Ulrike Wollenberg: Ich leite im Verlag Klett-Cotta die Herstellungs­abteilung

Seit 2009 werden die Fragen unserer Interviewreihe von inzwischen über 700 Menschen beantwortet, die »was mit Büchern« bzw. Publishing machen. Unser Ziel ist es seit jeher, die Blackbox Buchwelt damit zu öffnen und die Leute noch enger in den Austausch zu bringen.

Wer sind Sie und was machen Sie mit Büchern oder im Bereich Publishing?

Ulrike Wollenberg: Ich leite im Verlag Klett-Cotta die Herstellungs­abteilung

Ich heiße Ulrike Wollenberg und leite im Verlag Klett-Cotta die Herstellungsabteilung. Klett-Cotta verlegt Literatur, Sachbuch, Fantasy und Fachmedien im Bereich Psychotherapie und Psychoanalyse. Zusammen mit meinem Team bin ich zuständig für die Produktion des gesamten Buchprogramms und unserer Fachzeitschriften. Alle Titel werden natürlich nicht nur als Print, sondern auch als Ebook oder digital über unser Zeitschriftenportal vertrieben. Von hochveredelten Lederbänden bis zu modularisierten XML-Ausspielungen ist hier alles geboten. Als gelernte Handbuchbinderin freue ich mich natürlich über die Lederbände, aber das besonders schön finde ich, die gesamte weitgefächerte Bandbreite zu bedienen und sich auf sämtlichen Gebieten ständig weiterzuentwickeln.

Wie sieht ein typischer Arbeitstag bei Ihnen aus?

Viel Zeit verbringe ich in Besprechungen, zum Beispiel um zusammen mit Kolleg:innen aus anderen Abteilungen die nächste Produktion vorzubereiten oder um Prozesse nachzuschärfen. Im Moment läuft fast alles digital. Ich telefoniere mit Lieferanten, um Termine und Preise abzustimmen. Ich berate Kolleg:innnen aus Herstellung und Lektorat zu Prozessen und einzelnen Titelproduktionen. Und dann arbeite ich noch an Büchern, die ich selber herstelle.

Wie verändert sich Ihre Arbeit (z.B. durch die fortschreitende Digitalisierung)?

Die Abteilungsgrenzen werden durchlässiger. Die Systeme sind mehr miteinander verbunden. Dies führt dazu, dass überall die Auswirkungen des eigenen Tuns auf andere Bereiche immer mitbedacht werden muss.

Die Themen Standardisierung und Automatisierung waren schon länger Themen und bleiben es weiterhin. Zum Beispiel müssen bei der Konzeption von Titeln schon mögliche Automatisierungen in Richtung POD mitgedacht und die Standards darauf angepasst werden.

Welche Erfolge konnten Sie in letzter Zeit feiern?

Wir haben bei Klett-Cotta vor kurzem eine Verlagssoftware eingeführt. Hier war ich im Projektteam für die Prozesse zuständig. Es war sehr spannend, wie die Prozesse über den Verlag hinweg zusammenspielen und ineinandergreifen. Ich habe hier sehr viel gelernt.

Wo hakt es? Was ist eine Herausforderung, für die Sie eine Lösung suchen?

Wir müssen unsere Systeme noch mehr aneinander koppeln, zum Beispiel unsere Datenarchivierung an die Verlagssoftware. Dies wird eine wichtige Zukunftsaufgabe sein.

Ein weiteres Thema sind die gestiegenen Preise. Es bleibt eine große Herausforderung, hiermit umzugehen.

Wer sollte Sie ggf. kontaktieren? Welche Art von Kontakten wäre hilfreich?

Ein Austausch mit Kolleg:innen aus den Bereichen Produktion und Prozessmanagement ist immer hilfreich.

Wo finden wir Sie im Internet?

Bei LinkedIn und Xing.

Wen sollten wir auch mal fragen? Wer macht Zukunftsweisendes im Publishing oder in der Buchwelt allgemein?

Katja Splichal, Leiterin des Verlagsbereiches Produktion beim Ulmer Verlag.

Die Abschlussfrage darf natürlich nicht fehlen: Welches Buch hat Sie zuletzt beeindruckt?

»Auf der Straße heißen wir anders« von Laura Cwiertnia. Das Buch beschreibt eine Familiengeschichte vor dem Hintergrund der Verfolgung der Armenier und der Migration nach Deutschland. Ich fand es formal brillant erzählt und sehr interessant, da ich wenig über die Hintergründe wusste. Das Buch hat mich sehr berührt.

 

Ulrike Wollenberg: Ich leite im Verlag Klett-Cotta die Herstellungs­abteilung

Ulrike Wollenberg ist auch Sprecherin bei unserem Medienpartner future!publish, dem Kongress für die Buchbranche.

www.futurepublish.berlin

 

Foto (c) Angelika Synek

 

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