Emilia Licht: Am Anfang habe ich alle Fehler gemacht, die ein Anfänger in dieser Branche eben machen kann

Die folgenden fünf Fragen werden regelmäßig von den unterschiedlichsten Köpfen der Buchbranche beantwortet und die Interviews werden hier im Blog veröffentlicht. Dadurch entstehen Beiträge, die zum einen Aufmerksamkeit auf jene lenken, die “was mit Büchern machen”, und die zum anderen die Veränderungen und Herausforderungen in den verschiedenen Bereichen der Branche sichtbar werden lassen. Wenn Sie ebenfalls teilnehmen möchten, senden Sie Ihre Antworten und ein Bild von Ihnen bitte an Leander Wattig. Als Inspirationsquelle könnten Ihnen die bisherigen Interviews dienen. (Jedoch behalte ich mir vor, nicht alle Zusendungen zu veröffentlichen.)

Emilia Licht: Am Anfang habe ich alle Fehler gemacht, die ein Anfänger in dieser Branche eben machen kann

Wer sind Sie und was machen Sie mit Büchern?

Mein Name ist Emilia Licht und ich schreibe Frauen- und Liebesromane. Einige Kurzgeschichten habe ich seit 2008 in Zeitschriften veröffentlicht, und 2011 erschien im Gmeiner Verlag mein Debütroman “Hotel Blaues Wunder”. Dieses Buch war weder geplant noch geschrieben, als ich den Vertrag unterzeichnete, aber es war trotzdem das Beste, was mir bis dahin in dieser abenteuerlichen Branche passiert war. Von Haus aus bin ich Vertriebsmitarbeiterin und arbeite im Bereich Orthopädie/ Medizintechnik.

Ehe ich meine erste Geschichte an einen Verlag verkaufen konnte, habe ich alle, tatsächlich alle Fehler gemacht, die ein Anfänger in dieser Branche eben machen kann. Zu früh ein komplettes Romanprojekt angefangen, grandios gescheitert und es trotzdem an alle großen Verlage geschickt (damals musste man das noch per Post machen), die hochverdienten Absagen kassiert, an Ausschreibungen und Wettbewerben teilgenommen, natürlich erfolglos, usw. Kurz, ich hatte keine Ahnung und war zu allem entschlossen.

Die Augen hat mir erst ein Schreibkurs geöffnet, außerdem davor und danach die Lektüre unterschiedlichster Autorinnen, die in “meinem” Genre schrieben, sowie der unermüdliche Austausch mit Autoren, die bereits erfolgreich waren. In diesen ersten Jahren habe ich gelernt, dass die allermeisten Experten sehr freundlich auf Anfragen reagieren und ihr Wissen gern teilen.

Am liebsten schreibe ich Liebesgeschichten, in denen die Protagonisten dem wahren Wesen der Liebe auf die Spur kommen, sie aber doch nie beherrschen oder gar kontrollieren können. Ich schicke meine Helden gern in Situationen, denen sie mit Disziplin und Kampfgeist begegnen wollen, nur damit sie lernen, wie sinnlos es ist, Emotionen erklären und steuern zu wollen. Für mich ist die Liebe eine Naturgewalt wie Feuer oder Wasser oder Sturm.

Wie sieht ein typischer Arbeitstag bei Ihnen aus?

Ich arbeite im Außendienst, das heißt, ich steige morgens ins Auto und besuche Kunden. Diese Arbeit ist abwechslungsreich, fordernd und außerdem die Quelle für viele interessante Gedanken, Ideen und Projekte. Somit führe ich stets ein Notizbuch bei mir. Ausserdem versuche ich, die kleinen ungeplanten Pausen ebenfalls zum Schreiben zu nutzen, da ich oft nicht weiß, wie lang mein Arbeitstag wird.

Bin ich dann abends zu Hause, schreibe ich dort auch. Aber mehr am Wochenende und im Urlaub. Meine Rohfassungen schreibe ich mit der Hand in Ringbücher. Wenn ich diese Texte dann in meinen Laptop übertrage, kann ich somit gleich das erste Mal überarbeiten.

Wie hat sich Ihre Arbeit in den letzten Jahren bzw. in der letzten Zeit verändert?

Was das Schreiben angeht, so habe ich inzwischen gelernt, dass Handwerk und Disziplin die größten Anteile am Erfolg einer Story haben. Muße und Talent sind tolle Zugaben, aber furchtbar unzuverlässig. Da ich es früher nicht besser wusste, habe ich meine ersten Geschichten plan- und ziellos verfasst. Ich hätte nicht einmal sagen können, welchem Genre sie angehören, geschweige denn, welche Regeln darin gelten. Das hat sich im Laufe der Jahre zum Glück verbessert. Heute plane ich meine Geschichten und probiere gemeinsam mit meiner Agentin aus, was geht und was nicht geht. Dieses systemtische Arbeiten bewahrt mich davor, zuviele Geschichten unvollendet in der Schublade zu versenken.

Eine weitere Veränderung hat sich für mich aus den Möglichkeiten des Self-Publishing ergeben. Ich finde, das ist eine spannende Bereicherung der gesamten Literaturbranche. Mich persönlich wird diese Alternative zukünftig zur Hybrid-Autorin machen, was bedeutet, dass ich sowohl mit Verlagen zusammen arbeite, als auch bestimmte Projekte selbst verwirklichen werde. Für 2013 sind zwei weitere Romane geplant, wovon einer bereits fertig geschrieben ist und sich derzeit im Lektorat befindet. Der andere Roman, mein erster Frauenkrimi, steht an der Startlinie, denn ein junger, innovativer Ebook-Verlag interessiert sich für das Manuskript.

Was ist ein typisches Problem bei Ihrer Arbeit, für das Sie eine Lösung suchen?

Hin und wieder verspüre ich beim Schreiben meiner Geschichten einen Widerspruch zwischen meiner Erzählweise, meinem Stil, wenn Sie so wollen – und den scheinbar starren Regeln eines Genres. Gerade bei Frauenromanen scheint es unzählige Meinungen und Festlegungen zu geben, was man darf und was nicht. Da heißt es dann schnell mal seitens des Verlages oder der Lektorin: “Das kennen unsere Leserinnen nicht, das werden sie nicht mögen.” Diese manchmal sehr zögerliche Haltung und das Orakeln über Lesergeschmack kann zur Blockade führen. Wie macht man es richtig? Schreibt man die Geschichte, wie man sie fühlt, oder richtet man sich lieber nach Markt- und Marketinggesetzen? Und bei jedem neuen Buch fragt man sich, für wen man es schreibt.

Wo finden wir Sie im Internet?

Auf meiner Website: www.emilia-licht.de
und auf Facebook: http://www.facebook.com/EmiliaLicht

Vielen Dank für Ihre Zeit!

Bildquelle: Emilia Licht

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