Kai Wels: Ich bin Senior Manager Product Strategy beim Beuth Verlag

Kai Wels: Ich bin Senior Manager Product Strategy beim Beuth VerlagDie folgenden sechs Fragen unserer Interviewreihe werden seit 2009 regelmäßig von interessanten Menschen beantwortet, die „was mit Büchern“ machen, und hier im Blog veröffentlicht. Dadurch entstehen Beiträge, die zum einen Aufmerksamkeit auf Buchmenschen lenken und die zum anderen Veränderungen und Herausforderungen in den unterschiedlichsten Bereichen des Publishing sichtbar werden lassen. Unser Ziel damit ist es, die Menschen noch enger in den Kontakt und Austausch zu bringen.

Wer sind Sie und was machen Sie mit Büchern?

Kai Wels

Mein Name ist Kai Wels und ich mache eigentlich weniger mit Büchern als mit Content. Ursprünglich bin ich UX/UI-Designer und Online-Marketing-Experte. In den letzten 10 Jahren hat sich meine Arbeit jedoch komplett in Richtung Digitale Produkt- und Strategieentwicklung verschoben. In das Verlagswesen bin ich reingerutscht, als meine Frau Selma Wels zusammen mit ihrer Schwester Inci Bürhaniye 2011 den binooki Verlag gegründet hat. Die beiden bei der Markenpositionierung, der digitalen Vermarktungsstrategie und Campaigning zu unterstützen, hat mich inspiriert, 2013 von der Berliner Digital-Agentur „Torben, Lucie und die Gelbe Gefahr“ (TLGG) in die Verlagswelt zu wechseln. Bis vor Kurzem leitete ich das Lektorat und Produktmanagement im Beuth Verlag. Seit Anfang September verantworte ich dort als Senior Manager Product Strategy die Planung, Konzeption und Umsetzung der langfristigen Unternehmensstrategien im Bereich Content und Produkte. Dabei setze ich mich u.a. mit Aspekten der Mensch-zu-Maschine-/Maschine-zu-Maschine-Kommunikation, Internet of Things, dem Einsatz von Künstlicher Intelligenz und Smart Contracts im Zusammenhang mit Blockchain auseinander. Auch das Business Design neuer Geschäftsmodelle wie API-as-a-Product nimmt einen großen Teil meiner Arbeit ein.

Wie sieht ein typischer Arbeitstag bei Ihnen aus?

Auf dem Weg zur Arbeit beim Bäcker in der U-Bahnstation Hallesches Tor ein Franzbrötchen kaufen (Beste Franzbrötchen, wo gibt. Sorry, Hamburg!) und die Menschen dabei beobachten, wie sie auf ihre Smartphones starren. Die aufmerksame Beobachtung meiner Umwelt ist für mich eine wichtige Quelle für die Entwicklung von Problemlösungen. Im Büro angekommen das Übliche: E-Mails checken und Plan für den Tag machen. Dann viele Meetings, analysieren und konzeptionelles Arbeiten, was bei mir bedeutet in der Regel sämtliche Wände, die ich finde, mit bunten Post-Its zu bekleben. Ich brauche dieses analoge Arbeiten mit verschiedenen Stiften und farbigen Klebezetteln, um meine Gedanken zu sortieren und solange neu anzuordnen, bis ich mit dem Ergebnis zufrieden bin. Zu meinem Job gehört auch das Stakeholder Management innerhalb und außerhalb der gesamten Organisation. Was ich mache, hat viel mit Aufklärung und Mentoring zu tun, um die digitale Transformation voranzutreiben. Das bedeutet viel reden, überzeugen, vorleben, motivieren und inspirieren.

Wie hat sich Ihre Arbeit über die Zeit verändert?

Schwerpunktmäßig hat sich meine Arbeit vom gestalterischen Interface Design zum strategischen Service & Business Design verschoben. Aber der Kern blieb immer der gleiche: Für Anwender und Kunden die bestmöglichen Lösungen und Angebote zu konzipieren, umzusetzen und zu vermarkten. Was hinzugekommen ist, sind die damit verbundenen Abhängigkeiten bezüglich Organisationsformen und Arbeitsweisen. Um auf die dynamischen Veränderungen am Markt und bei den Kunden schneller reagieren zu können, reicht es nicht, ein kleines Team von Spezialisten zu führen. Das ist eine Herausforderung, die das gesamte Unternehmen betrifft. Das bedeutet für mich, neben Methodenvermittlung auch kontinuierlich bestehende Prozesse aufzubrechen, zu optimieren und die Selbstbestimmung der Mitarbeiter im Sinne von New Work zu fördern.

Was ist ein Problem, für das Sie eine Lösung suchen?

Mehr Zeit zu haben für die vielen Ideen, die mir fortlaufend einfallen. Mein Kopf entwickelt permanent neue Lösungen und Geschäftsmodelle, z.B. wenn ich morgens in der Bahn sitze. Ich habe ein Backlog von Ideen, für die man wahrscheinlich zwei Leben bräuchte, um sie umzusetzen.

Wer sollte Sie ggf. kontaktieren? Welche Art von Kontakten wäre hilfreich?

Ich bin ein Mensch, der vom kreativen Austausch lebt, von Inspiration und vor allem von Begeisterung. Ich inspiriere gern andere Menschen, lasse mich aber ebenso gern von anderen inspirieren. Was mir schwer fällt, ist der Umgang mit Aussagen wie „Das haben wir schon immer so gemacht.“ Mein ganzes Wesen ist auf Veränderung gepolt und stets mit einem Blick in die Zukunft ausgerichtet. Mit dem Aufrechterhalten des Status Quo habe ich eher Probleme. Insofern suche ich Kontakt zu Menschen, mit denen man Ideen und Visionen entwickeln kann.

Welche Art von Kontakten wäre hilfreich?

Ich versuche meinen Blick immer über den Tellerrand hinaus zu werfen, von daher ist das schwer zu konkretisieren. Menschen, die andere Menschen verbinden, sind für mich von großem Interesse. Dabei spielt die Branche, Herkunft oder Spezialisierung keine große Rolle. Ich kann aus fast allem und von jedem etwas lernen oder schöpfen.

Aus aktuellem Anlass: Selma und ich haben vor kurzem die Aktion #vielfaltdurchlesen (www.vielfaltdurchlesen.de) gestartet. Dafür suchen wir Menschen, die sich für die Vielfalt im Sinne einer offenen Gesellschaft einsetzen. Wir konnten in sehr kurzer Zeit bereits viele Botschafter*innen der Vielfalt gewinnen, u.a. Nora Gomringer, Karla Paul, Dirk von Gehlen, Sasha Marianna Salzmann, Doris Plöschberger, Lann Hornscheidt, Ferda Ataman und Tania Folaji. Unser Ziel ist die Sichtbarmachung der Vielfalt unserer Gesellschaft und der Literatur, die ein Schlüssel zu mehr Offenheit, Toleranz und Respekt sein kann. In Anbetracht der aktuellen politischen und gesellschaftlichen Entwicklungen wollen wir damit ein Zeichen gegen jede Form der Diskriminierung setzen. Dafür können wir jede/-n Fürsprecher*in und Unterstützer*in gebrauchen. Und wenn man die Aktion auch einfach nur in seinem persönlichen Netzwerk bekannt macht.

Wo finden wir Sie im Internet?

Seit meiner Studentenjobzeit als Barkeeper trage ich inoffiziell den Spitznamen kaipiranha. Das ist sozusagen mein Synonym geworden mit dem ich auf so ziemlich allen Kanälen wie Facebook, Twitter oder Instagram zu finden bin. Mein Blog unter www.kaipiranha.de ist seit 2015 leider komplett eingeschlafen. Die Zeit fehlt einfach, ich erwähnte es bereits. Recht neu entdeckt habe ich für mich LinkedIn. Seit der Neuausrichtung auf Social Business Network mit einem Content-Stream nach Facebook-Manier, ist das für mich eine wichtige Quelle der Inspiration und Information geworden.

Bildquelle: Kai Wels

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