Wolfgang Ainetter: Mein Buch ist die Erfüllung eines Kindheitstraums

Seit 2009 werden die Fragen unserer Interviewreihe von inzwischen über 700 Menschen beantwortet, die »was mit Büchern« bzw. Publishing machen. Unser Ziel ist es seit jeher, die Blackbox Buchwelt damit zu öffnen und die Leute noch enger in den Austausch zu bringen.

Wer sind Sie und was machen Sie mit Büchern oder im Bereich Publishing?

Wolfgang Ainetter: Mein Buch ist die Erfüllung eines Kindheitstraums

Ich bin Wolfgang Ainetter und veröffentliche im März meinen ersten Roman, einen satirischen Ministeriumskrimi mit einem Blick hinter die Kulissen des Berliner Politikapparates. Mir ist wichtig, dass die Menschen in Zeiten der Politikverdrossenheit trotzdem lachen. Der ermittelnde Kommissar ist gebürtiger Wiener und damit von Haus aus mit schwarzem Humor gesegnet. Ich selbst bin übrigens auch Exil-Österreicher in Berlin.

Mein Buch ist, so klischeehaft das klingen mag, die Erfüllung eines Kindheitstraums. Als sieben- oder achtjähriger Schüler musste ich einen Aufsatz zum Thema »Was ich in meinem Leben unbedingt machen möchte« verfassen. Meine Worte damals: »Ich will einmal ein spannendes Buch schreiben mit ganz vielen Seiten.«

Während meines Germanistikstudiums habe ich lange überlegt, ob ich Schriftsteller oder Journalist werden soll, ich entschied mich für den Journalismus. Heute arbeite ich in der politischen Kommunikation. Mit meiner Partnerin Christiane Germann habe ich das Fachbuch »Social Media für Behörden« verfasst. Christiane war übrigens auch meine allerwichtigste Mutmacherin und Unterstützerin beim »Projekt Ministeriumskrimi«.

Wie sieht ein typischer Arbeitstag bei Ihnen aus?

Untertags arbeite ich bei der Deutschen Bahn. Um mein Buch fertigstellen zu können, habe ich im vergangenen Jahr fast den gesamten Urlaub geopfert. Aber das geht ja vielen Autoren so. Wenn ich schreibe, bin ich meistens sehr fokussiert. Ich sitze um 8.30 Uhr vor meinem Laptop und starte mit zwei Tassen Kaffee, zwischen 12 und 14 Uhr erhole ich mich, dann geht es an einem guten Tag weiter bis 16 oder 17 Uhr. Es gibt wie in jedem anderen Job gute und schlechte Tage. Wenn ich merke, der Schreibprozess ist gerade so zäh wie das Schnitzel in der Bundestagskantine, gehe ich ins Kaffeehaus oder an einen schönen Ort, um es nach ein paar Stunden erneut zu versuchen.

Wie verändert sich Ihre Arbeit (z.B. durch die fortschreitende Digitalisierung)?

Ich genieße die theoretische Freiheit, an jedem Ort der Welt schreiben zu können und mich mit meiner Lektorin via Teams oder Zoom zu beraten. Und ich habe mehr und mehr Möglichkeiten, mein Buch auf den verschiedensten Kanälen zu bewerben. Ich finde, dass einige Verlage diese Chance noch nicht richtig nützen und sich bereits mit 200 Followern auf Social Media zufriedengeben.

Welche Erfolge konnten Sie in letzter Zeit feiern?

Als Neuling sehe ich es als Erfolg, für mein Buch einen renommierten Verlag gefunden zu haben. Und ich freue mich, dass ich bereits zwei Monate vor dem Erscheinungstermin Einladungen zu Lesungen habe.

Wo hakt es? Was ist eine Herausforderung, für die Sie eine Lösung suchen?

Sobald die meisten Verlage das Wort »Politik« hören, sagen sie: »Aber Politik-Stoff lässt sich doch nicht verkaufen.« Ich will mit meinem satirischen Krimi beweisen, dass dem nicht so ist. Es kommt immer auf den Zugang an.

Wer sollte Sie ggf. kontaktieren? Welche Art von Kontakten wäre hilfreich?

Veranstalter von Literatur- beziehungsweise Krimifestivals. Und spannende Podcast-Gastgeber.

Wo finden wir Sie im Internet?

www.ainetter.com

Wen sollten wir auch mal fragen? Wer macht Zukunftsweisendes im Publishing?

Hannes Steiner, ein kreativer und mutiger Verleger.

Die Abschlussfrage darf natürlich nicht fehlen: Welches Buch hat Sie zuletzt beeindruckt?

Der Lyrikband »Zweckbau für Ziegen« von Angelika Rainer ist für mich ein sprachlicher Geniestreich.

 

Foto (c) privat

 

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