Annette Kühn: Als Verleger von luxbooks machen wir alles, was zur Veröffentlichung von Büchern dazu gehört

Annette Kühn
Annette Kühn

Wer sind Sie und was machen Sie mit Büchern?

Als Verleger von luxbooks machen Christian Lux und ich eigentlich alles, was zur Veröffentlichung von Büchern dazu gehört. Wir entwerfen Verlagsprogramm und Reihenkonzepte, sichten Manuskripte und potentielle Autoren, lektorieren, entwerfen das Buchdesign, die Cover, kalkulieren die Projekte, setzen den Inhalt und schicken dann die finale Datei an die Druckerei.

Neben der Pressearbeit gestalten und setzen wir die Kataloge und Werbemittel, bringen die Bücher in die Verzeichnisse wie das VLB, melden sie den Grossisten wie Libri und KNV, programmieren und gestalten unsere Homepage und organisieren Lesungen. Eine große Hilfe ist unser Team von Vertretern, die für uns die Buchhandlungen besuchen. Diese Aufzählung ist rudimentär, es fallen mir bestimmt gleich noch mehr Dinge ein… Es ist genau diese Vielfältigkeit, die wir so sehr schätzen. Dass man ein Projekt von Anfang bis Ende begleitet, macht schon große Freude.

Ach ja, manchmal übersetzen wir auch.

Wie sieht ein typischer Arbeitstag bei Ihnen aus?

Morgens bringen wir unseren Sohn in den Kindergarten, dann setzen wir uns an den Schreibtisch und los geht der Tag. Meistens bearbeiten wir einen Teil des Tages die notwendigen Dinge des Tagesgeschäfts und können uns dann unseren jeweiligen Projekten widmen. Meine derzeitige Übersetzungsarbeit am Debütband der Dichterin HD, „Sea Garden“, beispielsweise ist totales Vergnügen gepaart mit einer Reihenplanung, für die der Band ein wichtiger Baustein ist. So würde ich viele der Projekte beschreiben.

Meist kommt auch eine Praktikantin. Irgendwann um 14 Uhr fällt uns auf, dass wir Hunger haben, dann kochen wir und essen gemeinsam. Es ist also eher familiär, aber das ist ja bei den Indies nichts Ungewöhnliches. Wir erklären das den Praktikanten auch immer im Vorfeld, aber bisher hat noch keiner abgelehnt. Der Vorteil ist ja auch, dass sie eine Menge mitbekommen und viel Zeit für Fragen bleibt.

Zwischen 16:30 und 18 Uhr kommt unser Sohn nach Hause; sobald er um 20 Uhr schläft, arbeiten wir weiter, oft bis kurz vor Mitternacht.
Aber wenn gerade Luft ist, genießen wir den Abend natürlich auch einfach mal gemeinsam.

Wie hat sich Ihre Arbeit in den letzten Jahren bzw. in der letzten Zeit verändert?

Wir sind flexibler geworden. Als freie Mitarbeiter bei Suhrkamp hatten wir durch die freie Zeiteinteilung viel Gelegenheit, uns um unseren eigensinnigen Verlag zu kümmern. Danach wurde es zusehendes schwieriger: Mit meinem Job bei der Buchmesse-AG Frankfurt letztes Jahr fehlte mir oft die Zeit, überhaupt bei luxbooks mitzuarbeiten. Aber seitdem unser Band mit Gedichten John Ashberys („Ein weltgewandtes Land“) so sensationell aufgenommen wurde und Michael Braun uns in der NZZ „den wirkungsmächtigsten deutschen Lyrikverlag im deutschsprachigen Raum“ genannt hat, ist vieles leichter geworden. Mit ein paar freien Jobs nebenbei können wir uns völlig auf luxbooks konzentrieren. Diese beiden Erfolge sind uns eine große Hilfe gewesen und haben es uns ermöglicht, die unterbezahlten Knechtjobs der Buchbranche hinter uns zu lassen.

Was ist ein typisches Problem bei Ihrer Arbeit, für das Sie eine Lösung suchen?

Zeit. Wir bräuchten doppelt so lange Tage!

Wo finden wir Sie im Internet?

Unter www.luxbooks.de und auf facebook und Twitter. Demnächst kommt noch eine weitere Homepage dazu, denn unser neuestes Projekt ist schon in den Startlöchern: Ein eigenes Literaturmagazin.

Bildquelle: Annette Kühn
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Diese fünf Fragen werden regelmäßig von interessanten Köpfen der Buchbranche beantwortet und die Interviews werden im Blog veröffentlicht. Dadurch entstehen Beiträge, die zum einen Aufmerksamkeit auf jene lenken, die “was mit Büchern machen”, und die zum anderen die Veränderungen und Herausforderungen in den verschiedenen Bereichen der Branche sichtbar werden lassen. Wenn Sie ebenfalls teilnehmen möchten, senden Sie Ihre Antworten und ein Bild von Ihnen bitte an Leander Wattig. Als Inspirationsquelle könnten Ihnen die bisherigen Interviews dienen.

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