Großraumbüro macht Spaß – Autorenarbeit ist ja ein einsames Geschäft – lenkt aber natürlich auch ab. Großartig finde ich, dass durch die Twittagsessen das Virtuelle in die Real World hinübergleitet. Und sonst – natürlich verändert das Netz die Schreibe. Und macht die Recherche bequemer. Man sollte aber nicht vergessen, dass Dinge existieren, auch wenn sie nicht im Netz zu finden sind. Kommende Generationen werden das vielleicht einen sonderbaren Gedanken finden.

Was ist ein typisches Problem bei Ihrer Arbeit, für das Sie eine Lösung suchen?

Kurzgeschichten und andere literarische Kurzformate werden hierzulande gering geschätzt. Das ärgert mich, neben der schlechten Bezahlung, dem Desinteresse der Agenten, der Unhöflichkeit mancher Verleger, der Schlampigkeit mancher Lektoren. Small is beautiful und zeitgemäß – das hat sich noch nicht rumgesprochen. Und Content noch lange nicht King. Was mich auch beschäftigt: dass es noch immer keine Lösung für Nanopayment-Verfahren gibt. Autoren, sowie alle anderen, die ihre Geistesblitze derzeit im Netz verschenken, könnten davon profitieren. Ich jedenfalls würde für manchen Inhalt auch zahlen wollen – sofern sich der Verfasser über die Zeit mein Vertrauen erarbeitet hat.

Wo finden wir Sie im Internet?

www.nessaaltura.de
www.autorenexpress.de
nessaaltura@online.de
twitter.com/nessaaltura

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Diese vier Fragen werden regelmäßig von Leuten aus der Buchbranche beantwortet und die Interviews werden hier im Blog veröffentlicht. Dadurch entstehen Beiträge, die zum einen Aufmerksamkeit auf jene lenken, die “was mit Büchern machen”, und die zum anderen die Veränderungen und Probleme in den verschiedenen Bereichen der Branche sichtbar werden lassen. Wenn Sie ebenfalls teilnehmen möchten, senden Sie Ihre Antworten und ein Bild von Ihnen in Ihrer Bucharbeits-Umgebung bitte an Leander Wattig. Als Inspirationsquelle könnten Ihnen die bisherigen Interviews dienen.

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