Astrid Kronsbein: Wir entwickeln Playbook-Apps, um Kindern Geschichte näherzubringen

Seit 2009 werden die Fragen unserer Interviewreihe von inzwischen über 700 Menschen beantwortet, die »was mit Büchern« bzw. Publishing machen. Unser Ziel ist es seit jeher, die Blackbox Buchwelt damit zu öffnen und die Leute noch enger in den Austausch zu bringen.

Wer sind Sie und was machen Sie mit Büchern oder im Bereich Publishing?

Astrid Kronsbein: Wir entwickeln Playbook-Apps, um Kindern Geschichte näherzubringen

Mein Name ist Astrid Kronsbein. Ich bin 44 Jahre alt und habe das Startup Science Digital Didactics gegründet. Meine Vision ist es, Kindern und allen Interessierten die Geschichte Europas und die Entwicklung unserer modernen Demokratie näherzubringen. Dazu entwickeln mein Team und ich die Playbook-Apps, die durch Storytelling, Reflexion und Gameplay-Elementen die Geschichte lebendig werden lassen. Die Kinder schlüpfen in die Rolle der Hauptfigur und erleben somit die historischen Ereignisse durch einen emotionalen Zugang. Die Playbooks basieren auf den Lehrplänen der Bundesländer, sodass sie auch für den Unterricht anwendbar sind. Mir ist es wichtig, mit den Playbooks und den Begleitmaterialien Geschichte auf inhaltlicher Ebene bekannt zu machen und das selbstständige Lernen zu fördern.

Astrid Kronsbein: Wir entwickeln Playbook-Apps, um Kindern Geschichte näherzubringen

Ich habe 15 Jahre lang mit Kindern gearbeitet. Ursprünglich komme ich aus der Pharmazie, dann habe ich mein Hobby zum Beruf gemacht und Musical studiert. 2006 gründete ich meine Tanzschule für Ballett und Bühnentanz / Musical und führte diese 15 Jahre lang erfolgreich. 2017 verkaufte ich die Schule und ging ins Philosophiestudium. Aus dem Studium heraus entwickelte ich die Idee zu den Playbooks. Denn für mich brauchen komplexe Themen der Geschichte oder der Philosophie nicht immer so kompliziert erklärt werden. Es geht ja nicht darum, dass die Kinder ihre Doktorarbeit schreiben sollen, sondern dass sie eine Art inneren Geschichtskompass entwickeln. Ich glaube, dann kann man viele aktuelle politische Themen besser einordnen.

Wie sieht ein typischer Arbeitstag bei Ihnen aus?

Der beginnt in der Regel um 8 Uhr. E-Mails checken, sortieren, antworten – gegen 10 Uhr gibt es meist das erste Meeting mit meiner Marketing-Managerin. Als hauptsächlich One-Woman-Show übernehme ich diverse Aufgaben, von Budgetplanung über inhaltliche Produktentwicklung bis Vertrieb. Das Team erweitert sich immer erst mit der Produktentwicklung.

Ich versuche meine Mittagszeit an der frischen Luft zu verbringen und klappe gegen 18 Uhr meist den Laptop zu. Denn es ist auch wichtig, abends runterzukommen. Alles andere schadet nur der Gesundheit. Probleme, die ich am Tag nicht lösen konnte, lösen sich auch nicht um 22 Uhr plötzlich auf.

Wie verändert sich Ihre Arbeit (z.B. durch die fortschreitende Digitalisierung)?

Ich habe erst durch die Startup-Gründung angefangen, digital zu arbeiten. Wir nutzen Chatprogramme und arbeiten remote mit dem Team. Das funktioniert super. Ich liebe es selbstständig zu arbeiten und habe großartige Mitarbeiter, die auch so ‚ticken‘. Wenn wichtige Kick-Off-Meetings im Rahmen der Entwicklung benötigt werden, dann versuche ich schon, das Team persönlich an den Tisch zu bekommen. Brainstorming funktioniert besser persönlich als im Online-Meeting.

Ich denke, dass die Zusammenarbeit durch den Computer vieles erleichtert. Wo ich aber darauf achte, dass mein Team eben auch Pausen macht. Kreativität kennt kein 8 bis 16 Uhr. Das heißt, wir arbeiten mit Deadlines und Vertrauen auf die Selbstständigkeit. Und das funktioniert!

Welche Erfolge konnten Sie in letzter Zeit feiern?

Ich bin froh darüber, dass wir unsere erste Playbook-Episode Antike erfolgreich in den Markt bringen konnten. Zusammen mit unseren Unterrichtsmaterialien läuft unser Bundle Antike für Geschichtslehrer*innen sehr gut.

Wo hakt es? Was ist eine Herausforderung, für die Sie eine Lösung suchen?

Wir arbeiten noch am Vertrieb und am Marketing und könnten uns sehr gut vorstellen, mit Verlagen dahingehend zusammenzuarbeiten. Außerdem suchen wir Investoren, um die nächsten Episoden entwickeln zu können.

Wer sollte Sie ggf. kontaktieren? Welche Art von Kontakten wäre hilfreich?

Interessierte Verlage, Schulen, Bildungsinstitute und Investoren können mich gerne kontaktieren.

Wo finden wir Sie im Internet?

www.history-voices.de

Die Abschlussfrage darf natürlich nicht fehlen: Welches Buch hat Sie zuletzt beeindruckt?

Jacques Derrida: »Adieu – Nachruf auf Emmanuel Lévinas«. Laienhaft erklärt: Lévinas war ein Philosoph, der sich viel mit der Frage auseinandergesetzt hat, wie wir den Anderen erkennen, auch über den Tod hinaus. Gerade wie die Beziehung durch den Tod verändert wird.

Arnold G. Fruchtenbaum: »Das Leben des Messias. Zentrale Ereignisse aus jüdischer Perspektive«

 

Astrid Kronsbein: Wir entwickeln Playbook-Apps, um Kindern Geschichte näherzubringen

Astrid Kronsbein ist auch Sprecherin bei unserem Medienpartner future!publish, dem Kongress für die Buchbranche. Ihr Thema:

»Innovative Produkte und Unter­nehmen stellen sich in jeweils 15 Minuten vor«

www.futurepublish.berlin

 

Foto (c) Sandra Herzog

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