Bastian Backstein: Erzgebirgische Kunsthandwerker übernahmen eine Art Patenschaft für meine Buchhelden

Die folgenden fünf Fragen werden regelmäßig von den unterschiedlichsten Köpfen der Buchbranche beantwortet und die Interviews werden hier im Blog veröffentlicht. Dadurch entstehen Beiträge, die zum einen Aufmerksamkeit auf jene lenken, die “was mit Büchern machen”, und die zum anderen die Veränderungen und Herausforderungen in den verschiedenen Bereichen der Branche sichtbar werden lassen. Wenn Sie ebenfalls teilnehmen möchten, senden Sie Ihre Antworten und ein Bild von Ihnen bitte an Leander Wattig. Als Inspirationsquelle könnten Ihnen die bisherigen Interviews dienen. (Jedoch behalte ich mir vor, nicht alle Zusendungen zu veröffentlichen.)

Bastian Backstein: Erzgebirgische Kunsthandwerker übernahmen eine Art Patenschaft für meine Buchhelden

Wer sind Sie und was machen Sie mit Büchern?

Ich berate IT-Unternehmen bei ihrer Pressearbeit – das Schreiben von Geschichten ist eine private Leidenschaft und ein schöner Ausgleich zum Job. Diesen September erschien mein erstes eigenes Buch „Kathrinchen Zimtstern – Die Geschichte vom verschwundenen Engelchen“, ein Adventsabenteuer für Kinder und Erwachsene. Bei diesem Buch wollte ich vermeiden, in der Manuskriptflut von Verlagen und Agenten unterzugehen. Deshalb suchte ich nach Alternativen, die einen Debütanten mit etwas höherer Wahrscheinlichkeit und abseits des üblichen Weges zum gedruckten Buch führen können.

Die Protagonisten der Geschichte sind typische Figuren der erzgebirgischen Weihnacht, Nussknacker, Räuchermännchen und Co., die gemeinsam ein lustiges Abenteuer erleben. Daher war es naheliegend, Volkskunsthersteller in Sachsen anzusprechen und ihnen das Buch vorzustellen. Ich stieß auf offene Ohren und mehrere Kunsthandwerker übernahmen eine Art Patenschaft für die Buchhelden und finanzierten die Illustrationen. Für jede Figur fand sich eine realer Gegenpart. Selbst der Verband Erzgebirgischer Kunsthandwerker und Spielzeughersteller e.V. kam mit an Bord und unterstützte das Projekt. Mit dem schon fertiggestalteten Buch konnten wir schließlich den Husum Verlag als weiteren Partner gewinnen.

Wie sieht ein typischer Arbeitstag bei Ihnen aus?

Der typische Tag beginnt für mich mit einem guten Kaffee und einen Blick ins Emailpostfach – und ist damit schon wieder vorbei. Jeden Tag liegen die Prioritäten anders und Routine gibt es nicht. Meine Arbeit als Autor ist auf die Abendstunden, das Wochenende oder den Urlaub begrenzt. Und diese knappe Zeit wiederum teile ich ein in Zeit für das Schreiben der nächsten Geschichte, PR und Networking für das laufende Buchprojekt (da schlägt mein eigentlicher Beruf durch) und schließlich die Koordination von Lesungen etc. Einen typischen Ablauf gibt es auch hier nicht, allerdings achte ich sehr stark darauf, alle Projektstränge (ich nenne das jetzt mal so) im Auge zu behalten und mit Beharrlichkeit zum Ende zu führen.

Wie hat sich Ihre Arbeit in den letzten Jahren bzw. in der letzten Zeit verändert?

Früher war ich ein Einzelkämpfer. Beim Schreiben bin ich das immer noch – aber was das Ganze drum herum betrifft, habe ich viel mehr Unterstützung. Ich konnte nach der Veröffentlichung von „Kathrinchen“ mein Know-How in Sachen Pressearbeit einsetzen, die Kunsthandwerker wiederum veranstalteten eigene Lesungen und andere Events rund um die Geschichte. Was ein einzelner von uns nicht geschafft hätte, war als kleines Netzwerk von Menschen mit verschiedenen Stärken sehr gut möglich: die erste Auflage ist inzwischen fast vergriffen und die echten Holzfiguren gewannen durch die Geschichte die Sympathien eines jüngeren Publikums.

Neu ist für mich auch, dass ich meine Scheu vor Facebook abgelegt habe. Bei allen Vorbehalten, die bleiben, sehe ich inzwischen kaum eine bessere Möglichkeit, konstant mit seinen Lesern in Kontakt zu bleiben und Unterstützer für eigene Buchprojekte zu gewinnen. Wie einzelne Autoren, auch ohne großem Verlag im Rücken, das für sich nutzen, beeindruckt mich. Und nicht nur die Autor-Leser-Beziehung ist davon betroffen: auch der Austausch mit Kollegen, Lektoren und anderen Menschen aus der Buchbranche ist durch Social Media viel einfacher geworden. Zuerst lernt man sich digital kennen und irgendwann sitzt man gemeinsam beim Kaffee und bespricht vielleicht das nächste gemeinsame Projekt.

Was ist ein typisches Problem bei Ihrer Arbeit, für das Sie eine Lösung suchen?

Ob Bücher, Dienstleistungen oder technische Entwicklungen: oft setzt sich die drittklassige Idee gegenüber der erstklassigen durch – und zwar einfach nur deshalb, weil sie eine gigantische Marketingmaschinerie hinter sich hat. Auch ohne gigantisches Marketingbudget wahrgenommen zu werden, ist eine spannende Herausforderung für kleine Verlage und Autoren. Mit Kreativität und Ausdauer aber sicher möglich.

Wo finden wir Sie im Internet?

Infos rund um das Buch und beteiligten Kunsthandwerkern findet man unter http://www.kathrinchen-zimtstern.de. Außerdem sind wir noch bei Facebook: https://www.facebook.com/KathrinchenZimtsternsWunderbareWelt

Vielen Dank für Ihre Zeit!

Bildquelle: Bastian Backstein

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